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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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ihre Karten auf den Tisch zu legen.«
    »Durchaus nicht«, gab Roberts gereizt zurück. »Mir geht es lediglich darum zu zeigen, daß die Anklagevertretung die Verhandlung so fair wie möglich zu führen gedenkt. Nichts wäre mir lieber als ein überzeugender Beweis für die Unschuld des Angeklagten, so daß Anklagevertretung und Verteidigung gemeinsam die Einstellung des Verfahrens beantragen könnten.«
    »Und wenn die Verteidigung keine Erklärungen abgibt?« fragte Newberry.
    »Dann«, erwiderte Roberts scharf, »werden wir beantragen, den Angeklagten zur Aburteilung dem nächsthöheren Gericht zu überstellen. Die Anklage lautet auf Mord.«
    »Treten Sie Ihre Beweisführung an«, forderte Richter Polk Roberts auf.
    Als ersten Zeugen rief Roberts den Bezirksvermessungsbeamten auf und zeigte dem Gericht die Skizze, die er von einem Abschnitt der Straße zwischen Calexico und Imperial Valley angefertigt hatte.
    Hierzu ergaben sich keine Fragen und auch kein Kreuzverhör.
    Der nächste Belastungszeuge war ein Polizist aus Calexico, der in der Mordnacht Streifendienst gehabt hatte. Er hatte den Kombi mit dem Hausboot-Anhänger an der Straße nahe der Stadtgrenze von Calexico stehen sehen. Er war ihm schon am Abend aufgefallen, und als er das Gefährt kurz nach Mitternacht noch am gleichen Fleck stehen sah, beschloß er, dem Fahrer noch eine Galgenfrist bis zum Morgen zu lassen und ihn dann höflich, aber bestimmt, darauf aufmerksam zu machen, daß es nicht zulässig sei, mit einem Hausboot am Rande einer verkehrsreichen Straße Wurzeln zu schlagen.
    Am Morgen hatte er dann mehrmals an die Tür des Hausbootes geklopft und, als niemand antwortete, die Klinke heruntergedrückt. Die Tür war unverschlossen gewesen. Er hatte in das Hausboot hineingeschaut und einen regungslos am Boden liegenden Mann gesehen, der offensichtlich erschossen worden war. Daraufhin hatte er sehr schnell die Tür wieder zugemacht und dabei möglichst keine Fingerabdrücke hinterlassen.
    Er hatte dann über Funk seine zuständige Dienststelle verständigt, und man hatte ihm sofort Verstärkung geschickt und den Sheriff von El Centro benachrichtigt, der ebenfalls seine Leute in Trab gesetzt hatte.
    Die Beamten hatten den Kombi samt Hausboot zur Polizeidirektion nach Calexico geschafft, wo alle Möglichkeiten für eine genaue Untersuchung gegeben waren.
    Ein Fingerabdruck-Experte aus dem Büro des Sheriffs war eingeschaltet worden. Außerdem hatte man Sergeant Frank Sellers hinzugezogen, einen Beamten aus dem Morddezernat in Los Angeles, der häufig als Verbindungsmann in schwierig gelagerten Fällen in der Provinz fungierte.
    »Keine Fragen, kein Kreuzverhör«, sagte Newberry wenig freundlich.
    Ein Beamter bezeichnete auf dem Lageplan die Stelle, wo der Kombi und der Anhänger gesichtet worden waren.
    Wieder gab es kein Kreuzverhör.
    Der Fingerabdruck-Experte aus dem Büro des Sheriffs wurde in den Zeugenstand gerufen. Er sagte aus, er habe sowohl den Kombiwagen als auch das Hausboot innen und außen sorgfältig nach Fingerabdrücken abgesucht.
    Die Frage, ob er Spuren gefunden habe, bejahte er.
    Er habe eine große Anzahl verwischter Fingerabdrücke festgestellt, und zwar einige fünfundsiebzig, die nicht identifizierbar waren sowie eine Anzahl weiterer, die er habe identifizieren können.
    »Wo fanden Sie die Fingerabdrücke«, erkundigte sich Roberts, »die Sie identifizieren konnten?«
    »Ich habe fünf Abdrücke einer linken Hand an der Aluminium-Außenwand des Hausbootes links von der Türklinke gefunden«, sagte der Experte. »Einer, vermutlich der des Daumens, war verwischt. Die anderen vier waren identifizierbar.«
    »Haben Sie Fotos der Abdrücke?«
    »Jawohl.«
    »Zeigen Sie bitte diese Fotos.«
    Der Zeuge zückte die Aufnahmen.
    »Sie sagen, diese Fingerabdrücke waren identifizierbar. Haben Sie sie identifiziert?«
    »Jawohl.«
    »Wessen Fingerabdrücke sind es?«
    »Es sind die Fingerabdrücke des Angeklagten, Milton Carlin Calhoun.«
    Im Saal wurde erregtes Volksgemurmel laut, und Newberry klapperte erregt mit den Augendeckeln. Aber sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos.
    Calhoun dagegen zeigte Bewegung. Er machte erst ein ungläubiges, dann ein bekümmertes Gesicht.
    Diesen Zeugen nahm Newberry in ein allerdings flüchtiges Kreuzverhör.
    »Sie wissen nicht, wann diese Fingerabdrücke entstanden sind?« fragte er.
    »Nein, das weiß ich nicht. Jedenfalls aber zu einem Zeitpunkt, ehe man mich zur Spurensicherung geholt hatte.

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