Nicht die Welt (German Edition)
Treppenhaus und folgte den Stufen nach unten. An einer Tür mit einer Beule im linken unteren Bereich verließ er das Treppenhaus und drang ins Innere des Gebäudes vor, bis er schließlich das Amphitheater auf Höhe der unteren Tribüne erreichte. Um zum Tor in der Mitte der Arena zu gelangen, musste er zuerst ein Labyrinth überwinden. Von der ersten Reihe der Tribüne aus versuchte er, sich einen geeigneten Weg einzuprägen. Geradeaus, danach rechts, zweimal links, geradeaus, rechts und immer geradeaus, das muss der einfachste Weg ins Innere sein, dachte er. Als er in die Arena blickte, erinnerte er sich an die Aufführungen von früher, die er so gerne besucht hatte. Mit großer Leidenschaft waren sie vor Zehntausenden von Besuchern vorgetragen worden. Bei welcher der Darbietungen allerdings ein Labyrinth eingesetzt wurde, kam ihm nicht mehr in den Sinn. Auf jeden Fall stellte es jetzt für ihn eine nicht unerhebliche Hürde auf seinem Weg dar. Er ging eine Treppe hinunter, die ihn unmittelbar in die Arena entließ. Die Wände des Labyrinths um ihn herum waren aus schwarz lackiertem Holz und mehr als zwei Meter hoch. Er schritt den Weg nach, den er sich zuvor gemerkt hatte: Geradeaus, rechts, links, geradeaus. Gezwungenermaßen blieb er vor einem Tisch stehen, der dem in seiner Wohnung glich. Das Regal dahinter war jedoch wesentlich kleiner als sein eigenes. Irgendwann musste er falsch abgebogen sein und war in einer Sackgasse gelandet. Er drehte sich um, doch vermochte er nicht zu entscheiden, ob er geradeaus, nach links oder nach rechts gehen sollte. In allen Richtungen tauchte am Ende eine schwarze Wand auf. Sein Gefühl sagte ihm, nach rechts zu gehen, danach geradeaus, wieder nach rechts und immer geradeaus. Und tatsächlich gelangte er auf diesem Weg in das Innere der Arena.
Ein heller Vorhang überspannte in einigen Metern Höhe einen großen Teil des zentralen Bereichs. Gleich rechts von ihm begann ein schwarz markierter Weg auf dem Boden, den er andächtig abschritt. So ging er zunächst geradeaus, drehte sich nach links und folgte dem Weg bis zu der Stelle, an dem er sich mit drei anderen Wegen vereinigte. An diesem Kreuzungspunkt lag der Zugang zur Unterwelt. Er warf sich auf die Knie und strich mit den Händen über den kalten Stein, während er mit dem Gesicht den Boden berührte. Auffälligkeiten waren keine zu entdecken. Der Sand, den er in die Fugen der Steine gefüllt hatte, war immer noch vorhanden. Hier war nichts und niemand durchgekommen, so viel konnte er mit Sicherheit sagen.
Beruhigt stand er wieder auf und blickte sich um. Die Rolle eines Schauspielers wäre für ihn das Richtige gewesen. Vor all den jubelnden Massen seine Darbietungen zum Besten zu geben, hatte sicherlich etwas Erhebendes, etwas Großes. Er stellte sich vor, wie ihm die begeisterte Menge auf den Tribünen huldigte. Eine ganze Weile lang genoss er den Applaus, bis er sich dazu entschloss, wieder in seine Wohnung zurückzugehen. Vom Zentrum der Arena aus war das Labyrinth leicht zu überwinden, als ob es sich verschoben hätte, um ihm einen Ausgang zu präsentieren. Geradewegs ging es hindurch. Als das Labyrinth hinter ihm lag, musste er nur noch ein kleines Stück nach links gehen, um den Ausgangspunkt auf den Tribünen zu erreichen. In seinem Treppenhaus angelangt, quälte er sich die Stufen nach oben. Auf dem Rückweg in seine Wohnung versäumte er es nicht, sich aus Saal 9/3 noch eine Brause mitzunehmen.
7.
Ich bin ein Dämon, ein Ritter, ein Erleuchteter, fest in meinem Kopf, in tausendfachem Echo, ohne dass ich die Bedeutung der Worte zu verstehen vermag, dachte der alte Wächter. Immer tiefer fuhr er mit seinem Schwebewagen in die Stadt hinein. Nach der Explosion der Kuppel und der vollständigen Evakuierung der Stadt verfielen die Häuser und die Infrastruktur. Manch prächtige Villa wurde auch von ihrem ehemaligen Besitzer in Brand gesteckt, damit kein anderer jemals mehr in ihr leben konnte. Beschleunigt wurde der Verfall durch mehrere Plünderungswellen. Um dieser Beutezüge Herr zu werden, entschloss man sich, ein Sperrgebiet einzurichten, und die Wächter nahmen ihre Arbeit auf. Die Explosion kam zu einem Zeitpunkt, als die Kriegsschäden durch die Bombardierungen noch nicht beseitigt waren. So hatte der Todeskampf der Stadt schon lange vor der Explosion begonnen, und wie der alte Wächter glaubte, war dieser Kampf immer noch nicht abgeschlossen.
Auf seiner Fahrt durch die Stadt sah er keine
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