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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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hoffte, dass sich dies bald ändern würde. Ich stürzte mich in die zweite Runde und wurde belohnt. Beim nächsten Luftholen drangen gedämpfte Stimmen an mein Ohr. Ich verstand nicht, was sie sagten, aber es klang nicht fröhlich. Ich spannte mich an, machte weiter und legte noch mehr Druck in meine Stimme, was ihr einen schrillen Beiton verlieh. In meinem Hals kitzelte und kratzte es zugleich, und ich musste husten.
    Da hörte ich Schritte auf der anderen Seite der Tür. Sie kamen auf mich zu. Ich unterdrückte den Hustenreiz und kreischte mich ein weiteres Mal in Fahrt. Ein letztes Mal.
    Kaum wurde mein Gebrüll leiser, flog die Tür auf. »Wenn ich noch eine Sekunde länger dieses …«
    Es war der Teufel, der mich verhört hatte. Er fluchte und brüllte dabei fast so sehr wie ich, vor lauter Rage blind für seine Umgebung. Ganz so, wie Alphonse es mir gesagt hatte. Weit kam er allerdings nicht, denn in diesem Moment krachte die Tür gegen den Tisch und schwang mit hohem Tempo wieder zurück. Der Teufel hatte einen schönen Teil seiner Körperkraft dazu genutzt, sie zu öffnen, und eben die setzte ihm nun eine gewaltige Antwort vor die Stirn.
    Ich schlug beide Hände vor den Mund, als der Teufel zunächst stehen blieb, steif wie ein Brett. Sein Mund formte ein Oval. Dann kippte er, drehte sich im Fall halb um die eigene Achse und landete vor meinen Füßen auf dem Bauch. Ich glaubte, das feine Knirschen von Knochen hören zu können. Er rührte sich nicht mehr.
    Ich glotzte ihn mit angehaltenem Atem an. Etwas glänzte in der Nähe seiner Hosentasche und erregte meine Aufmerksamkeit. Ich ignorierte den Gedanken an Leichenfledderei – so schnell starb ein Gehörnter sicher nicht – und beugte mich über ihn. Meine Finger schlossen sich um etwas Hartes, Glattes. Rasch sprang ich zurück. Da stand ich nun, einen Schlüssel in der Hand, und starrte abwechselnd von dem Mann zur Tür. Mein Plan hatte geklappt, was mich mit unwahrscheinlichem Stolz erfüllte.
    Die Vernunft in mir rief mich zur Eile. Länger warten bedeutete mehr Regenerationszeit für den Teufel und weniger Fluchtchancen für mich. Ich überlegte fieberhaft und starrte auf den Schlüssel.
    Auge um Auge, mein Freund.
    Natürlich, ich würde ihn hier einsperren. Doch zuvor musste ich dafür sorgen, dass er nicht so schnell nach Hilfe rufen konnte. Hastig rannte ich zurück zum Schrank, schnappte mir eines der Holzbretter und zog ihm das Ding mehrmals präventiv über den Schädel. Er rührte sich nicht. Dann trat ich an die Tür und lauschte, doch niemand schien auf unser kleines Intermezzo aufmerksam geworden zu sein. Davon ermutigt, fasste ich den Unterteufel unterhalb der Schultern und zog. Es war eine beinahe ebensolche Arbeit wie bei dem Tisch. Ich war erneut schweißgebadet, bis ich ihn so weit bewegt hatte, dass nur noch seine Füße über die Schwelle ragten. Mein Rücken schmerzte, also gönnte ich mir eine kleine Pause. Dann beugte ich mich hinab und packte seine Füße, um sie über die Schwelle zu schieben.
    Einer zog sich aus meinen Fingern. Mein Instinkt brüllte mir zu, mich außer Reichweite zu bringen, doch ich war zu langsam. Der Tritt traf meine Rippen und drückte jedwede Luft aus meinen Lungen. Es quietschte. Der Teufel bewegte sich, zog die Beine an und stand auf. Nur, weil er taumelte und sich noch nicht völlig orientiert hatte, konnte ich seinen Fingern entwischen. Hektisch suchte ich nach dem Stück Holz. Verdammt! Es lag genau hinter ihm. In meinem Kopf rasten die Gedanken, ich wusste, dass ich ihn kein zweites Mal überraschen konnte. Meine Chance war vorbei.
    Er verzog das Gesicht, als er meine Verzweiflung bemerkte. Höhnisch, aber auch hasserfüllt.
    »Netter Versuch«, sagte er, ehe er wie ein gefällter Baum zu Boden ging.
    Ungläubig starrte ich ihn an. Er lag seltsam gekrümmt, ein Bein angewinkelt und die Hände unter seiner mächtigen Brust vergraben. Über ihm schwebte das Holzstück. Darunter schimmerte mir ein bekanntes Gesicht entgegen: blondes Haar, ein Imperatorblick aus dunklen Augen. Vor mir stand Carsten Herms.
    »Danke«, stammelte ich.
    »Schnell! Raus hier.« Carsten ließ das Brett fallen, streckte mir eine Hand entgegen und zerrte mich an dem Bewusstlosen vorbei. Ich erinnerte mich daran, wie hart im Nehmen der Teufel zuvor gewesen war, und entschied, all meine Fragen zu verschieben und keine Sekunde in diesem Zimmer zu vertrödeln. Fest stand auf jeden Fall schon einmal, dass Carsten nicht

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