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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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»Ist Stacey auch verschwunden?«
    Er stand wirklich auf dem Schlauch. Begriff er denn die Zusammenhänge nicht? Dann erst ging mir auf, dass er Kirsten suchte. Aber wenn er Stacey nicht verdächtigte, wie kam er darauf, ausgerechnet am Konvent aufzutauchen? Als ich ihn das fragte, wirkte er ebenso verblüfft wie ich.
    »Sie haben mich doch hergeführt«, sagte er, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ seine Oberarmmuskeln spielen. Mich beeindruckte er damit allerdings keineswegs. Blond war ebenso wenig mein Typ wie jemand, der Frauen durch den Straßenverkehr jagte.
    »Das habe ich sicher nicht«, sagte ich in einem Tonfall, der ihm deutlich machen musste, was ich von solchen Anschuldigungen hielt.
    Gegen den Herms-Blick kam ich jedoch nicht an.
    »Haben Sie definitiv«, betonte Carsten . »Ich bin Ihnen gefolgt, als Sie zum ersten Mal hier waren. Es hat mich erstaunt, dass Sie einen Konvent aufsuchen, und zunächst vermutete ich einen Zweitjob. Wegen Ihrer Augen.«
    »Moment«, unterbrach ich ihn lauter als nötig. Er gab mir ein Zeichen, doch ich war bereits verstummt und lauschte. Wir hatten Glück, niemand war auf uns aufmerksam geworden.
    »Was ist mit meinen Augen?«, fragte ich. »Seitdem ich in LaBrock bin, kommt es mir so vor, als stimmt was mit ihnen nicht.«
    Carsten antwortete nicht sofort und sah stattdessen aus, als hätte ich ihm fest ins Gesicht geschlagen.
    »Sie wissen wirklich wenig über uns«, sagte er. »Ich meine, wirklich wenig.«
    Ich schnitt eine Grimasse, weil ich überhaupt nicht einsah, mich zu rechtfertigen. Er wusste bereits über mich, was er eigentlich nicht wissen sollte, da konnte er sich solche Bemerkungen sparen.
    Carsten deutete auf mein Gesicht. »Blaue Augen kommen in unserer Welt selten vor. Wenn Sie darauf achten, finden Sie sicher bei ABM nicht allzu viele von der Sorte.«
    Ich gab ein »Hm« von mir, weil ich dazu nichts sagen konnte. Gut, Stacey, Carsten und der Prokurist hatten keine blauen Augen, Desmond dagegen teilweise schon. Bei den Telefonisten traute ich mich nicht, derartige Feldforschungen anzustellen, ohne sie vorher mit einem Vorrat an Zigaretten abzulenken.
    »Ihre Augen sind zudem ungewöhnlich hell«, fuhr Carsten fort. »Man sieht den dunklen Ring um die Iris. Viele werden daher denken, dass Sie für einen Teufelskonvent arbeiten.«
    Nun hatte er es geschafft, meine Skepsis verwandelte sich in Erstaunen und Empörung. Warum sollte ich so etwas tun?
    »Sie machen es sich hier ganz schön einfach«, sagte ich. »Man wird anhand seiner Augenfarbe für einen bestimmten Job eingestuft?« Reichlich mittelalterlich, diese Methoden.
    Nun blickte Carsten so erstaunt drein, wie ich mich fühlte.
    »Was? Nein, so ist das nicht. Es hat vielmehr mit Tradition zu tun. Früher glaubte man, besonders die Teufel, an die Kraft des Blicks. Blaue Augen waren schon immer selten, und wenn sie zudem so hell waren wie Ihre, hieß es, dass sie die Macht besäßen, Unheil über den Feind zu bringen. Im Fall der Teufel über diejenigen, mit denen sie Krieg führten. Leute mit hellblauen Augen arbeiteten daher ausschließlich für die Teufel. Bis heute.«
    »Als was?«
    »Alles Mögliche. Berater, Botschafter, Spione.«
    Oha. Nun verstand ich endlich, was den Teufel in meinem Verhör so verwirrt hatte. Oder auch all die anderen. Ich war mir nicht sicher, ob mir die Vorstellung gefiel, dass mich alle für einen Laufburschen der Teufel hielten. Aber daran konnte ich nichts mehr ändern.
    »Hat mir einer der Teufel deshalb eine Hand auf die Stirn gepresst? Um meine Gedanken zu lesen?«
    »Nein, aber er kann herausfinden, welchem Konvent Ihre Loyalität gehört. Da er nichts weiter als ein Rauschen wahrgenommen haben dürfte, war er sicher verwirrt.«
    Ein Käfer huschte dicht an meiner Hand vorbei, ehe ich antworten konnte. Ich sprang angeekelt zurück.
    »Vielleicht sollten wir hier herausfinden«, murmelte ich. »Ehe unser Gefangener Alarm schlägt.«
    Sein Blick wurde noch herrschaftlicher. »Ich muss meine Schwester finden. Sie vermuten doch auch, dass sie hier ist?«
    Ich deutete auf den Gang, und während wir ihn entlangschlichen, erzählte ich Carsten von meinem Verdacht bezüglich Stacey und war ein wenig stolz, dass er meine Theorie für möglich hielt. Leider war der Nebeneffekt, dass er darauf bestand, das Haus zu durchsuchen, während ich einfach nur raus wollte. Da wir uns nicht einigen konnten, schwiegen wir schließlich.
    Wir kamen an einer Reihe Türen vorbei.

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