Nicht ganz sauber
machen.«
»Keine Sorge. Das, was ich auf dem Herzen habe, dauert nicht lange.«
»Um was geht es denn?«
Als wenn sie das nicht wüsste …
»Es geht um das Gehalt meiner Mutter. Sie sagte mir, das wäre auf deinem Konto nie angekommen.«
»Das stimmt.«
»Hm, komisch, ich habe hier die Kopie des Kontoauszuges der Vermieterin dabei, und da steht schwarz auf weiß eine Überweisung auf dein Konto drauf. Vor über drei Wochen.«
Ich hielt ein kleingefaltetes Stück Papier in der Hand. Dass es sich dabei um den Reklamebrief einer Privatbank handelte, der an diesem Morgen als Masseneinwurf auch in meinem Briefkasten gelandet war, hatte Lydia in diesem Moment natürlich nicht zu interessieren.
»Ja, das ist komisch. Aber dann ist das Geld wahrscheinlich verlorengegangen. Du weißt ja, das kann schon mal passieren.«
»Du hast recht, das kann passieren. Nun, ich wollte nur noch mal sichergehen, dass du es wirklich nicht bekommen hast, bevor ich gleich zur Polizei gehe. Denn ich werde deine Bank und die Bank der Vermieterin anzeigen, wegen Diebstahls. Einer von beiden muss das Geld ja genommen haben. Den besten Beweis halte ich ja hier in der Hand, den Kontoauszug von Frau von D. Die Polizei wird sich dann wahrscheinlich bei dir melden. Die brauchen bestimmt deine Aussage.«
Meine spontan erfundene Geschichte klang so lächerlich, dass ich mich innerlich schon in Grund und Boden schämte. Aber ich hoffte trotzdem, Lydia damit überrumpelt und entsprechend verunsichert zu haben. Ich kenne niemanden, vor allem keine meiner polnischen Landsleute, die gerne in Polizeiangelegenheiten hineingezogen werden. Kann man eine Bank überhaupt wegen Diebstahls anzeigen?
Egal, Justyna, jetzt nur keine Unsicherheit zeigen …
Lydia sah mich eine Weile wortlos an. Wahrscheinlich hoffte sie, in meinen Augen irgendeinen Anflug von Unsicherheit zu erkennen. Etwas, das ihr bestätigte, dass ich bluffen würde. Doch ich blieb emotionslos vor ihr stehen und hielt ihrem Blick stand.
»Gut, bevor du zur Polizei gehst, lass mich doch kurz mal bei meiner Bank vorbeischauen. Vielleicht haben die das Geld ja irgendwo gefunden.«
»Das wäre sehr, sehr nett von dir, Lydia. Sagst du mir dann heute noch Bescheid?«
»Das tue ich. Hab noch einen schönen …«
Mehr war schon nicht mehr zu hören, denn sie hatte bereits die Tür zugeschlagen. Erleichtert, aber immer noch mit weichen Knien, ging ich die Treppen hinunter und verließ das Haus.
Eine Stunde später erreichte mich folgende SMS:
»Hallo, Justyna, die Bank hat das Geld gefunden. Ich habe es in einem Umschlag bei mir. Deine Mutter kann es sich heute Abend ab achtzehn Uhr abholen. Gruß, Lydia.«
Sogleich rief ich meine Mutter an und berichtete ihr von dem Erfolg. Sie war sehr erleichtert und versprach mir, künftig ehrlicher zu mir zu sein, wenn so etwas noch mal passieren sollte.
Das Geld holte sie sich an dem gleichen Abend bei Lydia ab. Noch an diesem Tag fanden wir jemand anderen, der sich bereit erklärte, sein Konto zur Verfügung zu stellen. Und von da an ging alles reibungslos über die Bühne, bis meine Mutter schließlich ein eigenes Konto eröffnete.
Zwischenspiel – Skurriles aus der Welt einer polnischen Putzfrau, die ein wenig Berühmtheit erlangt hat
F ragen eines Journalisten während eines Telefoninterviews für eine Illustrierte:
»Justyna, wie oft kommt es denn vor, dass man als Putzfrau sexuell belästigt wird?«
»Das ist mir so gut wie nie passiert. Ein- oder zweimal, aber dann bin ich sofort gegangen.«
»Und haben Ihnen Männer auch mal Geld geboten?«
»Ja, aber dann habe ich sofort die Flucht ergriffen.«
»Haben Sie nicht vielleicht doch das ein oder andere Mal das Geld genommen und …?«
»Natürlich nicht. Ich bin ja keine Prostituierte.«
»Ach, mir können Sie das ruhig sagen …«
»Nein.«
»Nein, Sie sagen es mir nicht, oder nein, Sie haben nicht?«
»Nein zu beidem. Einen schönen Tag noch.«
»Aber das Interview ist doch noch gar nicht zu E…«
Oh doch, es ist so was von zu Ende …
***
Ein Bekannter vor ein paar Wochen:
»Sag mal, nach dem Erfolg mit dem Buch: Bist du jetzt Millionärin?«
»Ja, das bin ich. Zehnfache. Und ich putze weiterhin vierzig Stunden die Woche, nur weil es mir so Spaß macht.«
Mein Mentalcoach hat mir geraten, trotz meines unendlichen Reichtums nach wie
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