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Nicht ganz sauber

Nicht ganz sauber

Titel: Nicht ganz sauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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überbewertet und total unnötig.
     
    Gleich als sie mir beim ersten Mal die Tür ihrer großzügigen Altbauwohnung öffnete, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Sie bereitete mir Unbehagen.
     
    »Sie müssen Fräulein Justyna sein. Strothmann-Kampicky, angenehm. Dann kommen Sie mal rein. Ziehen Sie bitte Ihre Schuhe aus und stellen Sie sie auf die Ablagematte hier.«
     
    Instinktiv wollte ich schon salutieren, konnte mich aber dann gerade noch selber davon abhalten.
     
    Bereits nach einer Minute bereute ich es, meine Schuhe ausgezogen zu haben. Denn ich stand auf einem Teppich, obwohl die Wohnung überall mit Parkett ausgelegt war.
     
    Dieser Teppich war aber kein gewöhnlicher. Er bestand aus Hundehaaren. Als ich das Tierhaarinferno registrierte, kamen sie auch schon auf mich zugestürzt. Nachdem die Lehrerin die Tür zu einem der vielen Zimmer geöffnet hatte, die die Wohnung hatte, kamen mir drei Schäferhunde entgegen. Ich erschrak zunächst, weil ich auf Hunde, und dann gleich drei, einfach nicht vorbereitet war. Aber SK (ich kürze der Einfachheit halber ab) beruhigte mich:
     
    »Keine Sorge, junge Frau, meine drei Männer sind bestens erzogen. Bellen nicht, beißen nicht. Na ja, zumindest, wenn sie keine Gefahr wittern. Das sind Wotan, Siegfried und Siegmund.«
     
    Sie klärte mich darüber auf, dass die Namen allesamt Figuren aus Wagners Ring des Nibelungen seien. Sie selbst sei eine begeisterte Verehrerin von Wagner.
     
    »Welche ist Ihre Lieblingsoper?«
     
    Die Art, wie sie mich fragte, mit ihren zugekniffenen Augen und den hochgezogenen Brauen, die unverzüglich eine Antwort zu erwarten schienen, gab mir das Gefühl, in diesem Augenblick gerade an der Tafel zu stehen und eine mündliche Prüfung ablegen zu müssen.
    Dabei hatte ich die Schule doch schon lange hinter mir.
     
    »Äh, ich weiß nicht. Carmen? «
     
    »Es geht um Wagner, junge Dame, Wagner …«, dabei lächelte sie mich sadistisch an. Irgendwie machte SK mir Angst.
     
    Ich grübelte. Denk nach, Justyna. Denk nach …
     
    Zaghaft stotterte ich ihr ein Der fliegende Holländer? entgegen und hoffte, mich gerade nicht blamiert zu haben.
     
    »Na, also. Ja, das ist auch einer meiner Favoriten.«
     
    Puh, Glück gehabt. Ich lag richtig. Der fliegende Holländer war also von Wagner … Ich hatte die Oper zwar nie gesehen, aber die Verbindung von Wagner und dem Holländer hatte ich irgendwie noch im Gedächtnis. Nun hoffte ich, dass wir das kulturelle Gespräch abgehakt hatten und uns nun dem eigentlichen Grund meines Besuches widmen konnten. Als ich gerade im Begriff war, unsere Unterhaltung in die entsprechende Richtung zu drehen, kam sie mir zuvor:
     
    »Also, nun zu Ihrer Tätigkeit. Das sind meine Bedingungen: Sie bekommen zehn Euro die Stunde und keinen Cent mehr …«
     
    Ich nickte brav und ließ sie weiterreden.
     
    »…  ich werde Sie nicht anstellen, daher verlange ich Stillschweigen über unsere Art der Zusammenarbeit. Ist das für Sie akzeptabel?«
     
    »Ja«, erwiderte ich.
     
    Hatte ich denn eine andere Wahl, als wieder einmal schwarz bei jemandem zu putzen?
    Damals zumindest hatte ich sie nicht.
     
    »Wie viele Stunden brauchen Sie mich denn pro Woche …?«
     
    »Nicht so schnell«, unterbrach sie mich, »ich bin noch nicht fertig mit meiner Einweisung.«
     
    Oh Gott, das würde mühsam werden, dachte ich mir. Ich hoffte jedoch, dass sie, weil ich vormittags bei ihr putzen würde, dann in der Schule sei. Wo aber wären dann ihre drei bepelzten Männer?
     
    »Aber, Justyna, um Ihre Frage vorzuziehen: Ich brauche Sie für genau drei Stunden. Nicht mehr und nicht weniger. Seien Sie bitte pünktlich um sieben Uhr dreißig anwesend, denn ich verlasse das Haus immer um sieben Uhr fünfunddreißig. Später kann ich Ihnen keinen Einlass mehr gewähren, und Sie stünden somit vor verschlossenen Türen.«
     
    Ich wollte Sie gar nicht erst nach einem Schlüssel fragen. Wahrscheinlich hätte ich ihr dafür erst einmal ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen müssen. Also nickte ich erneut und ließ sie fortfahren.
     
    »Meine drei Männer sperre ich, wenn ich in der Schule bin, ins Hundezimmer da hinten links«, sie deutete auf die vorletzte Tür am Ende des Korridors, »bitte öffnen Sie unter keinen Umständen diese Tür.«
     
    »Soll ich da drin nicht einmal saugen? Ich meine wegen der Hundehaare.«
     
    »Nein. Und vom Gebrauch des Staubsaugers bitte ich ohnehin abzusehen. Dafür gibt es

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