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Nicht ohne dich

Nicht ohne dich

Titel: Nicht ohne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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Zimmer ausräumen.« Ich wollte nein sagen, aber ich wusste, dass sie recht hatte. Also zogen wir gemeinsam das Bett ab. Es gab inzwischen keine Wäschereien mehr, wir würden das Bettzeug also später selbst waschen müssen.
    »Wenn jemand fragt«, sagte sie, »ist das deine Bettwäsche.«
    Während Raffi und ich noch ganz miteinander und mit unserem Abschied beschäftigt gewesen waren, hatte sie sich also Gedanken um unsere Sicherheit gemacht. Wir legten die unbezogene Decke und das Kissen fein säuberlich auf die gestreifte Matratze. Mir war die ganze Zeit so furchtbar elend zumute, als würde ich innerlich verbluten.
    Die Bücher wieder ordentlich in die Regale zu räumen, war nicht nötig – das hatte Raffi schon erledigt. Mama griff sich den Papierkorb, in dem Raffis Bleistiftspäne lagen.
    »Nimm den Pinocchio wieder zu dir«, sagte sie beim Hinausgehen.
    Ich hatte schon darauf gewartet, dass sie mich allein ließ. Sofort öffnete ich die Schreibtischschublade, fischte das Papier heraus, das Raffi für mich dort deponiert hatte, faltete es und steckte es mir in die Tasche. Dann holte ich den Pinocchio vom Haken und brachte ihn in mein Zimmer.
    In dem ich seit Wochen nicht mehr geschlafen hatte.
    Zurück in Raffis Zimmer erkundigte ich mich: »Das war’s dann, oder?«
    »Ich öffne noch das Fenster«, entgegnete Mama. »Wir müssen lüften, damit man nicht riecht, dass jemand hier geschlafen hat.«
    Mama ging hinunter in die Werkstatt und kam mit einem dicken, unförmigen Umschlag zurück. Die Fotos von den Jakobis. Sie waren all die Zeit über im Raum unter der Treppe verwahrt gewesen. Ich fragte mich, ob Raffi sie sich wohl angesehen hatte, als er da unten saß.
    »Was hast du damit vor?«
    »Ich werde sie verbrennen.«
    »Nein!«, rief ich aus. Mir war, als würde sie mich absichtlich quälen.
    »Jenny«, redete mir Mama zu. »Wenn die Gestapo kommt, das Theater kaputt schlägt und dies hier findet, dann sind wir geliefert. Die Fotos müssen alle weg.«
    Ich sagte: »Mama, ich brauche wenigstens ein Foto von Raffi. Du kannst sie nicht alle verbrennen, Mama …«
    Sie biss sich auf die Lippen. »Ich muss es tun, Jenny. Es gibt keinen Ort, wo sie sicher aufgehoben wären, verstehst du das nicht? Wenn du ein Foto von ihm behältst – na, dann kannst du auch gleich alles zugeben.«
    Ich kochte vor Wut. »Er hat Fotos von uns.«
    »Ja«, sagte sie, »und das hätte ich ihm auch nicht erlauben dürfen. Das habe ich inzwischen begriffen. Und noch etwas: Hat er dir einen Brief hinterlassen?«
    Ich starrte sie an. »Hast du gelauscht?«
    »Nein«, gab sie zurück. »Ich habe nur geraten. Auch den musst du verbrennen.«
    »Ich hasse dich«, sagte ich.
    Sie zuckte zusammen, aber ihre Miene wurde hart. »Du kannst ihn vorher lesen.«
    Ich zischte: »Wie nett von dir. Du glaubst, du wüsstest alles am besten, nicht wahr, du hältst mich wohl für total dumm, und es ist dir egal, du hast ja deine Briefe von Papa, und Fotos von ihm, aber das ist natürlich etwas anderes …«
    »Jenny …«, beschwichtigte sie mich. Ich rannte einfach weg zum Waschbecken und ließ Wasser einlaufen. Ich wollte nicht zulassen, dass sie Raffis und meine Bettwäsche wusch.
    Ich holte die Flasche mit den aufgelösten Seifenresten, die wir zum Waschen benutzten, und schüttete die schleimige Flüssigkeit ins Wasser, das ich mit beiden Händen umrührte. Dann drückte ich den Kissenbezug ein letztes Mal an meine Wange. Er roch nach Raffi, aber ich durfte jetzt nichts mehr von ihm haben. Ich tauchte den Bezug ins Wasser und begann ihn zu waschen. Zum Weinen war ich zu wütend.
    Mama kam zu mir. »Jenny«, sagte sie. »Es tut mir leid.«
    Ich entgegnete: »Ich werde Raffis Brief nicht verbrennen!«
    Darauf gab sie keine Antwort. Stattdessen sagte sie: »Ruf mich, wenn es ans Auswringen geht. Ich helfe dir, die Kurbel zu drehen.«
    Ich war entschlossen, sie nicht zu rufen, und versuchte es allein, aber mir taten dabei schrecklich die Arme weh. Das hatte Raffi immer für uns gemacht, er hatte gesagt, auch das sei Training.
    Mama kam wieder. »Jenny, Liebling«, sagte sie ganz sanft. »Lass dir doch von mir helfen.«
    Plötzlich konnte ich nicht mehr wütend sein. Wir packten beide die Kurbel und drehten sie. Die Seifenlauge quoll zwischen den Rollen hervor und das Betttuch kam ganz glatt heraus. Ich ließ sauberes, kaltes Wasser ins Becken ein, spülte das Betttuch, und dann wrangen wir es erneut aus. Beim Auswringen konnte man sich nicht

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