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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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gern Aufmerksamkeit erregte. Der Gedanke an mein Zuhause ließ heiße Tränen über meine Wangen rinnen. Ich wollte dorthin zurück, um mich in mein Bett zu werfen, das Kissen über den Kopf zu ziehen und darauf zu bauen, dass ich sicher vor allem Übel der Welt war.
    Ich ließ mich gegen den Tisch sinken und meiner Verzweiflung freien Lauf. Als man mich zum ersten Mal eingesperrt hatte, war ich einem Verhör unterzogen worden. Das lag nun hinter mir, also was hatten die Unterteufel jetzt mit mir vor? Schon wollte ich den Kopf hängen lassen, doch etwas in mir rüttelte mich energisch wach. Ich durfte jetzt nicht aufgeben! Ich hatte das Wissen der Existenz dieser Welt ertragen, ohne verrückt zu werden, und ich hatte bereits begonnen, mich zurechtzufinden. Ich hatte mit Alphonse einen Beinahe-Verbündeten kennengelernt und besaß eine Verabredung mit Desmond. Das war eine Liste an Dingen, die ich zuvor niemals für möglich gehalten hätte, aber ich, Nala di Lorenzo, konnte mich damit arrangieren. Wenn ich das konnte, dann würde ich es auch schaffen, hier herauszukommen oder die Unterteufel davon zu überzeugen, wie harmlos ich war.
    Energisch stand ich auf, rieb über mein Gesicht und sah mich um. Bis auf den Tisch entdeckte ich zwei Holzstühle sowie einen Schrank, ebenfalls aus Holz. Ich öffnete das Ungetüm, aber bis auf ein paar Holzbretter war es leer. Was hatte ich auch erwartet? Eine Schlüssel- oder Fotosammlung? Waffen, Grillanzünder, Menschenleichen? Frustriert knallte ich die Tür mit so viel Schwung zu, dass sie erneut aus dem Rahmen sprang und mir an den Kopf knallte. Für einen Moment war mir schwindelig. Ich taumelte, hielt mir die schmerzende Stelle und konnte weitere Tränen nicht zurückhalten. Dieses Mal waren sie heiß und voller Wut . Hätte ich die Tür ein wenig kräftiger zugeschlagen, wäre ich womöglich für eine Weile im Reich der Träume gelandet.
    Das Reich der Träume!
    Ich stutzte. Sicher konnte man mit einem gut gezielten Aufprall nicht nur harmlose Menschenfrauen wie mich außer Gefecht setzen. Nein, auch die Mitglieder eines Teufelskonvents besaßen hoffentlich die Fähigkeit, ohnmächtig werden zu können. Was hatte ich von Alphonse über sie erfahren? Sie sahen schnell rot und vergaßen dann alles andere um sich herum. Mit anderen Worten, das Temperament eines Unterteufels explodiert leicht. Die Erkenntnis brachte mich auf eine Idee. Ich ging zurück zum Tisch und trat mit aller Kraft dagegen. Ein Wummern wurde laut und ich hüpfte wie eine Wahnsinnige mit zusammengebissenen Lippen durch das Zimmer, doch der Tisch bewegte sich lediglich ein winziges Stück. Massivholz. Ich schöpfte trotz aller Schmerzen Hoffnung und lehnte mich mit meinem gesamten Gewicht gegen den Tisch. Zunächst tat sich nichts, dann schob er sich langsam und widerstrebend vorwärts. Noch ehe er einen Meter zurückgelegt hatte, überzog ein feiner Film meine Stirn und verwandelte meine Achselhöhlen in eine Feuchtzone. Ich bot diesem weiblichen Minuspunkt beherzt die Stirn und schob weiter.
    Wer konnte meinem verschwitztem Körper übel nehmen, dass mir Desmond in den Sinn kam? In meiner Fantasie stand er vor mir, feuerte mich an und versprach mir exotische Dinge, sollte ich dieses Monster wirklich bis zur Tür schieben können. Es dauerte gefühlte Stunden, aber schließlich perlten kleine Schweißtropfen von meiner Stirn auf die Holzfläche, während ich mich keuchend dagegen lehnte und mich von der Tortur erholte. Der Tisch hatte seinen Platz zwischen Tür und Wand gefunden. Sollte nun jemand mit ausreichend Schwung den Raum betreten, so würde er unliebsame Bekanntschaft mit der Tür machen, weil sie vom Tisch abprallen und wieder zufallen würde. So hoffte ich zumindest. Je energischer mein Besucher eintreten wollte, desto besser. Einen Versuch war es wert. Und das war es dann für mich mit diesem Job. Sobald ich hier heraus und sicher zurück bei ABM war, würde ich meinen Ekel überwinden, den Springer stehlen und niemals wieder einen Fuß nach LaBrock setzen. Desmond würde es verstehen und mich hoffentlich in Westburg besuchen. Der Plan gefiel mir voll und ganz.
    Ich sammelte mich geistig. Energisch verdrängte ich Desmond aus meinen Gedanken und ballte meine Hände. Dann bezog ich Position rechts neben der Tür, weit entfernt vom Tisch, und begann aus vollem Hals zu schreien.
    Ich brüllte, bis mir die Luft ausging. Während ich nach Atem rang, lauschte ich. Noch war nichts zu hören, doch ich

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