Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht ohne meine Schokolade

Nicht ohne meine Schokolade

Titel: Nicht ohne meine Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. McKevett
Vom Netzwerk:
das erste Photo aus der Hand und reichte ihr das andere. Savannah sah ein junges Paar, das so um die zwanzig war. Beverly und Jonathan in besseren Tagen. Sie hatten einander die Arme um die Schultern gelegt, und auf ihren Gesichtern lag ein übermütiges Grinsen. Das galt insbesondere für Jonathan, dessen Augen vor Ausgelassenheit blitzten.
    »Sieht aus, als ob er ein kleiner Draufgänger gewesen wäre«, kommentierte Savannah und verspürte wieder einen Stich des Bedauerns darüber, daß ein lebender, atmender Mensch seines Lebens beraubt worden war.
    »Ein kleiner ?« lachte Beverly. »Jonathan überredete mich, mein erstes Studentenwohnheim mit Toilettenpapier auszulegen. Der Streich galt einem früheren Lehrer auf der Highschool, der es wirklich verdiente. Jonathan und ich kletterten um drei Uhr morgens auf die Eisenbahnüberführung, um dort mit Sprühfarbe unsere Initialen zu hinterlassen. Mein Gott, wie sich die Zeiten geändert haben. Heute verabschiede ich Erlasse, nach denen Jugendliche für so etwas ins Gefängnis kommen.« Beverly nahm das Photo wieder an sich und blickte darauf, ihre Gesichtszüge wurden weich. »Jonathan war mein erster Liebhaber«, sagte sie. »Mein einziger Liebhaber über viele Jahre. Er wußte, wie man spielte, und er brachte mir bei, daß es gut ist, Freude und Leidenschaft zu empfinden. Gefühle waren gut, nicht frivol und gefährlich, wie meine Eltern es mich gelehrt hatten. Dafür werde ich ihm immer dankbar sein.«
    Sie stellte die Photos wieder auf das Kaminsims, dann kehrte sie zu ihrer Chaiselongue zurück. »Beantwortet das Ihre Frage, Detective Reid?« fragte sie müde.
    »Ja, das tut sie. Ich danke Ihnen.« Savannah blickte auf ihr Notizbuch herunter, das aufgeschlagen in ihrem Schoß lag. »Mrs. Winston, könnten Sie mir sagen, wo Sie gestern am frühen Morgen waren? So gegen vier Uhr?«
    »Vier.« Sie zuckte leicht zusammen. »Ist es zu diesem Zeitpunkt passiert?«
    »Wir nehmen es an. So ungefähr zu diesem Zeitpunkt.«
    »Ich war im Bett und habe geschlafen. Ich bin eine kleine Nachteule, deshalb schlafe ich manchmal ein.« Savannah hörte den Sarkasmus in ihrer Stimme und dachte daran, wie schwer es sein mußte, einen Gefährten zu verlieren und dann auch noch des Mordes verdächtigt zu werden. Sie fand, daß Beverly Winston das Recht auf etwas Bitterkeit hatte.
    »Entschuldigen Sie, aber...« Savannah räusperte sich. »...aber haben Sie jemanden, der bezeugen kann, daß Sie hier waren?«
    »Nein«, antwortete sie ausdruckslos. »Niemanden. Ich habe allein geschlafen, wenn es das ist, was Sie wissen wollen.«
    »Ja, danke.« Savannah kritzelte in ihr Notizbuch. Sie traute sich nicht zu, irgend etwas davon zu behalten. »Und was taten Sie gestern abend bei Sonnenuntergang? Sagen wir, so gegen halb neun?«
    Sie hob eine Augenbraue. »Brauche ich für diese Zeit ebenfalls ein Alibi?«
    »Es handelt sich nur um eine Routinefrage.«
    »Ich war hier. Ich saß in diesem Stuhl und las, wie ich es abends immer tue. Und bevor Sie fragen, es war keiner bei mir. Ich lese auch allein.«
    »Was ist mit Leah? Kann sie es nicht bezeugen?«
    Beverly schüttelte den Kopf. »Nein. Sie und ihr Mann — er ist mein Gärtner und Mädchen für alles — arbeiten nur von halb neun Uhr morgens bis halb fünf Uhr nachmittags für mich. Sie wohnen in der Wohnung über der alten Garage. Ich schätze meine Privatsphäre zu sehr, um Angestellte vierundzwanzig Stunden am Tag um mich herum haben zu wollen.«
    »Was ist mit dem Telefon? Haben Sie gestern abend Telefongespräche von hier zu Hause angenommen?«
    »Nein. Nach dem Abendessen schalte ich grundsätzlich den Anrufbeantworter ein. Das habe ich mir angewöhnt, um meine geistige Gesundheit zu bewahren.«
    »Ich verstehe. Das ist ungünstig, denn...« Ihre Stimme verklang, während Savannah die Frau sorgfältig beobachtete. Sie war verwirrt durch deren scheinbare Lässigkeit. Beverly war die Hauptverdächtige in einem Mordfall; das war ihr mit Sicherheit klar. Sie verstand auch mit Sicherheit die Bedeutung, die ein Alibi unter diesen Umständen für sie hatte.
    »Es tut mir leid, daß ich kein Alibi habe, Detective«, sagte sie, als hätte sie Savannahs Gedanken gelesen. »Glauben Sie mir, mir wäre nichts lieber, als in dem Augenblick, als mein Mann getötet wurde, im Rathaus vor dreihundert Leuten eine Rede gehalten zu haben, aber das habe ich nicht. Wenn ich gewußt hätte, daß ich ein Alibi brauchte, dann hätte ich ein gutes für Sie

Weitere Kostenlose Bücher