Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
Vom Netzwerk:
Tanja, lass gut sein.« Rolfs Blick wird ein wenig eisig. Also lasse ich es gut sein und folge den Jungs auf dem schmalen Weg in den – gar nicht so winzigen – Garten. Zwischen Buchsbäumchen, die zu akkuraten Kugeln gestutzt wurden, lungern drei vom Raureif überzogene Zwerge auf der nackten Erde. Eine verlassene Gartenbank erinnert an den Sommer. Hinter einem Apfelbaum entdecke ich einen gemauerten Grill. Rolf nimmt Earl an die Leine, ehe er anklopft. Keine zwei Sekunden später wird die Tür aufgerissen und ich sehe … Miss Emmie! Die Puffmutter höchstpersönlich! Beinahe hätte ich sie nicht erkannt in ihrem bis zum Kinn gehenden Rollkragenpullover, den zerschlissenen Jeans in geschätzt Größe 56 und den nach hinten gekämmten Haaren.
    »Grüß Gott«, sagt Emmie und ich kann mich grade noch bremsen, ehe ich »Hallo, Emmie!« rufe. Mein Gott – die Jungs dürfen nicht erfahren, dass ich mich in einem Puff beworben habe …
    Emmie mustert uns der Reihe nach. Als ihr Blick auf mich fällt, werden ihre Augen erst ganz groß, dann winzig klein. Ich schüttele unmerklich mit dem Kopf. Emmie begreift und nickt kaum sichtbar. Gebongt. Die Damen aus dem Gewerbe halten scheinbar zusammen.
    »Wir kommen wegen des Vertrages für Parzelle 42«, sagt Chris.
    »Ach ja. Sie sind das also«, sagt Emmie und blökt ein herzhaftes »Karl, komm mal!« in die Tiefen der Laube. Es dauert ein paar Momente, dann kommt Karl. Ohne seine Latexmaske hätte ich ihn beinahe nicht erkannt – aber der schmächtige Kerl im Holzfällerhemd ist der Stimme nach unverkennbar der Haussklave meiner Beinahe-Arbeitgeberin.
    »Grüß Gott«, sagen Chris und Rolf wie aus einem Mund. Und dann, Rolf alleine und zu mir: »Das ist Herr Wichert, der Vorsitzende der Kolonie.«
    »Tag, Herr Wichert«, sage ich. Karl fixiert mich einen Moment zu lange, läuft dann knallrot an und täuscht einen Hustenanfall vor. Als er sich wenig später gefasst hat und ich immer noch nicht »Hey, Sklave!« gerufen habe, merkt Karl wohl, dass von mir keine Gefahr ausgeht. Der Vorstand höchstpersönlich ist also bereit, uns in seiner Laube zu empfangen.
    Drinnen sieht es fast so aus wie in der Küche des Puffs – nur alles ein wenig kleiner. Beinahe fühle ich mich wie Schneewittchen, nur dass die Zwerge fehlen. Emmie serviert uns Kaffee und Kekse, wobei sie Mühe hat, sich zwischen den Stühlen durchzuzwängen. Karl blättert derweil in einem abgegriffenen Leitzordner und zieht einige vergilbte Blätter heraus.
    »Das ist die Kolonie-Ordnung«, erklärt er. »Die sollten Sie sich ansehen. Wir legen großen Wert darauf, dass in der ›Wonne‹ alles sauber bleibt.« Ich verschlucke mich beinahe an meinem Butterkeks – klar, in der Wanne soll’s sauber sein!
    Emmie, die konsequent an mir vorbeisieht, füttert Earl mit Keksen, während meine Jungs den Pachtvertrag unterschreiben. Karl händigt ihnen die Schlüssel, den Plan der Kolonie und eine Einladung zur Jahreshauptversammlung aus. Kaum haben wir unseren Kaffee ausgetrunken, stehen wir auch schon wieder im Regen.
    »Die hat wohl was gegen Frauen«, sagt Chris und meint damit Emmie. »Wie die Tanja angestiert hat … fast schon unverschämt.«
    »Pscht«, zischt Rolf und zieht ihn außer Hörweite der Laube.
    »Genau, pscht«, mache ich. »Ihr wollt es Euch doch mit Karl, dem Großen, nicht gleich von Anfang an verderben?«
    Die Jungs grinsen. Grinsen breiter. Grinsen so breit, dass ich meine, ihre Zähne kullern auf den Schotterweg.
    »Wir haben es!« Chris jubelt und fällt erst Rolf, dann mir um den Hals.
    »Land! Das ist das Einzige, wofür es sich zu leben lohnt, Scarlett«, zitiert Rolf aus ›Vom Winde verweht‹.
    »Verschieben wir es auf morgen?«, frage ich mit den Worten von Scarlett O’Hara. Die Jungs starren mich entgeistert an.
    »Ich meine, der Garten ist doch auch noch da, wenn es nicht wie aus Kübeln schüttet?« Ich versuche, ein flehendes Gesicht zu machen – aber die Jungs tippen sich an die Stirn.
    »Nichts da, jetzt wird die Laube besichtigt.« Unterwegs gesteht Rolf, dass sie den Garten und die Laube von außen kennen – nicht aber wissen, wie das Häuschen von innen aussieht. Ich ahne etwas … und behalte leider recht.
    An Parzelle 42 angekommen, die in der dritten Seitengasse abseits des Hauptwegs liegt, nestelt Chris den Schlüssel in das hölzerne Gartentor. Ich nehme mal an, dass das wurmstichige Holz nur durch den abblätternden Lack zusammengehalten wird, der wohl einst hellblau

Weitere Kostenlose Bücher