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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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Schneematschberge an den Straßenrändern noch von der jüngsten Kältefront zeugen, scheint der Frühling, zumindest was die Temperaturen betrifft, endlich zu nahen, und so habe ich mir nur schnell meinen geliebten Trenchcoat übergeworfen. Der geht aber bohnenbauch-bedingt leider nicht mehr zu, womit ich jetzt tatsächlich sehr schwanger aussehe.
    »Im Juli«, antworte ich. Daraufhin grinst er mich so breit an, dass man befürchten muss, er werde ob dieser Nachricht heute Nacht vor Freude nicht in den Schlaf finden. Bevor ich das Tankstellengelände wieder verlassen kann, poliert er noch schnell voller Inbrunst meine Windschutzscheibe und wünscht mir »Weiterhin alles Gute, Frau Schmidt!«. Dann düse ich zurück zu Tom, um endlich seinen eklatanten Mangel an Körperfett auszugleichen.
    Um es kurz zu machen: Wir essen alles auf. Und es war verdammt viel Essen in der gelben Tankstellenplastiktüte (wegen Schwangerschaftsdemenz hatte ich den Jutebeutel vergessen – Asche auf mein Haupt). Danach liegen wir vollgefressen auf dem Sofa, und Tom balanciert meinen Laptop auf den Knien. Er hat sich nämlich im Internet bei einer Singlebörse angemeldet. Stolz zeigt er mir sein Profil, und ich muss kurz lachend vom Sofa fallen.
    »Loverboy!«, ächze ich vom Teppich aus und lege die Beine auf dem Couchtisch ab, um die weitere Blutzufuhr in mein Hirn zu gewährleisten. »Loverboy? Du bist ja voll beknackt!«
    »Wieso?«, erwidert Tom beleidigt. »Ich finde den Nickname gut. Sagt doch alles aus.«
    »Nee, ist klar.« Ich hieve mich wieder auf das Sofa, und gemeinsam durchstöbern wir das Internetportal. Es gibt tatsächlich einige ganz nette Frauen, doch Tom sagt jedes Mal nur leidend: »Aber sie ist nicht Carola.«
    Ich wusste gar nicht, dass Nummer zweiundsiebzig ihm so viel bedeutet hat. Auf jeden Fall ist die Suche nach einer potenziellen Nummer dreiundsiebzig wenig erquickend.
    »Vielleicht finden wir ja was für dich«, sagt Tom schließlich.
    »Herzlichen Dank, kein Bedarf!«, sage ich schnell, aber mein Bruder lässt sich nicht abhalten. Er klappert auf der Tastatur herum, und dann wird alles sehr schlimm. Ein paarmal muss ich mir sogar die Augen zuhalten.
    Wir surfen von »Dragonlover«, den es nach einer Frau gelüstet, deren Ohren frei sichtbar und nicht durch eine Langhaarfrisur verdeckt sind, hin zu »Kuschelmausemann«, der verspricht, seine neue Frau jeden Morgen mit einer Thai-Fußmassage zu wecken und sie in die Kunst des Kamasutra einzuführen, bis zu »MaggiManni«, der schon rein optisch so erschreckend ist, dass wir schlagartig den Laptop zuklappen müssen.
    »Ich bin traumatisiert«, japse ich, woraufhin Tom mir beruhigend die Hand tätschelt. Und dann erzähle ich ihm von Simon und unserer ersten gemeinsamen Nacht.
    Das ganze Wochenende habe ich versucht, mein Gefühlschaos zu verdrängen. Ich habe einfach alles, was mit Simon zu tun hat, in eine düstere Ecke meines Hirns geschubst und dort scharf bewacht. Noch nicht einmal meine Mädels wissen Bescheid, was mir selbst zeigt, wie tief die Wunde ist. Normalerweise erzähle ich nämlich alle Dramen von seicht bis medium brühwarm und mit Begeisterung. Nur wenn es mir emotional ganz schlecht geht, werde ich schweigsam. Aber jetzt muss es offenbar raus.
    Tom hört mir schweigend zu, wie immer. Bis ich zu der Stelle komme, an der ich fast die Treppe runtergefallen wäre. Da wird er ganz aufgeregt und muss dreimal um den Küchentisch laufen.
    »Ist ja nichts passiert«, beruhige ich ihn.
    Tom ist in Bezug auf seine kleinen Schwestern nicht sehr stressresistent, und seit ihm mal jemand erzählt hat, dass Adrenalin im Körper umgehend durch Bewegung wieder abgebaut werden muss, weil es sonst zu Spätschäden kommen kann, rennt er immer herum wie ein bekiffter Hamster im Laufrad, wenn ihm etwas wirklich nahegeht. Erstaunlich, dass er bei der Mitteilung, dass ich schwanger bin, so bewegungsarm rumgesessen hat. Als ich mir dagegen mit sechzehn den Arm gebrochen habe, hätte meine Mutter ihn beinahe an der Heizung festgebunden, damit er keinen neuen Streckenrekord aufstellt.
    »Aber es hätte was passieren können«, sagt er, als er sich wieder neben mich auf das Sofa setzt.
    Ich fahre mit meinem Bericht fort, und Tom muss noch viermal aufstehen, um sich körperlich zu betätigen. Als ich beim Drehen des Schlüssels in der Badezimmertür angelangt bin, macht er noch flugs drei Kniebeugen und setzt sich dann vor mich auf den Couchtisch.
    »Es ist ganz

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