Nicht ohne meinen Mops
kreischend durch Schantalls Sandburg und ruiniert mit ihren Stilettos die Zinnen. Hinter dem Burggraben ist eine Sandwolke zu sehen – aus der immer mal wieder Earls Ringelschwänzchen und ein sehr lockiges, sehr schwarzes Fell auftauchen. Tierisches Grunzen übertönt das empörte Geschrei der Mamis und Papis, die ihre Kinder in Sicherheit bringen und die matschverschmierten Gesichtchen mit Lätzchen abdecken, auf dass der Zweijährige das Schauspiel der Natur nicht sehe. Dabei wäre das durchaus sehenswert, wie ich bemerke, als ich zum Sandkasten schlendere: Earl hat sich mit seinen Stummelbeinchen auf den Pudel gewuchtet (der dieselbe Frisur hat wie sein Frauchen, nur etwas kürzer und viel dunkler) und lässt die speckige Hüfte kreisen. Frau Pudel wiederum dreht verzückt den Kopf gen Himmel. Weißer Schaum aus Earls Maul tropft auf ihr onduliertes Fell, jedes Mal, wenn der Mops keucht und grunzt.
»Püppiiiieeee!«, kreischt die Blondine. »Mein armes Püppilein!« Verzweifelt rudert sie mit den Armen, an denen gut und gerne ein Dutzend goldene Reifen klappern. Ich trete nun meinerseits in den Sandkasten, erwische dabei Schantalls Schäufelchen, das mit einem lauten Knacken in zwei Teile bricht, und starre auf die poppenden Hunde.
»Ich glaub, sie hat auch Spaß an der Sache«, versuche ich zu scherzen. Die Blondine fährt herum und schickt mir aus ihren mit einer halben Tonne Kajal umrandeten Augen einen dermaßen giftigen Blick zu, dass ich mein Grinsen sofort wieder zurückziehe.
»Das ist nicht witzig«, keift das Dämchen. »Püppi ist reinrassig, sie ist eine Zuchthündin!«
Blondie macht einen Schritt auf mich zu. Ihr rechter Absatz steckt allerdings bis zum Anschlag in der Sandburg. Sie macht eine ungeschickte Bewegung, ein dämliches Gesicht und knallt dann vor mir auf die Knie.
»Hinfallt!«, kreischt Schantall verzückt und ich hoffe sehr, dass das Gör erst später (viel später!) die kaputte Schaufel bemerken wird.
Frau Hinfallts Teint verfärbt sich von Solarienbraun zu Knallrot. Steht ihr überhaupt nicht, denke ich, verkneife mir aber jeden Kommentar, denn zum wohligen Grunzen des Mopses kommt jetzt noch ein wollüstiges Fiepen der Pudeldame. Blondie rappelt sich hoch und klopft den Sand von den Knien. Ihre Strumpfhose ist aufgerissen. Unfein!
»Ist das ihr Köter?«, schnaubt sie mir direkt ins Gesicht.
»Nicht direkt.«
»Aber Sie sind hier verantwortlich, ich hab doch gesehen, wie sie mit dem Mops auf der Bank saßen.«
»Ja, also, Earl gehört meinem Mitbewohner. Und er ist übrigens auch reinrassig. Also, der Hund, meine ich jetzt …«
»Das wird Konsequenzen haben«, faucht Blondie.
»Das glaube ich auch«, denke ich und frage mich, wie lange so ein Pudel wohl trächtig ist und ob auf Rolf die Zahlung von Alimenten zukommt. Ein letztes tiefes Grunzen zeigt an, dass seine Durchlaucht, Earl of Cockwood, sein Werk verrichtet hat. Die Pudeldame schüttelt ihn ab, schüttelt sich selbst und kommt dann mit hoch erhobener Schnauze und – ich schwöre! – verschlagenem Grinsen zu Frauchen gelaufen. Blondie nimmt Püppie sofort auf die bereiften Arme.
»Mein armes Mädchen«, flüstert sie dem Pudel ins Ohr. Earl trabt aus dem Sandkasten, strebt zum nächstgelegenen Busch und pinkelt in hohem Bogen. Männer! Auch Menschenmännchen halten selten etwas von trauter Zweisamkeit nach dem Liebesakt und ich kenne kaum einen, der nicht nach dem Poppen aufs Klo muss. Offensichtlich liegt das in der Natur des Penis, dass nach erfolgreicher Entleerung der Wasserpegel enorm steigt.
»Könnten Sie bitte den Sandkasten freigeben?« Schantalls Mama baut sich mit in die Hüften gestemmten Armen vor uns auf. »Und ich rate Ihnen, meine Damen, Ihre Köter auf der Hundeseite zu lassen, beim nächsten Mal rufe ich die Polizei.«
»Bolledsei!«, tritt Schantall nach und ich bemerke einen fiesen Unterton. Menschen, die knapp einen Meter groß sind, sollten die Klappe halten, denke ich.
»Verzeihung«, murmele ich und mache einen Satz auf die Wiese. Natürlich sieht das Gör auf den ersten Blick, dass die Schaufel in zwei Teile zerbrochen ist.
»Dabudd, Mama, dabuhuhuuuuuddd!«, brüllt Schantall los und presst zwei dicke Tränchen aus den Augen.
»Jetzt sehen Sie sich das an!«, faucht die Mama und hebt die Plastikteile auf, mit denen sie mir vorwurfsvoll vor dem Gesicht herumwedelt.
»Mäuschen, das muss die Frau bezahlen«, sagt sie und Blondie pflichtet ihr wild nickend bei. In der Zwischenzeit
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