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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Tauschgeschäft?«
    »Dazu muß ich mir erst noch einmal Ihre Maschine genauer ansehen.«
    Sie ging hinüber zu dem Stuhl, nahm die Manuskriptseiten von ihrer Schreibmaschine und deponierte sie auf einem Bücherbord. Dann brachte sie die Maschine herüber, stellte sie neben meine und reichte mir ziemlich ungnädig ein Blatt Papier.
    Ihr Klapperkasten war ein Museumsstück. Es lärmte und schepperte wie eine Mähmaschine. Die Zeilen bewegten sich in Schlangenlinien, und die Typen waren verschmutzt. Das »e« und das »a« waren angeknabbert.
    »Na?« fragte sie.
    »Ich nehme Ihre Maschine in Zahlung, wenn Sie noch vierzig Dollar in bar dazulegen.«
    Sie überlegte. »Lassen Sie mich noch einmal auf Ihrer Maschine schreiben.«
    Sie klapperte begeistert darauf herum. Offenbar hatte sie angebissen.
    »Fünfundzwanzig Dollar«, sagte sie.
    »Vierzig«, wiederholte ich. »Die Maschine ist so gut wie neu.«
    »Dreißig.«
    »Fünfunddreißig, und der Handel ist perfekt.«
    »Sie sind aber zäh!«
    »Ich brauche das Geld — aber meine Maschine hat auch ihren Wert. An Ihrem Kasten muß allerlei gemacht werden.«
    »Das weiß ich.«
    Sie schwieg einen Augenblick. »Wären Sie damit einverstanden, daß ich fünfzehn Dollar anzahle und Ihnen die restlichen zwanzig Dollar in zwei Wochen gebe?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich brauche sofort Bargeld.«
    Sie seufzte bedauernd. »Ich kann’s mir nicht aus den Rippen schneiden.«
    »Tja«, meinte ich, »dann werde ich es mal nebenan versuchen. Wer wohnt neben Ihnen, in Apartment 62 B?«
    »Niemand.«
    »Steht die Wohnung leer?«
    »Die Mieterin ist ausgezogen. Sie hieß Beaver. Nanncie Beaver. Mit Drei N: N-a-n-n-c-i-e.«
    »Schriftstellerin?«
    »Vermutlich. Jedenfalls hat sie immer eifrig geklappert.«
    »Gesellig?«
    »Nicht besonders. Aber ein nettes Mädchen. Sie ist sehr plötzlich verschwunden. Ich hab’s erst gestern erfahren.«
    »Hatte sie Freunde?«
    »Das weiß ich nicht. Wir leben hier jeder unser eigenes Leben. In 6o B wohnt ein Paar — Austin heißen sie —, von denen weiß ich überhaupt nichts. Ich glaube, er hat irgendwo eine feste Anstellung. Ob sie schreibt, weiß ich nicht. Jedenfalls höre ich sie nie tippen. Ich glaube, sie ist Bildhauerin oder so. Sie leben sehr für sich — wie eigentlich die meisten hier.«
    Sie dachte einen Augenblick nach. »Aber das ist ja auch gut so. Anders wär’s nicht auszuhalten...«
    »Hat Miss Beaver vorher davon gesprochen, daß sie ausziehen wollte?«
    »Nein. Ich hab’s erst gemerkt, als sie ihre Pappkartons und Koffer herumschleppte.«
    »Hat sie die durch eine Spedition abholen lassen?«
    »Nein. Ein Taxi stand unten. Der Fahrer hat ihr beim Heruntertragen geholfen.«
    »Sonderbare Sache...«, meinte ich.
    »Sie hatte mindestens ein halbes Dutzend Pappkartons, mit Klebeband verschlossen. Die hat sie zuerst weggeschafft. Nach einer halben Stunde ist sie dann zurückgekommen und hat die Koffer geholt.«
    »Und der Taxifahrer hat ihr beide Male geholfen?«
    »Ja.«
    »Derselbe Taxifahrer?«
    »Das weiß ich nicht. Sagen Sie mal — weshalb interessieren Sie sich eigentlich so brennend für Nanncie Beaver?«
    »Das kann ich selber nicht so genau sagen. Wissen Sie, mich reizen solche ungewöhnlichen Vorkommnisse zum Kombinieren. Ich wittere in jedem Menschen Material für eine Geschichte. Was Sie mir erzählen, kitzelt meine Neugierde.«
    »Na, Nanncie ist jedenfalls weg. Ihr können Sie keine Schreibmaschine mehr verkaufen.«
    »Sie glauben nicht, daß sie zurückkommt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Was, meinen Sie, könnte ich bei einem Tausch herausschlagen?«
    Ich beugte mich wieder über ihre Schreibmaschine. »Viel Hoffnung kann ich Ihnen nicht machen. Der Kasten ist ziemlich mitgenommen. Er muß gereinigt, geölt und gründlich überholt werden.«
    »Ich weiß. So was schiebe ich immer gern auf die lange Bank. Wenn man freiberuflich tätig ist und nur von Artikeln und dergleichen lebt, ist man immer knapp bei Kasse. Ohne die Maschine sitze ich auf dem Trockenen. Ich kann es mir einfach nicht leisten, sie in die Werkstatt zu geben und ein paar Tage nichts zu tun. Manchmal bekomme ich für einen Artikel weniger als fünf Dollar.«
    »Pech«, sagte ich. »Wenn Ihre Manuskripte etwas — wie soll ich sagen — etwas geschäftsmäßiger aussehen würden, kämen sie vielleicht besser an.«
    »Ja, das habe ich mir auch schon gedacht. Deshalb wollte ich hören, was Sie vorzuschlagen haben. Aber ich muß schließlich auch

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