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Nicht die Welt (German Edition)

Nicht die Welt (German Edition)

Titel: Nicht die Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Krepinsky
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Hunderte von Fröschen quakten. Die Hitze des Tages war vergangen und alles hatte sich zum Guten gewendet. Die junge Frau war wohlauf, und er würde sie vielleicht wiedersehen. Wenn er die Hilfe von den Bewohnern des Bunkers erhielt, gab es sogar die Möglichkeit, das Papier zu finden. Und dass es diese Möglichkeit gab, war entscheidend. Denn mit ihr kam die Hoffnung zurück.
     
    Die Sonne war gerade untergegangen, da sah er einen Bettler in zerlumpter Kleidung, der vor einem Pfeiler der Hochbahn saß. Um seinen Hals hing ein Schild. »Hilf mir, damit dir geholfen werde«, stand darauf. Der junge Mann holte eine Flasche Schnaps und etwas zu essen aus seinem Rucksack und legte es in einen Hut, der vor dem Bettler auf dem Boden lag. Dieser nickte und drehte das Schild auf seiner Brust um. »Lautlos und unwiderstehlich kommt der Tod«, stand auf der Rückseite. Der junge Mann versuchte beim Vorbeigehen, dem Bettler in die Augen zu schauen, doch dieser starrte unentwegt auf den Boden. Die Hochbahn überquerte nun den Kanal und verschwand auf der anderen Seite im Untergrund. Um zum Runden Platz zu gelangen, musste er dem Verlauf des Kanals folgen. Noch einmal drehte er sich zum Bettler um, doch am Pfeiler saß niemand mehr. Als er den Vollmond am Himmel sah, wurde ihm bewusst, dass er in dieser Nacht nicht seinen Schleuser an der Kuppel würde treffen können. Eine Woche lang musste er jetzt warten, bis dieser wieder dort arbeitete, wenn er nicht auf einem anderen Weg die Stadt verlassen wollte.
     
    Das erste große Gebäude des Runden Platzes zwang den Kanal in den Untergrund. Wo einst üppiges Grün die steinernen Mauern umsäumt haben musste, waren nur noch abgestorbene Bäume und Sträucher zu finden. Er überlegte, ob es daran lag, dass im Erdreich versickertes Spaltmaterial durch die Wurzeln der Bäume aufgenommen wurde und sie vergiftet hatte, nachdem es nach oben transportiert worden war. Dagegen sprach, dass an anderer Stelle die Pflanzen offensichtlich keine sichtbaren Schäden mehr aufwiesen. Er schaltete seine Taschenlampe an und sah vor den Hauseingängen überall Fässer, die wild umherlagen. Einige waren bereits so verrostet, dass sie ihren Inhalt zu verlieren schienen. Schlagartig wurde er sich der Gefahr bewusst, die von den Fässern ausging, und begann, am Gebäude entlangzulaufen, bis er schließlich die Prachtstraße erreicht hatte.
     
    Im hellen Mondlicht sahen die Monolithbauten entlang der mehr als einhundert Meter breiten Straße besonders furchteinflößend aus. Sein Blick wanderte nach Süden, wo er in großer Entfernung den mächtigen Schatten des Triumphbogens sah. Als Kind hatte er hier mit seinen Eltern und Geschwistern die großen Siegesparaden verfolgt und als er später in die Schule ging, sogar selbst an ihnen teilgenommen. Etwas Vergleichbares hatte er seitdem nicht mehr erlebt. Die Paraden in Neustadt hatten bei weitem nicht an die Größe der Paraden hier anknüpfen können. Doch jetzt erinnerte nichts mehr an die Menschenaufläufe und den Jubel von einst. Frieden und Stille lag über dem Ort.
     
    Er wandte sich nach Norden, sah den Runden Platz und in einiger Entfernung dahinter den Park und die Gebäude des Innenministeriums. Der Runde Platz war ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt zwischen den östlichen, westlichen und südlichen Stadtteilen gewesen, dementsprechend aufwändig waren die Gebäude mit Säulenarkaden gestaltet worden. In der Mitte der kreisförmigen Anlage stand, ungerührt vom Verfall ringsherum, die große Büste des Idols. Eine Brunnenanlage umgab den Bronzekopf, unterbrochen von einem Steinaltar, der in nördlicher Richtung stand. Als er sich inmitten des seit langer Zeit ausgetrockneten Betonbettes der Brunnenanlage befand, hörte er Stimmen, die vom nordöstlichen Ende des Platzes zu kommen schienen. Sogleich ging er hinter der Büste in Deckung und lauschte gespannt. Es handelte sich um einen Mann und eine Frau, die sich heftig stritten. Obwohl die Stimmen immer näher kamen, konnte er nicht verstehen, worum es ging. Vorsichtig schaute er um die Ecke. Ihm stockte der Atem. Es war die junge Frau aus dem Krankenhaus und anscheinend ging es ihr gut, wenn man die Tatsache außer Acht ließ, dass sie Probleme mit einem Mann zu haben schien, der einige Meter entfernt von ihr stand.
     
    Auf einmal verstummte die junge Frau und blickte in seine Richtung. Als er gerade seine Deckung verlassen wollte, um sich zu offenbaren, sah er, dass sie zum Steinaltar ging, der

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