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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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lackiert, was aber nicht über sein erhebliches Alter von ungefähr hundertzwanzig Jahren hinwegtäuschen kann. Vermutlich wurde er zeitgleich mit dem Mammut-Computer im Büro angeschafft. Neben dem Methusalem-Trecker hockt Edgar und hantiert höchst professionell mit Schraubenschlüssel und diversem anderen Männerspielzeug.
    »Guten Morgen, die Damen!«, begrüßt er uns freudig.
    »Ich führe Paula herum«, sagt Elena und beugt sich zu ihm herunter.
    »Und? Gefällt dir der Hof?« Edgar blickt zu mir hoch, während Elena anfängt, an einer Schraube zu drehen.
    »Ja. Gefällt mir sehr gut. Ich bin froh, hier zu sein«, antworte ich wahrheitsgemäß und wundere mich über die völlige Abwesenheit der fleißigen Arbeitsbiene. Die hätte irgendetwas wie »Sehr hübsch, allerdings sehe ich da einige Prozessoptimierungsmöglichkeiten!« gesagt. Aber sie schweigt. Vielleicht hockt sie noch schmollend im Auto?
    Nachdem Edgar Elenas Hand an der Schraube sanft, aber energisch beiseitegeschoben hat, laufen wir weiter. Wie Elena verkündet, ist unser nächstes Ziel das Backhaus. Wir umrunden den linken Teil des Hofes und gelangen zu einem kleinen Neubau. Vor dem Haus parkt ein Lieferwagen mit der Aufschrift: Brot & Butter. Nur das Beste im Teig!
    »Alina ist zurzeit die Einzige, die gut verkauft. Viele Bioläden bieten ihr Brot an, und sie beliefert jetzt schon einige Kantinen in der Stadt. Sie macht das wirklich gut. Weil es so viele Auflagen bei der Produktion von Brot und anderen Speisen gibt, haben wir uns vor zwei Jahren entschieden, eine richtige Küche einzurichten. Nach Normen der EU . Voilà!«
    Sie öffnet die Tür für mich, und ich trete ein. Es duftet so herrlich, dass mein Magen auf der Stelle mit einem kleinen Samba beginnt. Leider nicht still und leise, sondern lautstark.
    Die Küche ist gut ausgestattet, und Alina begrüßt uns leicht gestresst, aber freundlich. Im Vorbeiwirbeln drückt sie mir einen in Küchentücher eingewickelten Laib Brot in die Hand. »Gut für Schwangere«, sagt sie und jagt in einem Höllentempo weiter. »Mit Leinsamen, wirkt abführend!«
    »Wow! Danke!«, rufe ich ihr hinterher, aber sie ist schon durch eine Tür verschwunden. Abführend? Ich sollte die weiteren achtundneunzig Seiten in meinem Schwangerschaftsratgeber lesen. Das Kapitel über Verstopfung scheint wichtig zu sein.
    »So, jetzt noch die Tischlerei, und dann hast du alles gesehen«, verkündet Elena, und so nehmen wir unsere Expedition wieder auf. Während wir zurück zum Hof laufen, erklärt Elena mir kurz die Wohnsituation aller Beteiligten. Sie selbst bewohnt drei Räume im Erdgeschoss des Haupthauses. Alina wohnt im Obergeschoss, also direkt neben dem Büro. Edgar wohnt in einer kleinen Wohnung neben den Stallungen, die er erst vor Kurzem fertiggestellt hat, und Harry lebt in einem Peter-Löwenzahn-Bauwagen, an dem wir bei unserer Wanderung durch die Wiesen vorbeigekommen sind.
    »Auch im Winter?«, frage ich etwas ungläubig.
    »Immer!«, antwortet Elena fest.
    Die Tischlerei scheint das gesamte Erdgeschoss des Gebäudes links vom Haupthaus einzunehmen. Laut Elena wohnt Simon direkt darüber. Sind wir vorher einfach so durch alle Türen hindurchmarschiert, klopft Elena jetzt an. Als keine Reaktion erfolgt, holt sie mit der Faust aus und schlägt zweimal gegen das Holz. Die Antwort ist ein »Hmmmm!«, was Elena wiederum als »Kommt doch bitte rein!« deutet. Energisch öffnet sie die Holztür, und ich folge ihr.
    In dem großen Raum duftet es nach Holz und Leim. Ein ganz zarter Unterton von Kaffeearoma hängt in der Luft, und auf dem groben Betonboden liegen Holzspäne. Die Fenster hinaus zu den Wäldern und Wiesen scheinen nachträglich bodentief erweitert worden zu sein, und der Ausblick ist einfach großartig. Spektakulär schön, um genau zu sein. Mein Blick wandert weiter und erfasst Simon den Unzuverlässigen und Schlechtgelaunten. Er steht an einer Werkbank im hinteren Teil des großen Raums und blickt uns düster an.
    »Guten Morgen, du Schönling!«, trötet Elena ihm entgegen.
    »Na, wieder auf der Pirsch, unschuldige Menschen zuzuquatschen?«, fragt er.
    Oh, er kann reden. Das waren sehr viel mehr Worte, als er gestern Abend über die Lippen gebracht hat, wenn auch keine freundlichen. Ob die zwei immer solch einen derben Umgangston miteinander pflegen?
    »Was machst du da?«, fragt Elena und pirscht sich an ihn heran. Damit hatte er schon mal recht.
    »Was mit Holz«, antwortet Simon trocken, und ich

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