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Nicht ganz sauber

Nicht ganz sauber

Titel: Nicht ganz sauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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es ist ja auch pure Zeitverschwendung, wenn ich nichts anderes machen kann, als die Leiter zu halten. Lass mich doch da raufsteigen und die Farbe abspachteln, und du machst dich schon mal an die Tapetenreste.«
     
    Und das machten wir dann auch.
     
    Die drei Stunden an meinem ersten Tag vergingen wie im Fluge. Und irgendwie gefiel mir die »Arbeit am Bau«. Es war mal was anderes und schön zu sehen, dass schon nach einem Tag eine Verbesserung sichtbar war. Und so verbrachte ich die kommenden drei Male damit, Wände trockenzulegen, zu tapezieren und zuletzt Plastikstuck an der Decke anzukleben.
     
    Aus dem ursprünglich total vergammelten Raum zauberten wir ein feines Jugendstilwohnzimmer. Und Otto entpuppte sich als wirklich charmanter, wenn auch etwas durchgeknallter Zeitgenosse.
    An meinem letzten Tag, meine Schwester hatte all ihre Prüfungen nahezu hinter sich, und das Wohnzimmer erstrahlte in neuem Glanz, fragte ich ihn, wo er denn seine Möbel untergestellt hätte, die hier hineingehörten.
     
    Er schwieg eine Weile und druckste dann komisch herum. Das machte mich stutzig.
     
    »Na ja, die Möbel, ach, ich weiß nicht genau, ob ich hier überhaupt viel haben möchte …«
     
    »Was ist denn mit den alten Möbeln passiert, die hier drin waren?«
     
    »Die alten Möbel? Ja, die, die habe ich verkauft …«
     
    Nun wurde mir einiges klar. Ich verstand, dass er seine alten Möbel entweder verschrotten musste, weil sie so uralt oder unbrauchbar geworden waren, oder er musste sie wirklich verkaufen, weil er das Geld brauchte, um Schulden zu bezahlen. Meine Schwester nämlich hatte mir in der Zwischenzeit erzählt, dass immer mehr Möbel aus der Wohnung verschwunden waren, seit sie bei ihm vor zwei Jahren angefangen hatte zu putzen. Manche von ihnen waren anscheinend wirklich hochwertige, antike Stücke gewesen. Er musste in großer finanzieller Not sein, um sich von solch kostbaren Möbeln zu trennen, die sicherlich auch alle eine Erinnerung an bessere Zeiten waren.
     
    Und nun hatte Otto zwar für wenig Geld ein neues Wohnzimmer, aber kein Geld, um es mit einer Couch oder Ähnlichem auszuschmücken.
     
    Was ihm wohl alles widerfahren sein mochte, fragte ich mich. Aber ich wollte ihn nicht darauf ansprechen. Er hatte seinen Stolz. Der sich vielleicht auch darin widerspiegelte, dass er sich trotz Armut eine Putzfrau leistete. Das mochte für ihn etwas mit Würde zu tun haben.
     
    Aber all das waren nur Mutmaßungen. Denn wir hatten in den letzten vier Wochen zwar zwölf gemeinsame Stunden verlebt, in denen er stets freundlich und gesprächig war. In die Tiefe gehen und mich an seiner wahren Geschichte teilhaben lassen, das wollte er aber nicht. Und ich respektierte seinen Selbstschutz.
     
    Ich kam mir fast schon schlecht vor, als ich ihm, bevor ich mich endgültig verabschiedete, meinen Stundenzettel vorlegte.
     
    Ohne mit der Wimper zu zucken, gab er mir mein Geld.
     
    »Vielen Dank, Otto, und alles Gute.«
     
    »Danke, Justyna. Für deine Hilfe und für deine Gesellschaft.«
     
    Und so trennten sich die Wege von Otto, dem notorischen Bademantelträger, und mir …

Die Geldeintreiberin
    I ch war bereits vier Jahre in Deutschland, da beschloss auch meine Mutter, in die Bundesrepublik zu ziehen. Wirtschaftlich war es in meinem Heimatland einfach schwer, über die Runden zu kommen. Es war schmerzhaft zu sehen, dass diese Entwicklung auch meine Eltern nicht verschonte.
     
    Mein Vater blieb in Polen, wo er heute noch lebt. Er hat einen guten Beruf und verdient dort mehr, als er hier verdienen würde. Nicht aber meine Mutter. Und da meine Eltern auf zwei Einkommen angewiesen sind, folgte sie mir hierher. Sie sind aber nach wie vor ein Paar und versuchen sich so oft zu sehen, wie es ihre Zeit und ihr Budget erlauben.
     
    Um ihr den beruflichen Einstieg als Reinigungskraft in Deutschland zu erleichtern, vermittelte ich meiner Mutter Treppenhäuser mehrerer Mietshäuser in Offenbach, die allesamt einer Frau gehörten.
    Ihr Name war Agnes von D. Ich werde diesen Namen nie vergessen. Denn er passte zu der Person wie die Faust aufs Auge. Frau von D. war eine Adelige, wie sie im Buche steht. Eine ältere Dame, von der alten, sehr alten Schule. Eine, die die Sonne mied und immer noch mit Handschuhen herumlief, um ihre zarten Hände nicht zu sehr zu strapazieren. Sie war Ende siebzig und verwitwet.
    Und trotz ihrer altmodischen und elitären Art war sie immer freundlich und fair.
     
    Frau von D. wollte

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