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Nicht ohne meine Schokolade

Nicht ohne meine Schokolade

Titel: Nicht ohne meine Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. McKevett
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einfach nicht glauben, was sie da tat. Sie saß auf ihrem Sofa, bekleidet mit ihrem alten, abgewetzten Bademantel, mit geschwollenen Augen und einer Nase, die so rot war wie die von Rudolph dem Rentier, ihr Haar hing ihr in Strähnen übers Gesicht... und sie versuchte, Dirk zu verführen. Den guten alten Dirk, ihren Kumpel, ihren Compadre, ihren Waffenbruder.
    Nicht mehr, dachte sie traurig. Und sofort drängte es sie noch heftiger.
    Sie hob den Arm, um sein Haar zu berühren, und sie spürte, wie er zurückwich. Er war so empfindlich, wenn es um sein dünner werdendes Haar ging, so verlegen. Aber das mußte er gar nicht sein. Es fühlte sich so schön an, so viel weicher, als sie jemals angenommen hatte.
    Als sie zu ihm hinaufblickte, wurde sie von dem unerwarteten, heftigen Wunsch, ihn zu küssen, überwältigt. Dort waren seine Lippen, nur Zentimeter von den ihren entfernt.
    Sie hatte niemals bemerkt, wie voll und einladend seine Unterlippe war, was für ein angenehmer Kontrast zu dem Rest seines zerklüfteten Gesichts.
    Oder vielleicht war es ja auch nur das Kirschwasser in der Schwarzwälder Kirschtorte, die sie gerade verspeist hatte.
    Was immer der Grund war, sie wollte geküßt werden. Von Dirk. Jetzt. Sie hob ihr Gesicht zu ihm empor und strich mit den Lippen sanft über seinen Mund. Die Berührung sandte einen Elektroschock durch ihren ganzen Körper, der sich in ziemlich intimen, eindeutig weiblichen Zonen festsetzte.
    »Küß mich, Dirk«, sagte sie, und ihr Atem ging ebenso stoßweise wie der seine. »Bitte, ich brauche es, wirklich.«
    Einen Augenblick lang beugte er den Kopf zu ihr herab, als ob er sie tatsächlich küssen wollte. Sie schloß in freudiger Erwartung die Augen.
    Als aber nichts geschah, öffnete sie die Augen wieder, um festzustellen, daß er sie verwirrt ansah. Er sah vielleicht sogar ein bißchen verletzt aus.
    »Ich weiß.«
    »Was?«
    »Ich weiß, daß du es brauchst.« Er umarmte sie erneut, kürzer als zuvor, dann stieß er sie sanft von sich fort. »Aber... ich würde lieber warten.«
    »Warten? Worauf?« fragte sie. »Wir sind allein. Wir kennen uns seit Jahren. Und es ist ja auch nicht so, als ob wir nicht schon tausend Mal daran gedacht hätten.«
    »Ich weiß«, sagte er, als er sich vom Sofa erhob. »Ich weiß, daß du verletzt bist, daß du dir deiner selbst nicht sicher bist und du wahrscheinlich einen Mann brauchst, der sich ein paar Stunden mit dir auf deiner Matratze herumwälzt. Das würde wahrscheinlich deinen Schmerz lindern.«
    »Also, worauf wartest du dann noch?« fragte sie, vollkommen verwirrt. In ihren tausend Träumen war es niemals so verlaufen. Er hatte niemals nein gesagt.
    Dirk lächelte wissend, beugte sich hinunter und gab ihr den Kuß, um den sie gebeten hatte... aber auf die Stirn.
    »Ich weiß, daß du es brauchst«, sagte er, als er zur Tür ging. »Aber du bist immer etwas Besonderes für mich gewesen, Van, und ich denke, ich möchte warten, bis du mich brauchst.«
    Savannah fiel nichts ein, das sie hätte sagen können, als sie ihm hinterhersah, wie er durch die Tür ging und sie sanft hinter sich schloß. In der Leere, die er zurückließ, fühlte sie sich einsamer denn je.
    Und sie bemerkte, daß der Tränenfluß immer noch nicht versiegt war.

    Savannah schreckte aus den ersten seichten Gewässern des Schlafes wieder hoch. Das Telefon. Es war schon wieder dieses verdammte Telefon. Stundenlang hatte sie im Bett gelegen, hatte Schafe gezählt und versucht einzuschlafen. Tatsächlich hatte sie Köpfe gezählt, die von einer Guillotine herunterrollten, die meisten hatten Gesichter, die eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Bloss besaßen. Dieses Bild hatte eine beruhigendere Wirkung gehabt als flauschige, grazile Schafe.
    Sie warf einen Blick auf die neue Digitaluhr, mit der sie die kaputte ersetzt hatte, und stöhnte. Es war Viertel vor vier. Sie hatte ganze zehn Minuten geschlafen. Hurraaa!
    »Hoffentlich hast du dich verwählt«, murmelte sie ins Telefon. »Denn wenn ich dich kenne, dann mache ich Hackfleisch aus dir.«
    »Savannah, ich bin’s, Atlanta! Ich habe die tollste Überraschung für dich! Du wirst es einfach nicht glauben!«
    Savannah dachte ernsthaft darüber nach, ohne ein weiteres Wort aufzulegen. Aber wenn sie das tat, dann würde das Kind einfach noch einmal anrufen, und sie glaubte nicht, daß ihre Nerven diesen schrillen Laut so bald noch einmal würden ertragen können.
    »Atlanta, ich habe geschlafen. Ich habe den schlimmsten

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