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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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nachgeben. Schwer atmend lasse ich mich von Simon in seine Wohnung führen, wo er mich geschickt auf sein Bett manövriert. Es könnte allerdings auch ein Strohsack sein, so genau bekomme ich das nicht mit.
    »Das war heute alles zu viel. Leg die Füße hier drauf.« Er schiebt mir ein Kissen unter die Beine, ungeachtet der fetten, schmutzigen Winterboots. Tief in meinem Unterbewusstsein registriere ich, dass er wohl kein kleinlicher Pedant sein kann, sonst hätte er Schuhe auf dem Bett nicht geduldet. Aus irgendeinem seltsamen Grund erleichtert mich das, und ich muss weinen. Die Feststellung, dass Simon kein kleinlicher Pedant ist, ist allerdings wohl nur der Auslöser dafür, denn was da für eine Flut an Tränen kommt, kann nicht mit einer solch schlichten Erkenntnis zusammenhängen.
    »Paula, hast du dich verletzt?« Simon sitzt neben mir auf der Bettkante und blickt mich eindringlich an. Ich schüttle den Kopf, sprechen kann ich immer noch nicht.
    »Ist mit der Bohne alles okay?« Ich nicke. Es geht ihr gut, sie ist allerdings äußerst empört über das viele Adrenalin und scheint außerdem gerade eine neue Tanzform zu entwickeln. Irgendetwas ganz Innovatives zwischen Tango und Kickboxen. Geschmeidig von links nach rechts und dann »Bow!« – Doppelkick in die Rippen.
    Ich habe mich so fürchterlich erschrocken. Und das, wo ich mich heute schon gefühlte hundert Mal fürchterlich erschrocken habe. Aber hier ging es um mein Kind. O mein Gott. Wäre ich die Treppe hinuntergefallen … Ich presse mir eine Hand vor den Mund, um den panischen Laut zu ersticken, der mir bei diesem Gedanken über die Lippen will. Simon sieht aus, als würde er gleich den Notarzt rufen. Ich muss etwas sagen.
    »Nur der Schreck«, bringe ich schließlich hervor. Ganz behutsam legt Simon mir beide Hände an die Wangen.
    »Schhhhh«, macht er leise. »Es ist nichts passiert.«
    »Aber es hätte was passieren können«, entfährt es mir.
    Simon erhebt sich von der Bettkante und humpelt um das Bett herum. Er hat sich doch mehr wehgetan, als er zugeben wollte, schießt es mir durch den Kopf, aber bevor ich den Mund aufmachen kann, hockt er auf der anderen Seite des Bettes.
    »Darf ich?« Etwas unbeholfen rückt er näher. Ich nicke stumm, während die Stimme in meinem Kopf brüllt: GANZ NAH ! JETZT !
    Simon kommt mir auch ohne dieses Kommando ganz nah. Er zieht mich an seine Brust, und ich rolle mich zusammen, den Kopf auf seinen rechten Brustmuskel gebettet. Ziemlich hart, aber nicht unbedingt unbequem. Ich würde mich jetzt allerdings auch an ein Nagelkissen lehnen, wenn ich nur festgehalten werde.
    Genau das tut Simon. Er hält mich fest. Hin und wieder streicht seine Hand über meinen Rücken, dann durch mein Haar, dann liegt sie wieder ganz still zwischen meinen Schulterblättern. Das Schweigen zwischen uns ist wohlig warm, und irgendwann schlafe ich ein.
    Simon weckt mich am nächsten Morgen mit einer Tasse Kaffee in der Hand und tiefen Schatten unter den Augen. Im Gegensatz zu mir scheint er nicht wohlig warm und geborgen geschlafen zu haben. Dafür hat er mir irgendwann in meiner Tiefschlafphase die dicken Winterboots ausgezogen und mich zugedeckt.
    »Wie spät ist es?«, grunze ich und rollte mich unter der Decke zusammen.
    »Halb acht«, antwortet Simon und fährt mir in einer gänzlich unerwarteten Bewegung mit der Hand über das Haar. Es prickelt in meinem Bauch. Das ist nicht die Bohne. Die schläft noch, das faule Kind. Das sind eindeutige Anzeichen akuter Verliebtheit.
    Weil ich nicht weiß, was ich sonst tun soll, setze ich mich hin und strecke die Hand nach dem Kaffee aus. Während ich einen großen Schluck nehme, gehe ich rasch meine Handlungsoptionen durch. Zwar fällt mir konstruktives Denken vor neun Uhr morgens meistens nicht leicht, aber ich scheine noch so viel Rest-Adrenalin in meinem Körper zu haben, dass ich auf sagenhafte vier Möglichkeiten komme: weiterschlafen; den Mann zurück ins Bett zerren, dann eventuell weiterschlafen; aufstehen und an die Arbeit gehen; knutschen und fummeln.
    Ich bin etwas überfordert von der Vielzahl der Möglichkeiten, und so lehne ich mich erst mal erschöpft in die Kissen zurück. Simon ist bei der Entscheidung leider auch nicht sonderlich hilfreich. Er sitzt neben mir, frisch geduscht, mit noch nassen Haaren und einem Gesichtsausdruck, der so neutral ist, dass er ihn mehrere Jahre lang hart trainiert haben muss. So kommen wir nicht weiter. Also frage ich: »Was machst du jetzt?

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