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Nicht ohne meine Schokolade

Nicht ohne meine Schokolade

Titel: Nicht ohne meine Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. McKevett
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sie zutrafen.
    Er streckte die Hand aus. »Ich werde den Film an mich nehmen«, sagte er leise. »Ich werde selbst noch ein paar Tests machen lassen.«
    In Savannahs geistiger Schaltzentrale gingen sämtliche berufsbedingten Alarmsignale los, Blinklichter, Sirenen, Lautsprecher.
    In diesem Augenblick konnte der Chief selbst als Verdächtiger betrachtet werden. Er wäre sicherlich nicht der erste Liebhaber, der dem Ehemann seiner Angebeteten das Lebenslicht ausblies. Es war undenkbar, ihm ein wichtiges, belastendes Beweisstück in die Hand zu geben.
    »Sir, ich...«
    »Detective Reid«, sagte er, erheblich lauter als vorher. Sie konnte hören, wie seine höfliche Fassade bröckelte. »Das ist keine Bitte, das ist ein Befehl. Geben Sie mir das Band.«
    Sie warf einen Blick zu Bloss hinüber. Sie konnte sich nicht vorstellen, von ihm irgendwelche Hilfe oder Unterstützung zu bekommen. Er gab ihr ein selbstgefälliges »Für Geld eß ich sogar Scheiße«-Lächeln. Sie widerstand dem Impuls, ihn in sein dummes Gesicht zu schlagen: vielleicht hatte sie ja später mal irgendwann Gelegenheit dazu.
    Mit einem Gefühl der Niederlage griff sie in die Tasche, zog die Plastiktüte mit der Videocassette heraus und legte sie Hillquist in die Hand.
    »Ich danke Ihnen, Detective«, sagte er ohne eine Spur von Dankbarkeit in der Stimme. »Und da ist noch etwas...«
    »Ja?« Es beschlich sie der Verdacht, daß sie diese Sache ebenfalls nicht mögen würde.
    »Für den Augenblick bestehe ich darauf, daß die Einzelheiten Ihrer Ermittlungen hier in diesem Raum verbleiben. Sie werden mit niemand sonst darüber reden, außer mit Captain Bloss oder mir. Ist das klar?«
    Sie nickte.
    Er wollte mehr. »Ich sagte, ist das klar?«
    »Ja«, sagte sie und schluckte den bitteren Geschmack, der ihr aus dem Magen in die Kehle hinaufstieg, hinunter. »Ja, Sir. Vollkommen klar.«
    Viel zu klar, dachte sie, als sie mit ihrer Tasche, die jetzt um einiges leichter war, den Raum verließ. Die Situation war einfach zu offensichtlich. Ob sie es wollte oder nicht, sie war gerade an einem größeren Vertuschungsmanöver beteiligt worden.

    »Wer hat je behauptet, daß Polizeiarbeit nicht aufregend ist ?« murmelte Savannah, als sie mitten in ihrem Wohnzimmer auf dem Boden saß und praktisch unter einer Lawine von Papierkram begraben war. Briefe, Telefonrechnungen, Kreditkartenauszüge, Adreßbücher und Tagebücher... all das dokumentierte das Leben und Wirken des kürzlich dahingeschiedenen Jonathan Winston.
    »Papierkram. Das ist das einzige, womit man als Polizist zu tun hat. Eines Tages finden sie mich tot auf, kalt wie ein Frosch im Gebirge und zerquetscht durch anderthalb Tonnen Papierkram«, sagte sie zu Cleopatra.
    Ein Kolibri flog herbei, um einen Schluck Wasser draußen aus der Vogeltränke zu nehmen, und die Katze sprang schwanzwedelnd und mit vor Vorfreude zitterndem Maul ans Fenster.
    »Und Ihr werdet mich vermissen!« rief Savannah hinter ihr her. »Verdammt, das werdet Ihr!«
    Auf dem Kaffeetisch neben ihr lagen ein Block und ein Stift. Nachdem Sie dieses Zeug vom Präsidium aus nach Hause gekarrt hatte — sie hatte plötzlich das unbändige Verlangen verspürt, so weit wie möglich von dort entfernt zu sein — , hielt sie sich nun seit zwei Stunden damit beschäftigt, es durchzusehen und hatte bereits eine stattliche Liste mit Hinweisen zusammengetragen, denen sie nachgehen mußte. Sicher, die Suche war aufwendig gewesen, aber sie wußte jetzt erheblich mehr über Jonathan Winston als vorher.
    Im großen und ganzen schien sein Leben zum ersten Mal seit Jahren wohl durchaus problemlos zu verlaufen. Abgesehen von der Tatsache, daß seine Ehe sich in Wohlgefallen auflöste und er ermordet worden war, hatte Jonathan die Dinge scheinbar unter Kontrolle.
    Nach einigen finanziell schwierigen Anfangs Jahren warf sein Unternehmen Gewinn ab. Einen eindrucksvollen Gewinn. Seine Rechnungen waren alle bezahlt, sein Sparkonto dick und fett, seine Einkünfte regelmäßig.
    Der einzige Stein des Anstoßes war die Tatsache, daß er während der letzten Monate mehrmals sechsstellige Summen vom Konto abgehoben hatte, und Savannah konnte keinen Hinweis darauf finden, wohin das Geld vielleicht geflossen war. Das war eindeutig eine Sache, die man sich merken und weiter verfolgen mußte.
    Eine Liste von Testergebnissen seiner jährlichen Routineuntersuchung zeigte, daß er in guter körperlicher Verfassung war, außergewöhnlich für einen Mann seines Alters.

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