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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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in irgendeiner Weise zu verärgern. Er beugte sich nach vorn und griff nach mir. Ich keuchte und presste mich in den Sessel, doch da berührte er mich auch schon – und das war es. Seine Hand legte sich lediglich auf meine Stirn. Seine Haut war ebenso übermäßig warm wie Desmonds. Ich hielt die Luft an und wagte nicht, mich zu bewegen. Die Sekunden zogen sich endlos, doch der Druck auf meiner Haut veränderte sich nicht. Ich geriet in Panik, weil ich befürchtete, jeden Moment ein Fegefeuer auf der Haut zu spüren. Oder las er meine Gedanken?
    Der Unterteufel stieß einen ungehaltenen Laut aus, dann verschwand die Hand. Sein Gesicht war von Anstrengung gezeichnet. Doch da war noch etwas anderes. Verwirrung.
    Ich verstand gar nichts mehr.
    Er zupfte seine Ärmel und seinen Kragen zurecht, ließ mich aber dabei nicht aus den Augen. Hart tastete sein Blick über meine Stirn, meinen Hals und meine Arme, kehrte jedoch immer wieder zu meinen Augen zurück. Er fasste mich nicht noch einmal an.
    »Du arbeitest für keine andere Familie. Was bist du?«
    Mit allem hätte ich gerechnet, aber damit nicht. Er musste doch wissen, dass er einen reinblütigen Menschen gefangen hielt, immerhin hatte ich nicht versucht, mich mit irgendwelchen Kräften zu retten. Seine Frage verunsicherte mich beinahe mehr als alles andere zuvor. Ich wusste weder, was er hören wollte, noch, was ich sagen durfte oder was das Problem war. Ich hob beide Hände und ließ sie auf die Polster fallen.
    Er belauerte jede meiner Bewegungen.
    »Hinter deinem Besuch steckt eine bestimmte Absicht, nicht wahr?«, dröhnte mir auch schon die nächste Frage entgegen.
    Mir brach der Schweiß aus jeder Pore. Konnte er meine Gedanken lesen und wusste, dass ich Stacey verdächtigte, Kirsten Herms etwas angetan zu haben? Aber hätte Desmond mir nicht erzählt, wenn Unterteufel eine solche Fähigkeit besäßen?
    Ein schmerzhafter Ruck riss mich aus meinen Grübeleien. Ich schrie auf, als der Sessel urplötzlich über den Boden rutschte. Der Teufel hatte ihn mit einem lässig wirkenden Fußtritt zur Seite gestoßen. Ich erinnerte mich daran, wie unwahrscheinlich stark diese Wesen waren. Ich wischte den Schweiß von meiner Stirn und versuchte, eine Antwort zu finden, die mich aus dem ganzen Schlamassel herausholen konnte.
    Ich kam nicht mehr dazu. Der Tritt war nur der erste Bote seiner Ungeduld gewesen. Er stand auf, packte mich an der Schulter und riss mich auf die Füße. Ehe ich schreien konnte, ließ er mich los und gab mir den Wink, ihm zu folgen. An Entkommen war nicht zu denken. Die Bibliothek besaß keine Fenster, lediglich einen Kamin, der als Fluchtweg ungeeignet war. Also gehorchte ich.
    Der Unterteufel blieb neben der Tür stehen und gab mir zu verstehen, dass ich weitergehen sollte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich an ihm vorbeikam und ihn dabei streifte. Ich starrte auf den Boden und vermied, ihn auch nur aus den Augenwinkeln anzublicken. Ich zog sogar den Kopf ein, doch der erwartete Schlag oder Stoß blieb aus.
    Stattdessen wartete er schweigend, bis ich den Raum verlassen hatte, folgte mir und schloss die Tür.
    Erst dann explodierte etwas an meinem Hinterkopf. Die Umgebung verlor an Farbe und verschwand.

19
    Rettungsanker
     
     
     
    A ls ich dieses Mal zu mir kam, war ich nicht so verwirrt wie zuvor, was daran liegen konnte, dass ich bereits Übung im Niedergeschlagenwerden besaß, oder wahrscheinlicher, dass ich einfach schon wusste, wo ich war.
    Kein sehr tröstlicher Gedanke.
    Ich atmete tief durch und versuchte, aus irgendeiner Ecke meines Ichs ein wenig Hoffnung zu kramen. Immerhin befand ich mich nicht wieder in einem Kellerverlies, sondern in einem möblierten Zimmer, unter mir fühlte ich dicken Teppich. Ich musste meine Umgebung untersuchen, mit etwas Glück würde ich etwas finden, das mich weiterbrachte. Zunächst schlich ich zur Tür und probierte, sie zu öffnen. Vergeblich. Viel zu sehen gab es darüber hinaus nicht. Wände sowie die Zimmerdecke waren mit einfachem Holz verkleidet und schraubten sich so weit in die Höhe, dass ich den Kopf in den Nacken legen musste, um die Lampe zu betrachten: kein Kronleuchter, sondern eine schlichte Glühbirne.
    Da ich weiterlief, während ich nach oben starrte, stieß ich mir die Hüfte an einem Tisch. Es schmerzte. Nicht übermäßig, trotzdem schossen mir die Tränen in die Augen. Kein Wunder, mein Nervenkostüm glich einem Wrack oder einem von Alessias Netzkostümen, mit denen sie so

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