Nicht mein Märchen (spezieller Festtags-Preis) (German Edition)
holte meine Sachen bei Val ab und ging in die Uni. Matthew war in Medienkunde aber er saß vorne und ich setzte mich in eine der hinteren Reihen. Gegen Mittag rief ich beim Schutzprogramm an und erfuhr, dass Chris immer noch im Gefängnis saß. Anscheinend hatte Dr. Winters ihn noch nicht auf Kaution rausgeholt.
Lori war zu Hause als ich zurück kam. „Chloe,“ sagte sie, „ich muss mal mit dir reden.“ Ich setzte mich auf die Couch und wartete.
Das Licht, das durch das Fenster hineinströmte zeichnet ihre Silhouette deutlich ab. Sie stand, mit den Händen in die Hüfte gestemmt, den Kopf leicht zur Seite gebeugt. „Ehm, du siehst aus, als würdest du erwarten, dass ich dich zusammenstauche.“
„Ich höre.“
„Du hast nicht etwa mein Blumenkleid ruiniert, oder?“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich hab deine Klamotten nicht angerührt. Worüber willst du reden?“
„Geht’s dir gut?“
Ich atmete tief durch. „Du hattest recht wegen Matthew, und es tut mir leid. Wirklich. Ich war dumm.“
„Was ist passiert?“
„Er war nicht wirklich an mir interessiert. Wir sind zu weit gegangen.“
„Autsch.“
„War meine Schuld.“
„Ja, ich kann mir nicht wirklich vorstellen, wie du dich jemanden an den Hals wirfst,“ sagte Lori. „Ist nicht dein Stil, also tippe ich mal darauf, dass es nicht deine Schuld war. Aber jetzt fühl ich mich echt mies.“
„Wieso? Hattest du auch was mit ihm?“
„Nein!“ Sie lachte. „Im Leben nicht, Chloe. Ich will endgültig mit Charles zusammenziehen. Wir haben darüber geredet. Ich zahl noch den Rest meines Mietanteils weiter-“ Sie hielt ihre Hand hoch um meinen Protest abzuwürgen. „Ich bin noch nicht wirklich so weit, das alles meinen Eltern zu erzählen, also ist es so einfacher. Charles ist daran gewöhnt, die volle Miete zu zahlen, also passt das schon. Ich bin nur… also ich hoffe du bist nicht sauer auf mich?“
„Warum sollte ich?“
„Weil… Ich lass dich alleine um mit deinem Psycho von Bruder klar zu kommen. Aber die Dinge mit Charles laufen wirklich super. Es ist perfekt. Ich liebe ihn so sehr und das zusammen Wohnen hat uns noch viel näher gebracht.“
„Also, ich freu mich für dich.“
„Bist du sicher, dass es dir gut geht?“
„Klar.“
„Ich hoffe du fühlst dich nicht im Stich gelassen?“
Genauso fühlte ich mich, aber ihr das zu sagen, würde bedeuten ihr erklären zu müssen, was ich Jason angetan hatte, also schüttelte ich nur den Kopf und lächelte.
Ich dachte, das Schlimmste wäre vorbei, das dachte ich wirklich. Nur drei Wochen später, betrat ich den Vorlesungssaal für Medienkunde und hörte wie der Professor ankündigte: „Also, der große Moment ist gekommen.“
Ich wusste nicht, dass es einen großen Moment geben sollte.
„Der Grund warum viele von den Mädels diesen Kurs belegt haben.“
Ich sah mich im Saal um. Einige der Mädchen kicherten. Matthew, der wieder vorne saß, lehnte sich zurück. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Er sah mich nicht mal mehr an.
„Heute beginnen wir mit der New Light Reihe, dem größten Blockbuster der letzten Jahre. Okay Leute, die Filme sind so lang, ich werde jetzt nicht mit einem Vortrag beginnen. Lasst uns einfach anfangen.“ Er schaltete das Licht aus und spielte den Film ab.
Ok, dachte ich. Kein Problem. Ich steh das schon durch. Ich machte es mir in meinem Sitz bequem und beschloss den Film zu sehen.
Die erste Szene zeigte Jason, oberkörperfrei mit schulterlangem Haar. Er arbeitete mit weißen Pferden auf einem Viehhof, oder was immer das römische Äquivalent dazu war. Es war eine sinnlose Hollywood-Szene, und er sah so jung in ihr aus. Wie alt war er, als der Film gedreht wurde? Vierundzwanzig? Dreiundzwanzig? Also nicht viel älter als ich jetzt.
Was mich allerdings umhaute war nicht, wie dumm und einfallslos diese Szene wirkte, oder wie gestelzt der Dialog mit Gladius Sklavenhalter rüber kam, der ihn anschrie, dass aus ihm nie etwas werden würde. Es war Jasons Reaktion, mit stählernem Blick und perfekter Pose, wie von den Covern von Millionen Magazinen. Jason sah… naja… fabelhaft aus. Meine Knie fühlten sich weich an und meine Handflächen wurden schwitzig.
Er fehlte mir. Ein ganzer Monat ohne jemanden zu haben mit dem man reden konnte, das machte mich total fertig. Ich dachte immer Matthew wäre mein bester Freund, aber als es wirklich darauf ankam, war Jason derjenige gewesen, der für mich da war. Ich konnte
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