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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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gewesen sein muss. Rolf bückt sich und wuchtet Earl auf die Arme, wobei der Matsch, der am Mops klebt, seine Windjacke versaut.
    »Tadaaa!«, ruft Chris, als das Törchen aufschwingt. Mit einer ausholenden Bewegung bittet er Rolf hinein. Und der trägt tatsächlich den Köter über die Schwelle.
    »Sag mal …«, rufe ich, doch die Jungs hören mir nicht zu. Chris läuft hinter Rolf, der Earl wieder abgesetzt hat, in den Garten. Neben den ausgetretenen Platten, die einen Gehweg simulieren sollen, türmt sich Reisig auf. »Da drunter sind die Blumenrabatten«, erklärt Chris. »Aber ich werde das alles neu gestalten.« Klaro. Die bröseligen Tannenzweige sind wirklich keine Schau.
    »Da hinten stellen wir eine Hollywoodschaukel hin«, schwärmt Rolf und zeigt auf das Buschwerk, vor das Earl eben einen Haufen setzt.
    »Genau, und hier kommt das Gemüsebeet hin.« Chris’ Augen funkeln und ich lasse mich dann doch von der Begeisterung der Jungs anstecken.
    »Du könntest eine Kräuterschnecke bauen«, schlage ich vor. In der vorvorletzten ›Brigitte‹ war ein Artikel über ökologischen Gartenbau.
    Bibliothek sei Dank nimmt Chris mich in die Arme und drückt mich so fest an sich, dass mir die Luft wegbleibt. »Genau! Klasse Idee!«
    Ich keuche, als Chris mich wieder loslässt. Gemeinsam gehen wir auf die Laube zu. Das Häuschen mit Satteldächlein hat ein Türchen und ein Fensterlein. Die Wändchen sind mit Resten von roter Farbe angemalt. Unter dem abblätternden Rot linst das Holz in die fahle Novembersonne. Ich glaube, dass ein Holzwurm aus seinem Loch schaut und uns die Zunge rausstreckt. Aber ich sage lieber nichts. Direkt neben der Tür steht ein Gartenzwerg, der eine Laterne in der Hand hält, in der ein abgebranntes Teelicht vor sich hin modert.
    »Den Kerl habt ihr wohl mit gekauft«, sage ich. Rolf bückt sich und tätschelt dem Plastikzwerg die rote Mütze. Dann nimmt er den Schlüssel von Chris entgegen. Das Schloss weigert sich zunächst, seinen Dienst zu tun. Rolf rüttelt an der Klinke, die bedenklich hin- und herwankt. Flucht leise. Tritt gegen die Tür. Rüttelt wieder. Und dann schwingt das Pförtchen mit einem lauten, lauten Quietschen auf.
    Im Gänsemarsch betreten wir die heiligen Hallen. Nur Earl zieht es vor, sich das Buschwerk genauer anzusehen, und bleibt draußen. Miefige Luft schlägt uns entgegen.
    Das riecht nach Schimmel, denke ich.
    »Ich glaub, hier schimmelt was«, stöhnt Chris und hält sich die Nase zu. Rolf tapert an der Wand entlang und trifft schließlich den Lichtschalter. Eine nackte Birne flammt auf.
    »Oh nein!« Chris reißt die Augen auf und kneift sie gleich darauf zusammen.
    »Ach du Schande!« Rolf dreht sich einmal um die eigene Achse. Entsetzen macht sich in seinem Gesicht breit.
    »Uff!« Ich kann nicht glauben, was ich sehe. Will es nicht glauben: Decken und Möbel sind überzogen von Spinnweben. Chris kreischt auf und rennt nach draußen, wo er heulend und zitternd neben dem Zwerg stehen bleibt. Tote Fliegen und tiefgefrorene Spinnen hängen leblos in den Netzen. Das, was eine Eckbank sein soll, ist unter alten Zeitungen und leeren Konservendosen nebst Bierflaschen begraben. Auf dem wackeligen Tisch steht altes Geschirr, in dem sich mehrere Kolonien feinsten Schimmels niedergelassen haben.
    Mit spitzen Fingern schiebe ich den Vorhang zur Seite, der den Raum teilt. Dahinter kommt ein miefiges Bett zum Vorschein, auf dem eine dreckstarrende Decke liegt. Rolf stiert auf das Spülbecken, in dem Dinge liegen, die vielleicht einmal essbar waren.
    »Wer war denn euer Vorbesitzer?«, frage ich und trete den Rückzug an.
    »Keine Ahnung«, keucht Rolf, als wir draußen stehen. Chris wirft sich ihm an den Hals und heult hemmungslos.
    »Ein Alki, wetten?«, mutmaße ich.
    »Mach das weg, oh Gott, mach das weg!« Chris zieht laut die Nase hoch und zittert am ganzen Körper. Rolf streicht ihm beruhigend über den Rücken. Earl trabt heran, von oben bis unten mit Matsch bespritzt. So kommt mir der Mops nicht ins Auto, denke ich. Sage aber nichts.
    »Das müsst ihr plattmachen«, stelle ich nach ein paar Minuten fest, in denen meine Jungs eng umschlungen ihr Schicksal bedauerten. »Da hilft nix.«
    »Chris, wir bauen uns das schönste Gartenhaus in der ganzen Kolonie Wonne«, flüstert Rolf. »Mit großen Fenstern und einem wunderschönen Essbereich.«
    Chris bekommt Schluckauf und kiekst vor sich hin.
    »Ver-hiek-spro-hiek-en?«
    »Versprochen!«, ruft Rolf.
    »Versprochen!«,

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