Nicht menschlich Inc.
verschwunden war, so wie Carol und Victor behauptet hatten. Erklären konnte ich mir sein Auftauchen noch nicht ganz, womöglich ermittelte er für die Behörde.
Das nannte man wohl vom Regen in die Traufe kommen . Mitten im Konvent lief ich ausgerechnet dem Mann in die Arme, mit dem ich mir vor Kurzem noch eine Verfolgungsjagd auf den Straßen LaBrocks geliefert hatte.
Eilig schob ich mich an dem Teufel vorbei, schlug die Tür hinter mir und Carsten zu, rammte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn herum. Mit einem leisen Klicken schlug der Mechanismus an. Ich sah mich um, doch außer uns befand sich niemand auf dem langen Gang, der uns stickig und düster begrüßte.
»Also. Was tun Sie hier?«, kam Carsten mir zuvor.
Ich lachte, aber es fühlte sich eher an, als würde ich etwas Unangenehmes aus der Kehle drücken.
»Dasselbe wollte ich Sie gerade fragen. Ich dachte, Sie wären verschwunden.«
Er stutzte. »Warum dachten Sie das?«
»Es kam in den Nachrichten.«
»Verstehe. Natürlich, meine Kollegen haben wie immer schnell reagiert.« Er betrachtete mich genauer. »Aber die Arbeitsweisen der Behörde sagen Ihnen nicht wirklich etwas, oder?«
Etwas in mir brach, einer der Widerstände, die ich aufrechterhalten hatte, seitdem ich zum ersten Mal in das Portal eingetaucht war. Mit jedem Schritt in dieser Welt hatte ich mich verstellen müssen, und nun fehlte mir ganz einfach die Kraft, es weiterhin zu tun. Meine Gefangennahme und die Unterteufel hatten mich alles gekostet, was ich noch aufbringen konnte, und meinen Schutzwall herabgerissen. Selbst, wenn ich es gewollt hätte, war ich nicht mehr in der Lage, ihn Carsten gegenüber wieder aufzubauen.
Also nickte ich. »Erwischt. Ich weiß nicht wirklich viel über das alles hier.« Ich breitete meine Arme aus.
Er war nicht überrascht. »Das dachte ich mir. Bei unserem Treffen im Holysmacks war Ihnen deutlich anzusehen, dass Sie keine Ahnung hatten, wovon die Rede war, als ich die Behörde erwähnt habe. Daraufhin habe ich in unseren Archiven nachgesehen.«
Am liebsten hätte ich ihn geschüttelt. Wir befanden uns mitten unter aufgebrachten Unterteufeln, und er wollte mir einen Vortrag über die Gesetze dieser Welt halten?
»Wenn Sie nach Laurentius gesucht haben, dann werden Sie das sicher umsonst getan haben«, sagte ich spitz.
Trotz allem, was in den letzten Minuten geschehen war, schmunzelte er. »Nala, ich weiß, dass Sie von drüben stammen, und auch, dass Sie nicht zu den Eingeweihten gehören. In Anbetracht unserer momentanen Lage werde ich allerdings vergessen, dass ich es weiß. Einverstanden?«
Ich blieb misstrauisch. »Und es fällt Ihnen auch nicht wieder ein, wenn wir aus diesem Konvent entkommen sind?«
Er zögerte. »Nein, das wird es nicht.«
»Und Sie tragen auch keine Handschellen bei sich?«
Nun lachte er, winkte aber ab. »Nein, auch das ganz sicher nicht.«
Er war überrascht, wie zackig ich ihm eine Hand entgegenstreckte, aber dieses Versprechen wollte ich unbedingt mit einem Handschlag besiegeln.
Carsten umfasste meine Finger mit kräftigem Druck. »Eines muss ich allerdings wissen.«
»Was?«
»Wie haben Sie von uns erfahren?«
Ich gab einen gequälten Laut von mir und zog die Hand zurück. Wie oft würde ich diese Geschichte noch erzählen müssen? »Das kann ich Ihnen selbst nicht so genau sagen. Ich habe eine Mail von ABM bekommen, in der man mir zum neuen Job gratuliert hat. Das ist leider schon alles. Es muss eine Art Irrläufer gewesen sein.«
»Ein Irrläufer? So etwas kommt nicht vor. Das ist rein technisch schon nicht möglich.« Er wirkte empört bei dem Gedanken.
Über uns polterte etwas. Wir zuckten zusammen und lauschten, doch ich konnte nichts weiter hören.
»Wie auch immer.« Ich hatte es eilig. »Ich führe dieses Gespräch nicht zum ersten Mal, glauben Sie mir. Ich würde mich ebenso sehr über Antworten freuen wie Sie. Aber vielleicht sollten wir erst einmal sehen, dass wir hier herauskommen?« Da fiel mir etwas ein. »Wie sind Sie überhaupt hier hereingekommen?«
»Ähnlich wie Sie, schätze ich. Man hat mich erwischt und mir einen netten Schlag auf den Kopf verpasst, als ich einen Hintereingang gesucht habe. Ich bin in einem Raum aufgewacht, konnte aber das Türschloss knacken.«
Einen Hintereingang. Beinahe hätte ich mir vor die Stirn geschlagen. Warum war ich nicht auf diese brillante Idee gekommen? Dann erst traf mich die Erkenntnis.
»Sind Sie etwa auch wegen Stacey hier?«
Er stutzte.
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