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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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essen, und in zwei Wochen wird die Miete fällig.«
    »Leider kann ich mit meinem Angebot nicht weiter heruntergehen«, sagte ich.
    »Könnten Sie nicht doch fünfzehn Dollar als Anzahlung nehmen und sich die restlichen zwanzig Dollar in zwei Wochen holen? Ich habe gerade einen Artikel verkauft. In zwei Wochen habe ich die zwanzig Dollar bestimmt.«
    »Bedaure«, sagte ich. »Wer sonst würde sich hier im Haus für eine Schreibmaschine interessieren?«
    »Niemand. Auf diesem Aufgang sind nur vier Wohnungen. Die vierte gehört einer Geschäftsfrau. Sie fährt jeden Morgen ins Büro. Über die Leute im oberen Stockwerk weiß ich nichts.«
    Ich verstaute meine Maschine wieder im Koffer.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Dann muß ich ein Haus weitergehen. Wissen Sie, wer da wohnt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir kümmern uns wenig um unsere Nachbarn. Wir haben unseren kleinen Freundeskreis, und damit hat es sich. Wissen Sie, Ihre Maschine reizt mich ja sehr...«
    »Ich wünschte, ich könnte auf Ihren Vorschlag eingehen. Aber ich muß schließlich auch leben.«
    »Schreiben Sie?«
    »Gelegentlich.«
    »Sie scheinen keine Schwierigkeiten zu haben, Ihre Manuskripte an den Mann zu bringen.«
    »Sieht man mir das an?«
    »Ja. Sie wirken so tatkräftig, so — so sicher. Schauen Sie sich uns Freiberufler an. Täglich werden wir mit abgelehnten Manuskripten eingedeckt, und nach einiger Zeit wirken wir alle irgendwie schlapp und frustriert. Ich hab’ das bei anderen beobachtet, und ich glaube, bei mir fängt es jetzt auch schon so an.«
    »Sie sind ein sympathisches Mädchen«, sagte ich. »Ich riskier’s einfach mal! Geben Sie mir also meinetwegen fünfzehn Dollar und Ihre Schreibmaschine, und die restlichen zwei Zehner hole ich mir in zwei Wochen.«
    »Das würden Sie tun?« Sie strahlte auf wie eine Tausend-Watt-Leuchte.
    Ich nickte.
    »Das ist wundervoll! Ich habe mir über das Aussehen meiner Arbeit in letzter Zeit ernsthafte Gedanken gemacht. Die Manuskripte wirken so laienhaft, und —«
    »Ein neues Farbband würde Ihrer Maschine auch nicht schaden«, meinte ich.
    »Neue Farbbänder kosten Geld. Und das findet man nicht so einfach auf der Straße...«
    Sie ging in das Nebenzimmer, kramte eine Weile herum, dann tauchte sie mit zwei Fünfern und fünf Dollar in einzelnen Scheinen auf.
    Ich übergab ihr meine Schreibmaschine, steckte dafür ihren Klapperkasten in den Koffer und sagte: »In zwei Wochen bin ich wieder da. Hoffentlich bringt Ihnen die neue Maschine Glück.«
    »Bestimmt!« strahlte sie. »Ich habe richtig wieder Mut bekommen. Sie heißen Lam?«
    »Donald Lam.«
    »Sie bekommen die Restsumme bestimmt, Donald. Jetzt geht’s wieder aufwärts. Ich spüre es richtig. Ich hätte Ihnen gern eine größere Anzahlung gegeben — aber ab und zu muß ich auch einen Happen essen, und wenn’s nur ein Hamburger ist. Mit knurrendem Magen läßt sich’s einfach nicht arbeiten.«
    »Ganz meine Meinung.«
    Sie brachte mich zur Tür. Plötzlich schlang sie impulsiv die Arme um meinen Hals und küßte mich auf die Wange. »Ich finde Sie einfach großartig«, erklärte sie.
    Ich schleppte ihr Museumsstück zu meinem Wagen und ließ
    mir die Informationen, die ich über Nanncie Beaver erhalten hatte, durch den Kopf gehen.
    Zwei Taxitouren. Beim erstenmal wurden die Pappkartons abtransportiert, dann, nach einer knappen halben Stunde, die Koffer. Damit war Nanncie Beaver aus der Billinger Street verschwunden.
    Ich stellte mich vor den Stummen Portier im Hausflur und stellte fest, in welchem Apartment die Hausverwalterin wohnte.
    Sie war eine plumpe Frau, hatte etliche vierzig Lenze hinter sich und wirkte entsprechend abgebrüht. »Haben Sie ein Apartment frei?« fragte ich.
    »Zweiundsechzig B, im zweiten Stock wird frei. Ein sehr hübsches Apartment.«
    »Kann ich es mir einmal ansehen?«
    »Das geht im Augenblick nicht. Es muß noch saubergemacht werden. Der Mieter ist gerade gestern erst ausgezogen und hat ein ziemliches Durcheinander hinterlassen.«
    »Das macht nichts.«
    »Ich kann nicht mit hinaufkommen. Ich erwarte ein Ferngespräch.«
    »Dann geben Sie mir den Schlüssel. Ich finde schon hin«, schlug ich vor.
    »Was machen Sie beruflich?« fragte sie.
    »Ich bin Schriftsteller.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Schriftsteller sind schlechte Zahler. Sie haben den besten Willen, aber einem nackten Mann kann man nicht in die Taschen greifen, und diese Leute sind oft nackter als nackt!«
    »Was verlangen Sie an Miete?«

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