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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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meinem Sessel. Während ich von Dr. Arsch erzähle, sieht Harry sogar aus, als wolle er schnell sein Hackebeil und die Jagdflinte holen, um damit ein blutiges Massaker in der obersten Chefetage anzurichten.
    Als ich meinen ausführlichen Bericht beendet habe, geht es mir gut. Noch nie in meinem Leben habe ich über so persönliche Dinge vor völlig fremden Menschen gesprochen. Okay, vielleicht doch: Bei Hannes im Shopping-Center. Aber genau wie er wollten diese Fremden das Ganze offensichtlich hören. Als ich endlich erschöpft schweige, sagt Edgar: »Ich finde, du solltest den Job haben. Das mit der Bohne wird schon klappen. Auf einen Hof gehört auch ein Kind. Vielleicht können wir dir ja helfen.«
    »Ich stimme zu!«, sagt Alina und hebt bekräftigend den Arm. »Wir dürfen nicht zulassen, dass patriarchalisch geprägte Drecksschweine uns Frauen am Kinderkriegen hindern!«
    Harry nickt nur, hebt aber auch den Arm.
    »Du bist die beste Bewerberin, Paula«, sagt Elena und drückt mir die Schulter. »Insofern hättest du den Job eh bekommen. Dass du ein Kind erwartest, ist wunderbar und darf für uns kein Hinderungsgrund sein, dich zu nehmen. Das kann man alles regeln.«
    Ich bin sprachlos.
    »Wann kannst du anfangen?« Elena blickt mich fragend an.
    »Morgen«, antworte ich schwach, und alle nicken.
    »Super! Morgen um neun? Dann führe ich dich erst mal rum und zeige dir das Büro. Und jetzt siehst du aus, als ob du ein wenig Ruhe gebrauchen könntest.« Sie grinst, und die ökologisch wertvolle Versammlung scheint damit aufgehoben zu sein.
    Alina, Harry und Edgar ziehen von dannen, und Elena begleitet mich zu meinem Auto, auf dass ich nicht doch noch von Herpes und Typhus dahingerafft werde. Die beiden lungern auch tatsächlich neben dem Golf herum und springen diensteifrig auf, als wir den Hof betreten. Elena hat mir versichert, dass sie herzensgute Tiere sind, aber die Tatsache, dass sie über scharfe Zähne verfügen – das war deutlich zu erkennen, als sie vorhin den Golf umzingelt haben –, macht mich doch ein wenig nervös.
    »Langsam, ihr zwei!«, sagt Elena gebieterisch, und tatsächlich scheinen die beiden jetzt recht friedfertig, womit wir einander vorgestellt werden können.
    Herpes, der deutlich weniger Einschüchternde der beiden, ist ein sehr bunter kleiner Jack Russell, der jetzt neugierig um meine Beine herumwuselt. Typhus hält sich etwas abseits, beobachtet mich aber genau. An seiner Produktion müssen ein Schäferhund, ein Dobermann und mindestens ein Schaf beteiligt gewesen sein. Er ist schmutzig grau, geht mir fast bis zur Mitte des Oberschenkels und hat echte Dreadlocks.
    Während ich mit den Hunden des Grauens Frieden schließe, rollt ein sehr großer Geländewagen auf den Hof. Einer aus genietetem Blech mit Leiter auf dem Dach. Die silbergraue Karosserie ist mit dunkelbraunen Schlammkrusten überzogen. Heraus springt ein offensichtlich sehr schlecht gelaunter Kerl und macht sich auf den Weg ins Haus.
    »Simon! Warte!«, ruft Elena ihm hinterher. Aha, der Unzuverlässige. Jetzt noch ergänzt um das Adjektiv »schlecht gelaunt«. Er bleibt im Schein der Außenbeleuchtung stehen und dreht sich halb um.
    »Was?«, fragt er heiser. Hm, ich mag Männer, die so klingen. Aber nur, wenn sie zuverlässig und mit einer gründlichen Frohnatur ausgestattet sind.
    »Ich möchte dir Paula vorstellen.« Simon zögert offensichtlich, er möchte mich wohl nicht vorgestellt bekommen.
    Dann gibt er sich einen Ruck und kommt auf uns zu. Er ist groß und hat wilde blonde Haare. Eigentlich sieht er mehr aus wie ein Surfer am Strand von Sankt Peter-Ording. Seine Jeans sitzen ihm tief auf der Hüfte, und trotz der Kälte trägt er nur einen schwarzen Pullover.
    »Hallo. Paula«, nehme ich den Faden auf. Er nickt nur.
    »Paula wird ab morgen bei uns arbeiten«, ergänzt Elena. Wieder folgt ein teilnahmsloses Nicken.
    Kurz bevor es peinlich wird, sagt er leise: »Schön, bis dann«, und verschwindet zügig aus unserem Blickfeld.
    »Er hat es zurzeit nicht leicht«, sagt Elena leise. »Hm, du aber auch nicht«, stellt sie dann fest, und ihr Blick ruht auf mir. Kommentarlos umarmen wir uns, und ich fahre nach Hause.

Kapitel 16
    Um halb neun am nächsten Tag stehe ich wieder auf dem Hof und wage mich sogar aus dem Auto, in der Hoffnung, dass Typhus und Herpes keine Probleme mit ihrem Kurzzeitgedächtnis haben. Sie scheinen sich an mich zu erinnern und wirken sogar recht erfreut über mein erneutes Auftauchen.
    Elena

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