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Nicht ohne meine Schokolade

Nicht ohne meine Schokolade

Titel: Nicht ohne meine Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. McKevett
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Selbst sein Cholesterinspiegel und sein Gewicht waren niedrig. Savannah erinnerte sich an ihre eigene Untersuchung im letzten Monat und verspürte ein flüchtiges Gefühl des Hasses auf J. W.
    Oh, nun ja, vielleicht hatte er keine Freude am Essen, und was bedeutet schon das bißchen Übergewicht? Sie war nicht fett, noch nicht einmal pummelig. Sie war üppig, sinnlich und kurvenreich. Was wollte man mehr.
    Bei dem Gedanken ans Essen bemerkte Savannah, daß es fast schon Zeit zum Abendessen war. Weil sie bereits ihren Pyjama angezogen hatte, entschloß sie sich, etwas vom Chinesen kommen zu lassen.
    Sie wollte die Winston-Fregatte gerade verlassen und Feierabend machen, als ihr ein kleines Bündel Briefe ins Auge fiel. Das elegante blaue Papier mit den gezackten Rändern war eindeutig nicht von seinem Börsenmakler. Als sie sich gestern mit Beverly in deren Bibliothek unterhalten hatte, hatte Savannah deren Briefpapier auf dem kleinen Sekretär liegen sehen. Es war in einem gesetzten Taubengrau gehalten, mit einem Wasserzeichen des Hauses in der Mitte. Erheblich förmlicher als dieses hier.
    Etwa ein Dutzend Briefe waren mit einem dicken Gummiband zusammengebunden. Nicht so romantisch wie Satinbänder, dachte sie, aber...
    Als sie den ersten Brief näher betrachtete, bemerkte sie, daß der Poststempel erst ein paar Wochen alt war. Der Absender hatte keinen Namen angegeben, stammte aber aus der Nachbarstadt, Oak Creek. Die Handschrift war klein, seriös und eindeutig weiblich.
    Als sie begann, die Briefe zu lesen, hatte sie erneut das Gefühl, in die absolute Intimsphäre eines Menschen einzudringen. Beverly war nicht die einzige in dieser Ehe gewesen, die Ehebruch beging. Die Briefe, die von einer Frau namens Fiona stammten, waren mit blumigen Beschreibungen von ewiger Liebe und Dankbarkeit gefüllt. Scheinbar war er im Bett ganz gut gewesen.
    Mitten im fünften Brief ging Savannah auf, daß Jonathan und Fiona einmal verheiratet gewesen waren. Es war gleichermaßen offensichtlich, daß Fiona eine Versöhnung anstrebte und erwartete, daß diese bald stattfand. Entweder hatte Jonathan darüber nachgedacht, Beverly zu verlassen, noch bevor er hinter ihre Affäre mit dem Chief gekommen war, oder er hatte Fiona belogen, daß sich die Balken bogen.
    Beides war gleichermaßen vorstellbar, entschied Savannah auf der Basis ihrer Erfahrungen mit Männern und deren »verworfenem und verschlagenem Verhalten«, wie ihre Oma immer gesagt hatte.
    Savannah hatte den letzten Brief gerade beendet, als ein Klopfen an ihrer Wohnungstür sie so erschreckte, daß sie beinahe den Bogen fallengelassen hätte.
    »Zur Hölle... das erschreckt ja selbst ‘ne Leiche zu Tode«, grummelte sie, als sie sich steif vom Boden erhob — sie hatte ziemlich lange dort gesessen — und mit eingeschlafenen Beinen zur Tür humpelte.
    Sie warf einen Blick durch den Spion und wurde mit einem abscheulichen, eindeutig übelkeiterregenden Anblick konfrontiert. Etwas Rosafarbenes, Nasses, vielleicht Schleimiges wurde dort durch das Glas vergrößert zur Schau gestellt.
    Eine Zunge.
    Dirks Zunge.
    »Sehr witzig«, sagte sie, als sie die Tür aufriß. »Du weißt doch, Dirk, das Wichtigste an einem guten Gag ist, ihn rechtzeitig zu den Akten zu legen. Den hier hast du schon ziemlich ausgelutscht.«
    »Ich bin froh, daß du es mir sagst«, meinte er. »Beim nächsten Mal werde ich dir einen dicken grünen Käfer davorhalten, nur so zur Abwechslung.«
    »Warum bist du hier?« fragte sie und bemühte sich erst gar nicht, ihrer Stimme einen liebreizenden Klang zu geben. »Warum hast du nicht vorher angerufen, und was willst du hier?«
    Er dachte einen Augenblick lang nach, dann sagte er: »Mich mit dir versöhnen... ich hatte kein Kleingeld... und das mit dir zu teilen.«
    Hinter seinem Rücken holte er eine rosafarbene Kuchenschachtel hervor, von der sie wußte, daß sie ihren absoluten Lieblingskuchen enthielt: eine Schwarzwälder Kirschtorte aus der deutschen Bäckerei an der Ecke. Dafür konnte sie — ganz einfach — sterben.
    Außerdem war sie ziemlich teuer. Sie schöpfte augenblicklich Verdacht. Seit wann machte der alte Dirk, dieser Geizkragen, dreißig dicke Scheine für einen Kuchen locker? Seine Vorstellung von Verschwendung war es, Savannah für neununddreißig Cent ein Paket Mini-Donuts mit Puderzucker zu kaufen und sie dann vielleicht noch dazu zu veranlassen, die sechs Gebäckstücke mit ihm zu teilen.
    »Mich kriegst du heute nicht ins Bett«, sagte

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