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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Beute ein. Wenn die Flut die Boote wieder flottgemacht hat, haben die Muschelsammler genug, um in den Staaten astronomische Preise erzielen zu können.
    Diese Muschelsammler und einige wenige Touristen, die das Fisch- und Muschelparadies kennen, sind die einzigen Fremden, die den heiteren Frieden von El Golfo unter der Sonne des Golfes von Mexiko stören.
    Das Motel ist sauber, hat fließendes Wasser und Duschen in mexikanischem Stil, die die unglückselige Neigung haben, den Fußboden zu überschwemmen, und deren Wasser, wie ich bereits bemerkt, »Raumtemperatur« hat.
    Aber Nanncie war ein nettes, unkompliziertes Mädchen, und ich hatte das Gefühl, daß sie sich über diese kleinen Nachteile hinwegsetzen und sich in El Golfo wohlfühlen konnte.
    Auf der Fahrt dorthin lernte ich sie ein bißchen besser kennen.
    »Sie müssen mich für ein ziemlich verkommenes Stück halten«, sagte sie.
    »Warum?«
    »Weil ich mich so für Hale einsetze und außerdem mit Milt Calhoun befreundet bin und — und außerdem noch eine Handvoll Freunde habe.«
    Ich merkte, daß sie sich gern ein bißchen aussprechen wollte, und hielt mich daher stur an mein Steuer.
    »Für einen Außenstehenden ist es schwer zu verstehen, wie wir Schriftsteller leben.«
    Wieder schwieg ich.
    »Es ist eine eigene kleine Welt«, fuhr sie fort, «eine Art Geheimbund. Unsere Freundschaften sind sehr eng, aber wir sind nicht so sexbesessen, wie viele Leute glauben. Wir haben so viele andere Probleme, so viel, das uns in Atem hält. Das Leben ist ein ständiger Kampf. Wir müssen sehen, wie wir uns durchschlagen, und manchmal ist das gar nicht so einfach. Trotzdem macht es Spaß.
    Wir warten gespannt auf die Post, auf Verlegerbriefe, auf die zurückgesandten Manuskripte, auf die gelegentlichen Schecks.
    Wir können froh sein, wenn wir in kleineren Blättern etwas absetzen, in Kirchenzeitschriften etwa, in den Hauszeitschriften von Firmen oder Supermärkten. Wir verkaufen Füller, kleine Artikel, manchmal eine Kurzgeschichte, einen kleinen Roman.
    Wir stehen immer mit einem Fuß auf der Straße. Wenn man in einer Clique richtig Fuß gefaßt hat, kann man gelegentlich mal einen Kumpel anpumpen, wenn der zwei oder drei gute Artikel hintereinander verkauft hat und man die Miete zahlen muß. Im Notfall geht das. Aber wehe, man macht sich nicht bei der nächsten Gelegenheit ehrlich. Nassauer können sich bei uns nicht halten.
    Man kann schlecht erklären, wie wir dort in der Billinger Street leben. Vielleicht ist es bei uns noch ein bißchen so wie ganz früher mal in Greenwich Village in New York.«
    »Paßt eigentlich Milton Calhoun in dieses Bild hinein?« fragte ich.
    »Eben nicht. Und deshalb ist er mir unbehaglich. Milt möchte als Freund betrachtet werden, aber man spürt, daß er nicht zu uns gehört. Wenn ich ihn heiraten würde, müßte ich mich von diesem Leben trennen, das ich liebe. Wir würden an die französische Riviera reisen oder Kreuzfahrten machen. Meine jetzigen Freunde würden sich in dieser Umgebung ebensowenig wohlfühlen wie ich.
    Milt versucht nach Kräften, sich der Clique anzupassen, aber das ist nur Schau. Er ist und bleibt ein Außenseiter.«
    »Meinen Sie damit, daß er ein Heuchler ist?«
    »Nein, nein, Sie verstehen mich völlig falsch. Milt hält mein jetziges Leben für ziemlich jämmerlich, und er möchte mich daraus erretten. So betrachtet er diese Freundschaft — als einen Rettungsanker. Er möchte mich heiraten, sobald er frei ist, er möchte mir ein großes Haus zur Verfügung stellen und Dienstboten und eine Jacht und all das Zeug, das reiche Leute als Statussymbol brauchen.«
    »Und das möchten Sie nicht?«
    »Nein, das möchte ich nicht. Ich mag Milt. Ich mag ihn sogar sehr. Wenn ich nicht sehr aufpasse, verliebe ich mich vielleicht noch in ihn. Aber ich liebe auch mein Leben, so wie es jetzt ist. Es ist irgendwie aufregend, jederzeit mit dem Rausschmiß rechnen zu müssen, die Zeitschriften und Schriftstellermagazine nach Tips und Absatzmöglichkeiten durchzuforschen.
    Manchmal bin ich mit der Miete im Rückstand. Es ist auch schon vorgekommen, daß ich nicht einmal genug Geld für Briefmarken hatte. Aber ich gehöre zur Clique. Wir ziehen alle an einem Strang. Es ist ein wunderbares Leben, und ich liebe es.«
    »Vielleicht zäumen Sie das Pferd verkehrt herum auf«, sagte ich.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Vielleicht sollten Sie Calhoun retten.«
    »Wovor?«
    »Vor dem Leben, das er führt.«
    Sie lachte. »Na, da würde

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