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Nicht ganz sauber

Nicht ganz sauber

Titel: Nicht ganz sauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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vor einer geregelten Tätigkeit nachzugehen …
    ***
    Fragt mich ein älterer Herr, während ich bei ihm putze:
     
    »Justyna, haben Sie denn schon die Autorin von dem Harry-Potter-Zauberbub kennengelernt? Können Sie mir ein Autogramm für meine Enkelin besorgen?«
     
    Na klar, ich jette mal kurz in meinem Privatflieger rüber zu ihr nach England. Aber erst muss ich mich noch von Václav Havel verabschieden. Der ist gerade zum Kaffee da.
    ***
    Vor ein paar Monaten half ich meiner Schwester, die mit einer Grippe im Bett lag, und putzte an diesem Tag ausnahmsweise bei einer ihrer Kundinnen. Wir kamen ins Gespräch. Dann sagte sie:
     
    »Kennen Sie das Buch von dieser Putzfrau? Das ist richtig gut. Die schreibt ehrlich und ohne Umschweife. So was gefällt mir! Soll ich Ihnen das mal leihen? Das können Sie dann ja Ihrer Schwester zurückgeben.«
     
    Ich grinste in mich hinein und antwortete:
     
    »Vielen Dank, aber das habe ich mir auch schon gekauft. Ich finde es nicht schlecht. Und es ist immer interessant zu erfahren, wie es Kolleginnen ergeht …«
    ***
    Eine Freundin fragte mich neulich:
     
    »Justyna, jetzt, wo du so reich bist, kannst du uns nicht ein Darlehen geben? Wir wollen uns ein Haus kaufen, und die Banken sind nicht bereit, das ohne Eigenkapital zu finanzieren. Wir dachten so an zweihunderttausend Euro …«
     
    »Ich würde euch gerne helfen, aber wenn ich so viel Geld hätte, was ich wahrscheinlich in meinem ganzen Leben nie besitzen werde, würde ich zuerst mir mal ein Haus bauen und dann meinen Eltern …«
     
    »Ach so, ja. Schade.«
     
    »Tut mir leid. Aber ich kann deinen Kaffee zahlen, wenn du möchtest …«
     
    »Justyna Bank« – die Bank, der Menschen vertrauen.
    ***
    Eine Kundin beschwert sich bei mir über all die Rechnungen, die jeden Tag bei ihr ins Haus flattern:
     
    »Jeder will nur Geld von mir. Es ist zum Kotzen. Eigentlich könntest du doch auch mal ein paar Wochen umsonst hier putzen.«
     
    »Wieso sollte ich das?«
     
    »Na, wegen dem Buch un’ so …«
     
    »Das kann ich mir leider nicht leisten, tut mir leid.«
     
    »Echt? Aber da hast du doch bestimmt ’ne Menge Kohle verdient, oder?«
     
    »Über Geld spreche ich nicht.«
     
    »Ja, ja, schon gut.«
     
    Fünf Minuten später:
     
    »War auch nur ein Spaß …«
     
    Ja, total witzig, meine Liebe. Ich brech ab vor Lachen …
    ***
    Ein Redakteur einer Illustrierten am Telefon zu mir:
     
    »Justyna, wir haben uns ’ne ganz tolle Story ausgedacht. So was wie ›Vom polnischen Babystrich zur erfolgreichen Autorin‹. Wie finden Sie das?«
     
    »Nicht gut. Weil es gelogen wäre. In meinem ganzen Leben würde ich mich nie prostituieren.«
     
    »Aber die Leute wollen das lesen. Das ist ’ne richtige Erfolgsstory. Glauben Sie mir, ich kenne mich aus. Und dann machen wir so ein paar freizügige Fotos …«
     
    »Ich ziehe mich vor der Kamera nicht aus.«
     
    »Ach, kommen Sie. Das käme super an …«
     
    Und mein nächstes Buch heißt dann »Wischmop und Titten«, oder wie?
    ***
    Ein pensionierter Lehrer, bei dem ich alle zwei Wochen putze, sagte neulich zu mir:
     
    »Ich habe auch ein Buch geschrieben.«
     
    »Ach ja? Wovon handelt es denn?«
     
    »Na ja, von meinem Leben als Lehrer eben. Amüsante, kleine Anekdoten.«
     
    »Toll, sagen Sie mir, wie es heißt? Dann kauf ich es mir.«
     
    »Na ja, ich habe es zwar geschrieben, aber hatte noch keine Zeit, einen guten Verlag zu finden …«
     
    »Ach so …«
     
    »Aber ich denke, Ihr Verlag ist geeignet dafür. Wissen Sie, ich möchte ja nicht bei Hinz und Kunz veröffentlicht werden. Das muss dann schon Hand und Fuß haben.«
     
    Nach einer Weile:
     
    »Also, könnten Sie denen mal mein Manuskript geben? Und ein gutes Wort für mich einlegen? Die sollen das mal veröffentlichen.«

Die Staubsaugerbeutelaffäre ODER Misery lässt grüßen
    V or ein paar Jahren bekam ich Frau Strothmann-Kampicky vermittelt. Verwitwete Oberstudienrätin, die am Gymnansium Latein und Physik unterrichtete. Ich schätze, sie war damals Ende fünfzig. Aber sie wirkte durch ihr biederes Aussehen eher wie eine rüstige Mittsiebzigerin. Eine Lehrerin der alten Schule, wie man sie sich vorstellt. Graue Haare, die zu einem strengen Knoten zusammengebunden waren. Und graue Kleidung. Sprichwörtlich grau in grau – vom Scheitel bis zur Sohle. Sie schien alles Weltliche zu verachten. Schminke, Körperbetontes oder Farben jeglicher Art waren für sie offensichtlich

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