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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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Ein paar Bäume erlegen und zu Tischen und Türen verwursten?«
    Ein Grinsen huscht über sein neutrales Gesicht, aber er fängt sich, und umgehend versteinert seine Miene wieder. »Die Bäume sind schon erlegt. Ich muss einen Einbauschrank fertig machen.«
    »Hm«, brumme ich wissend und nicke.
    »Paula.« Sein Gesicht nähert sich plötzlich meinem, und seine Tonlage ist bei diesem Wort alles andere als neutral. Er öffnet den Mund, vermutlich um irgendetwas sehr Souveränes und Bodenständiges hinzuzufügen, aber ich komme ihm zuvor.
    »Das war eine nette Nacht. Ich würde das gerne … wiederholen.«
    Hoppla, kam das aus meinem Mund?
    »Wir könnten das auch noch intensivieren.«
    Jesses, Maria und Josef, es wird noch schlimmer.
    »Ich würde dich gerne küssen«, stellt die seltsame Frau, die sich hier als Paula ausgibt, abschließend fest, und ihre Lippen nähern sich dem Mund des schönen Mannes.
    Die Augen des schönen Mannes werden größer und bekommen einen leicht panischen Ausdruck, deswegen schließt die fremde Paula einfach die eigenen Augen.
    Kuss.
    Intensiver Kuss.
    Männer kann man grundsätzlich in zwei Kategorien einteilen: kussfähige und kussunfähige. Bei Letzteren fühlst du dich wie bei einem perversen Zahnarzt, der versucht, von eins bis zweiunddreißig sämtliche Zähne abzulecken und einzuspeicheln. Bei den anderen zieht es im Unterleib, und du willst dich an ihm festkrallen, auf dass er nie mehr damit aufhören möge.
    Simon ist außerordentlich kussfähig.
    Als er einen ganz leisen und zweifelsohne freudigen Laut von sich gibt, bin ich knapp davor, mir die Kleider vom Leib zu reißen und mich auf ihn zu stürzen. Im nächsten Moment hat Simon einen Sicherheitsabstand von gut einem Meter zwischen uns gebracht.
    Mein Herz rast wie nach einem Sprint, und auch Simon sieht leicht derangiert aus.
    »Nicht gut?«, frage ich atemlos und beuge mich leicht vor. Mein Gott, diese Schwangerschaft hat wirklich verwegene Persönlichkeitsanteile aus meinem Innersten hervorgezerrt. Niemals hätte ich als normale Paula so etwas gefragt. Ich wäre brav rot geworden und hätte mich geschämt. Immerhin hat er sich zurückgezogen.
    Simon lacht. Zumindest versucht er es. Erfreut registriere ich, dass auch sein Brustkorb sich in enormer Geschwindigkeit hebt und senkt. »Nicht gut?«, fragt er genauso atemlos zurück. »Natürlich gut!«
    Das klingt jetzt fast wütend. Woraufhin ganz spontan ein weiterer neuer Persönlichkeitsanteil meinerseits auf die Bühne hüpft. »Was ist dann das Problem?«, fauche ich ihn an.
    Ich bin ziemlich erschüttert von dem spontanen Stimmungswechsel, und Simon geht es offensichtlich ebenso. Er klappt den Mund wieder zu und sieht mich konsterniert an. In seinem Gesicht steht so offensichtlicher Schmerz, dass es mir fast leidtut, plötzlich so giftig zu sein. Aber nur fast. Der neue Persönlichkeitsanteil hat ja nicht ganz unrecht. Irgendwann muss dieses Hin und Her mal ein Ende haben. Basta.
    »Du kannst mich nicht an- und abschalten, wie es dir beliebt! Sag mir halt, dass da nichts ist zwischen uns beiden! Dann lassen wir es«, keife ich. Um einen etwas weniger harten Ton bemüht, füge ich hinzu: »Simon. Ich bin schwanger. Ich bekomme in vier Monaten ein Kind. Ich weiß nicht, was du für ein Problem hast, aber meins ist wohl offensichtlich.« Energisch deute ich mit beiden Zeigefingern auf meinen Bauch. »Ich kann mit vielen Dingen umgehen, aber ich muss sie wissen. Und wenn du das hier nicht willst, dann sag es mir klipp und klar. Ich habe keine Zeit für Spielchen.«
    Simon sieht jetzt aus, als wäre er unter eine Straßenwalze gekommen. »Ich …«, fängt er an, nur um sofort wieder zu verstummen. In einer hilflosen Geste reibt er sich mit den Händen durch das Gesicht.
    »Was?«, frage ich und ziehe die Beine an.
    »Paula«, sagt er leise und schließt die Augen. Dann flüstert er: »Ich kann das nicht.«
    »Was kannst du nicht?«, frage ich, um einen weniger kalten Tonfall bemüht. Der offensichtliche Schmerz in seinem Gesicht tut mir weh. Am liebsten würde ich ihn in den Arm nehmen, aber das geht jetzt nicht. Diese Dinge müssen geklärt werden.
    Stumm schüttelt er den Kopf, und im nächsten Moment ist die Qual aus seinem Gesicht gewichen, abgelöst von seiner altbekannten, neutralen Miene.
    »Gut. Dann war’s das.« Beherzt schwinge ich die Beine über den Bettrand. Ich schlüpfe in meine Boots, und in derselben Sekunde steht Simon vor mir.
    »Nein«, sagt er, und

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