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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Nanncie«, antwortete er.
    »Woher hat Nanncie ihn?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Das hat sie mir nicht verraten. Sie sagte, sie hätte ihn zu ihrem eigenen Schutz bekommen, glaubte aber, ich würde ihn eher brauchen als sie.«
    »Dann will ich Ihnen mal etwas erzählen. Eddie — mit Nachnamen heißt er übrigens Sutton — passierte gestern abend gegen zehn mit einer Ladung Marihuana die Grenze. In seiner Begleitung befand sich noch ein Mann — vermutlich war das Puggy. Es hatte angefangen zu regnen, und sie hatten zwei Stunden Verspätung. Wahrscheinlich hat ihnen die Tatsache, daß Puggy sich zunächst mal um Sie kümmern mußte, ihren Zeitplan etwas durcheinandergebracht.
    Sutton parkte am Straßenrand und ließ den Kundschafterwagen vorausfahren. Er sollte das Terrain erkunden. Er und Puggy gerieten in Streit — vielleicht ging es um die Teilung des Zasters, vielleicht auch darum, daß es einem von ihnen leid tat, daß man Sie nicht endgültig zum Schweigen gebracht hatte, und —«
    »Moment mal«, bremste Hale, »die Gangster haben einen Wagen zurückgeschickt, um diese löbliche Absicht auszuführen.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Nachdem ich schon eine halbe Ewigkeit gefesselt in meinem Wagen gelegen hatte, hörte ich Motorengeräusch. Ich hatte den
    Eindruck, daß der Fahrer etwas suchte. Er fuhr zwei- oder dreimal hin und her.«
    »Standen Sie nahe an der Straße?«
    »Bei Tageslicht wäre ich nicht zu übersehen gewesen, aber in der Dunkelheit konnte der Scheinwerferkegel durchaus über meinen dunklen Wagen Weggehen, ohne daß der Fahrer mich sah. Jetzt ist mir klar, daß sie mich erledigen, auf ein Boot schaffen und mich mit Gewichten an Hals und Füßen im Golf versenken wollten. Es hatte angefangen zu regnen und war stockdunkel.
    Ich bildete mir ein, daß ich von dem Wagen Hilfe erwarten konnte, und versuchte Lärm zu schlagen, allerdings ohne Erfolg. Das war vermutlich mein Glück.«
    »Da können Sie recht haben«, sagte ich ernst.
    »Sie meinen, Puggy und Eddie sind sich in die Haare geraten?« fragte Cole.
    »Ja, so sieht’s aus. Eddie ist jedenfalls die Auseinandersetzung schlecht bekommen.«
    »Er ist tot?« fragte Hale.
    »Tot«, bestätigte ich.
    »Wie ist es passiert?«
    »Er ist mit einem .38er Revolver erschossen worden«, sagte ich, »und es würde mich nicht wundern, wenn sich heraussteilen sollte, daß der Revolver, aus dem die tödliche Kugel abgefeuert wurde, dieselbe Waffe war, die Puggy Ihnen weggenommen hat und die Nanncie Ihnen zu Ihrem Schutz gab, nachdem sie den Revolver zu ihrem eigenen Schutz bekommen hatte.«
    Hale sah mich an, sah Nanncie an, sah mich an, sah wieder Nanncie an. »Hast du ihn von Milt?« fragte er Nanncie.
    Sie nickte.
    Hale war sehr schnell mit seiner Entscheidung bei der Hand.
    »Du verrätst niemandem, woher du die Waffe hast«, bestimmte er. »Überlaß die Erklärungen ruhig Calhoun. Er hat ja genug Geld und Beziehungen und kann sich die besten Anwälte Amerikas leisten. Laß dich da nicht hineinziehen. Soll Calhoun doch sehen, wie er fertig wird.«
     

11
     
    Ich zahlte das Bier. Dann sagte ich zu Hale: »Sie müssen uns zu dem Haus bringen, wo Sie die Nacht verbracht haben. Was ist eigentlich aus Ihren Fesseln geworden?«
    »Die sind hinten in meinem Wagen.«
    »Wie hieß denn Ihr barmherziger Samariter? Wissen Sie das noch?«
    »José Chapalla.«
    »Sprechen die Leute Englisch?«
    »Aber ja...«
    Ich betrachtete mir die Fesseln im Kofferraum. Es war kräftige Angelschnur, in der Knoten verdammt gut halten.
    Ich nahm die Schnur in die Hand und betrachtete die Enden.
    »Wonach sehen Sie?« fragte Hale.
    »Ein Jammer, daß Ihr mexikanischer Freund noch nichts von wissenschaftlich-kriminalistischen Methoden gehört hat.«
    »Wieso?«
    »Ein guter Polizist wird Fesseln nie aufbinden, sondern die Schnur zerschneiden, um die Knoten unversehrt zu lassen.«
    »Warum?«
    »Manchmal kann man aus der Art, wie ein Knoten gebunden ist, auf den Mann schließen, der das Opfer gefesselt hat.«
    »Kapiere. Seemannsknoten und so...«
    »Ja, jeder Stand hat da seine spezielle Methode. Seeleute, Packer — und natürlich auch Amateure... Na, dann wollen wir mal. Fahren Sie vor. Wir kommen dann nach. Wie weit ist es?«
    »Etwa zehn Meilen. Aber ich würde gern mit Ihnen fahren, damit ich mich ein bißchen ausstrecken kann. Nanncie kann meinen Wagen nehmen. Nach dieser Nacht tut mir jeder einzelne Knochen weh, jeder einzelne Muskel, jede einzelne

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