Nicht ohne meine Schokolade
sich hin sah... eine, die sie zunächst umarmen und dann erwürgen wollte.
Statt dessen sah sie eine Halbwüchsige, die die Augen und das Gesicht ihrer Schwester hatte, deren Haar allerdings zunächst gebleicht und dann in einem unmöglichen Rotton gefärbt worden war. Ihre Figur hatte sich während der letzten sechs Monate erheblich entwickelt, aber im Gegensatz zu Savannah waren alle Rundungen an den richtigen Stellen.
Und sie stand weder verloren noch einsam herum. Vier Kerle in grellen Zuhälterklamotten scharten sich um sie herum wie Bussarde über einem alten Goldschürfer, der gerade seinen letzten Atemzug tat. Verdammte Geier. Sie lungerten auf dem Flughafen herum und stürzten sich auf jedes Mädchen, das so aussah, als sei es gerade erst als blinder Passagier hier angekommen.
Aber was Savannah am meisten beunruhigte, war, daß Atlanta mit ihnen kicherte und herum tändelte, als wäre sie von einem Rudel stattlicher und zivilisierter Kavaliere umgeben. Ihr Gelächter schallte durch die Halle, und Savannah sah entsetzt, wie das Mädchen einem der Kerle die Hand auf die Schulter legte und ihm einen freundschaftlichen Knuff versetzte.
Gütiger Himmel! dachte sie. Warum kann sie nicht auf den ersten Blick erkennen, daß dieser Kerl Aussatz hat?
»Atlanta! Atlanta!« schrie sie und kümmerte sich nicht darum, daß ein Dutzend Leute aufsahen.
»Savannah!« Das Mädchen stieß einen ohrenbetäubenden Freudenschrei aus, als sie ihre Koffer auf die Erde warf und mit ausgestreckten Armen auf Savannah zurannte.
Savannah umarmte sie herzlich und behielt dabei das Gepäck im Auge für den Fall, daß es Füße bekam und weglief.
»Was hast du dir dabei gedacht, mit diesen Kerlen zu reden?« sagte sie, als sie zu den Koffern hinüberging und sie vom Boden aufhob. Sie warf den Typen ihren furchterregendsten Blick zu. »Du mußt vorsichtiger sein, Schatz. Du bist jetzt in einer Großstadt.«
Atlanta blieb stehen und zog einen Schmollmund wie eine Vierjährige, der man ihr Lieblingseis verweigert hatte. »Mensch, Savannah, das erste, was du tust, ist mich anzuschreien und mich herumzukommandieren. Was glaubst du, warum ich Georgia verlassen habe?«
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte sie und schob sie auf die großen Glastüren zu. »Warum bist du denn gegangen?«
»Oh, das ist eine lange Geschichte. Ich werde dir auf der Heimfahrt alles erzählen.«
»Davon bin ich überzeugt«, murmelte Savannah und stellte sich die Heimfahrt vor, auf der Atlanta glücklich in ihr Ohr schnattern würde. Sie war zu müde zum Atmen, ganz zu schweigen davon, sich sinnloses Gebrabbel anzuhören und zu versuchen, an den richtigen Stellen »Oh, wirklich? Was du nicht sagst. Hmm-mm-mm« einzuwerfen.
Es würde nicht funktionieren; das zeichnete sich jetzt schon ab, dachte sie, und ihr Herz sank, als sie beobachtete, wie ein weiterer Zuhältertyp in auffälligem weißem Anzug und Hut auf sie zuschlenderte.
»He, he,... schöne Frauen«, sagte er mit dick aufgetragenem Charme. »Haben Sie schon jemanden, der Sie fährt? Brauchen Sie einen Platz zum Schlafen, vielleicht ein schönes Abendessen?«
Atlanta lächelte und öffnete ihren Mund, um zu antworten; Savannah schob ihm den Koffer in die Rippen. »Ich bin ein Cop, Arschloch, und das hier ist meine kleine Schwester«, sagte sie zu ihm. »Verschwinde, bevor ich dir eine verpasse, daß dir Hören und Sehen vergeht.«
Der Typ schien sich vor ihren Augen in Luft aufzulösen.
»Mein Gott, Savannah, du bist dermaßen ungehobelt !« Atlanta schürzte gereizt ihre viel zu roten Lippen, und Savannah erinnerte sich daran, wie sie einmal dabei erwischt worden war, als sie Mamas Lippenstift aufaß. Irgendwie hatte sie damals erheblich netter ausgesehen. »Warum hast du das zu ihm gesagt? Er wollte doch nur nett sein.«
»Nett sein, dieses Arschloch«, sagte Savannah und ging eilig durch die Glastüren hinaus.
»Aber er hat angeboten, uns zum Abendessen einzuladen.«
»Ja, und weißt du auch, wie du dafür hättest bezahlen sollen?«
Sie zuckte die Achseln. »Er hat so getan, als ob es auf seine Rechnung ginge.«
Savannah gab Atlanta die kleinere der beiden Taschen und drückte den Knopf an der Ampel, damit sie auf Grün umschaltete. »Das war ein Zuhälter, Atlanta. Ebenso wie die anderen Typen, mit denen du gesprochen hast. Sie haben versucht, dich aufzureißen, dich anzuwerben. Kapiert?«
Atlantas Mund blieb offen stehen, dann schloß sie ihn abrupt. »Nun, ich werde...«
Sie schien
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