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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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Von der Decke baumelt eine mit Stoff bezogene Lampe im Schwarzwalddesign. Auf der Eckbank sitzt eine Frau, die fast die gesamte Sitzfläche für sich allein beansprucht. Ihr gewaltiger Busen liegt auf dem mit einer Plastikdecke dekorierten Küchentisch auf. Der Maskenmann betritt hinter mir den Raum und macht sich an der Kaffeemaschine zu schaffen.
    »Geh den Keller fegen!«, herrscht die Dicke ihn an. Sofort lässt er Kanne Kanne sein und geht rückwärts und mit tiefen Verbeugungen aus dem Raum. Dabei murmelt er wie ein Mantra »Jawohl, Herrin, gerne, Herrin …«
    Ich räuspere mich. Das nicht ganz taufrische Shirt unter meiner Kostümjacke wird nass vor Schweiß. »Böhme mein Name«, stottere ich.
    »Jessas, Mädchen, das ging aber schnell«, sagt die Dicke. »Ich bin die Emmie, setz dich.«
    Ooookay. Das also ist Emmie. Emmie schiebt den Teller mit mundgerecht zerlegter Schokolade zur Seite. In dem Moment fällt mir ein, warum Frau Emmie mir so bekannt vorkommt – sie heißt wie Chris’ Lieblinsgjoghurt, mit dem er den halben Kühlschrank füllt.
    »Wie lange bist du schon im Geschäft?« Frau Joghurt mustert mich aus blitzenden Äuglein.
    »Im Geschäft? Ich? Also, ich habe eine Ausbildung zur Arzthelferin gemacht«, stottere ich.
    »Also Anfängerin«, unterbricht die Chefin mich. Ich schweige.
    »Dein Job wäre es, die Kunden zu begrüßen und vor allem auch, mit ihnen am Telefon die Termine abzusprechen. Im Moment sind alle meine Mädchen auf Zimmer, aber wenn du wartest, kannst du sie kennenlernen.« Emmie fischt eine Pall Mall aus der Schachtel und nimmt einen Zug. Ihr mächtiger Busen hebt sich ein paar Zentimeter von der Tischplatte.
    »Die Coco kann dir sicher ein paar Tipps zum Outfit geben, mit so einem Kostüm geht das hier gar nicht.«
    »Nein?«
    »Na ja, Strapse, ein Korsett, so was. Das zahl ich aber nicht, meine Mädchen kommen für die Dienstkleidung selbst auf.«
    Mir kommt auch was auf – ich, Tanja Böhme, bewerbe mich gerade um einen Job im Puff. Mit einem Mal sehe ich meine Zukunft klar vor mir: Ich werde in Lackstiefeln zur Arbeit gehen, die Männer so lange bei Laune halten, bis die Hure der Wahl frei ist. Ich werde billigen Sekt als Champus deklarieren, werde Männer sehen, die ich nie sehen wollte, und eines Tages werde ich für eine kranke Kollegin einspringen und ›auf Zimmer gehen.‹
    »Ich muss gehen«, stammele ich und springe auf. »Das ist ein Missverständnis, ich dachte …«
    Emmies Busen beginnt zu wackeln und zu wogen, als sie lacht. »Ja, klar, Mädchen, Missverständnis!«, kreischt sie.
    Ich haste Richtung Ausgang. Den Weg nach draußen werde ich auch ohne den Sklaven finden.
    »Wir sehen uns wieder, ihr kommt alle wieder!«, brüllt Emmie mir lachend hinterher. Ich reiße die Tür auf und stürze nach draußen. Oh nein, Frau Emmie, nicht alle kommen wieder – Tanja Böhme hast du zum ersten und letzten Mal gesehen, schwöre ich mir.
    Allerdings kommen mir zu Hause dann doch leise Zweifel, als ich mich samt Taschenrechner, Block und Stift unter den Blicken der Tiffanydame auf meinem Bett einkuschele. Zahlen lügen nicht – und lange kann ich mit meinem dünnen Finanzpolster nicht durchhalten. Ich rechne hin und her – aber es bleibt knapp. Mehr als knapp.
    In dieser Nacht träume ich von Arne, der mir in Strapsen ein Glas Champagner serviert …
     
    Das Wetter passt nicht zu meiner Situation. Überhaupt nicht: Während ich in einer grauen Stimmung versinke, tobt draußen der pure Sommer. Seit Tagen ist der Himmel verboten blau und die Sonne gibt ihr Bestes, um schon um 10 Uhr früh das Thermometer an die 30-Grad-Marke zu rücken. Zwischen den Häusern staut sich die Hitze. Summer in the Swabian City. Im Radio spielen sie Songs von Sonne, Strand und Meer, von Liebe und Leidenschaft. Songs, die perfekt wären, um mit Arne aus der Stadt zu fliehen, raus an den Baggersee. Songs, um unter dem Sternenhimmel zu knutschen. Aber ich habe weder die Kohle für einen Kurztrip noch einen Mann zum Knutschen. Arne bleibt verschwunden.
    Eigentlich sollte ich wütend sein. Stinkwütend. Aber zu meinem großen Erstaunen legt sich immer dann, wenn ich an Arne denke, ein kitschiges Päckchen Sehnsucht über meine Wut. Wut kann gesund sein – Sehnsucht macht schlank. Fast könnte ich dem Tierdoc dankbar sein, dass er sich klammheimlich in Luft aufgelöst hat, denn seit seinem Verschwinden habe ich genau die dreieinhalb Kilo abgenommen, gegen die ich seit Marc, dem Arsch, hart

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