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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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mich zu behalten. »Paula«, antworte ich deshalb und probiere ein Lächeln aus.
    Jovial tätschelt sie meine Schulter und wendet sich zum Gehen. In der Befürchtung, dass alles andere die Hunde des Grauens wieder auf den Plan rufen könnte, folge ich ihr schnell.
    »Wie heißen die Hunde?«, frage ich und blicke im Gehen vorsichtig hinter mich – nicht dass ich hinterrücks angegriffen und verspeist werde.
    »Ach, lange Geschichte«, seufzt sie. »Sie heißen wirklich Typhus und Herpes. Das ist schrecklich, aber sie gewöhnen sich an keine anderen Namen. Und nur weil wir die Namen schrecklich finden und negative Assoziationen damit haben, haben wir ja kein Recht, sie ihnen zu nehmen, richtig?« Sie lacht mich an. Ich nicke etwas irritiert und folge ihr weiter durch die kalte Januarluft.
    Gemeinsam betreten wir die Diele, in der ein wenig Weihnachtsschmuck noch von den vergangenen Festtagen zeugt. Der Boden ist mit alten Schiffsdielen ausgelegt, die heimelig bei jedem Schritt knarren, ansonsten herrscht wohltuende Leere. Weiße Wände, ein alter Sekretär und ein paar Glaskugeln in Rot.
    »Schön«, entfährt es mir, und sie lächelt. Galant weist sie mir den Weg zu einem großen Raum mit prasselndem Kamin.
    »Unser Gemeinschaftsraum«, sagt sie und deutet auf einen der alten Ledersessel. Etwas befangen nehme ich Platz.
    »Ich sage nur schnell den anderen Bescheid und bin gleich wieder da. Möchtest du etwas trinken? Vielleicht einen Tee? Eigene Produktion.«
    Ich nicke und strecke behaglich die Füße aus.
    Elena Meyer ist weiß Gott keine Elfe und hat einen nicht unerheblichen Körperumfang, den sie in einen Wallewalle-Rock verpackt und mit dicken Fellstiefeln garniert hat, aber sie bewegt sich wendig und elegant, als sie im Vorbeigehen noch ein paar Kerzen auf dem gemauerten Kaminsims entzündet. Mit einem freundlichen Lächeln entschwindet sie durch die Tür, und ich schließe für einen Moment die Augen. Das Feuer knistert, und ich fühle mich ganz wohl. Versonnen tätschle ich die Bohne. Wenn die anderen Öko-Kämpfer auch so nett sind wie Elena Meyer, würde ich hier schon gerne arbeiten. Vielleicht ist das mal ganz was anderes als mit Herrn Dr. Arsch, sinniere ich, als ich Schritte im Flur höre. Viele Schritte. Sehr viele Schritte. Alarmiert setze ich mich kerzengerade in meinem Sessel auf.
    Die Öko-Gang betritt die Bühne, und ich platziere ein freundliches Lächeln in meinem Gesicht. Okay, Bohne, kann losgehen!
    Ein untersetzter Mann mit Rauschebart und Nickelbrille kommt auf mich zu. In der Linken balanciert er eine dampfende Steinguttasse, die Rechte ist mir entgegengestreckt. Zügig springe ich auf und schüttle seine warme Hand.
    »Hallo, Paula, ich bin Edgar. Hier ist dein Tee.«
    »Hallo und danke.« Ich nehme ihm die Tasse ab und bleibe erst mal stehen. Hinter Edgar hat sich eine Schlange gebildet.
    Der nächste Händeschüttler ist groß und hager. Seine Haare stehen ihm wie wilde Stacheln vom Kopf ab, und ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass er bis vor zehn Minuten noch durch den angrenzenden Wald gestromert sein muss, um Tierspuren zu lesen. Oder Holz zu hacken. Oder Bären zu bändigen. Auch seine schlammbespritzten Klamotten lassen nicht auf eine gemütliche Bürotätigkeit schließen.
    »Harry«, sagt er knapp und nickt mir zu. Aha, ein Mann der schlichten Kommunikation. Soll mir recht sein.
    »Paula«, antworte ich, und im nächsten Moment steht eine kleine Frau vor mir. Eine kleine Frau mit grellroten Haaren, von denen ich kurz geblendet bin.
    »Alina.« Mit festem Griff packt sie meine Hand und blickt mich mit ihren grünen Augen ernst an.
    »Paula«, antworte ich erneut und blicke ernst zurück.
    »Wunderbar!« Elena ergreift wieder das Wort. »Simon ist zwar noch nicht wieder da, aber auf ihn wollen wir nicht warten. Er ist in solchen Dingen etwas unzuverlässig.« Ihr Lächeln ist immer noch strahlend, und ich kann Simon den Unzuverlässigen nur beneiden. Er wird anscheinend, trotz dieses eklatanten Mangels an Pflichtbewusstsein, gemocht.
    »Liebe Paula, herzlich willkommen!«, sagt Elena, und alle nicken mir zu. Sie haben sich im Halbkreis auf den einladenden Sesseln niedergelassen und scheinen alle völlig tiefenentspannt. Alina hat sich sogar ihrer Clogs entledigt und die Füße in den dicken Wollsocken auf die Sitzfläche gezogen. Ein Vorstellungsgespräch der etwas anderen Art. Dennoch sortiere ich mich schnell, immerhin geht es hier trotz der heimeligen Situation um

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