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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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Rolf an.
    »Lasst mir auch noch ein bisschen Wasser übrig«, sagt der und verschwindet erneut in der Küche. Töpfe klappern, der Kühlschrank geht auf und wieder zu. Rolf rumort und werkelt am Herd, während Chris und ich mit den Zehen wippen und schweigen. Als Rolf eben ein Tablett mit drei Bechern heißer Schokolade auf dem Tischchen vor uns abstellt, bimmelt es.
    »Och nöööö«, rufen wir gleichzeitig und Earl knurrt unwillig. Ich schubse Chris’ Fuß Größe 43 zurück auf seine Wannenseite.
    »Tja, Rolf, wir können grade nicht aufstehen«, sage ich.
    Unser Postbote seufzt und geht zur Tür. Auf Gemecker von kehrwochengeilen Hausbewohnerinnen habe ich jetzt wirklich keine Lust.
    »Heureka!«, ruft Rolf, als er öffnet.
    »Hallo!« Verdammt. Diese Stimme kommt mir bekannt vor. Sehr bekannt. Ich will, dass es wahr ist und gleichzeitig will ich, dass es nicht wahr ist. Meine Hand krallt sich in die von Chris, der genauso erschrocken und stocksteif geworden ist wie ich.
    »Darf ich reinkommen?«
    Er. Ist. Es.
    Arne.
    Ich muss mich nicht umdrehen. Mit ihm fliegen Schmetterlinge in die Wohnung. Die einen umflattern mein Herz und die anderen sind wütend. Stinkwütend.
    »Was will der?«, flüstert Chris beinahe tonlos. Ich zucke mit den Schultern und versuche, Arne noch ein, zwei Momente lang zu ignorieren. Jetzt noch nicht umdrehen. Ihn jetzt noch nicht ansehen müssen.
    Earl, der beste Mops der westlichen Hemisphäre, kommt mir zu Hilfe. So ungestüm, wie man es bei ihm selten sieht, schnellt der Hund von seinem Kissen hoch und fetzt zur Tür. Mit einem fröhlichen Kläffen begrüßt er den Gast.
    »Hey, mein Süßer, wie geht es dir?«
    Earl kläfft lauter, als Arne ihn offensichtlich knuddelt und herzt. Könnte der Mann nicht mich jetzt knuddeln und herzen statt des Hundes? Aber würde ich das wollen? Sollte ich ihm nicht eher die Faust auf die Zwölf hauen, gepaart mit der dezenten Frage, wo zum Geier er sich wochenlang verkrochen hatte?
    »Ja, dann komm mal rein«, sagt Rolf schleppend. Chris stupst mich mit dem Ellbogen in die Seite und dreht den Kopf im Zeitlupentempo nach hinten.
    »Hi, Arne.«
    »Hi, Chris.« Irgendwie klingt er verlegen, finde ich. Noch ein Stupser von Chris und ich drehe langsam den Kopf. Sehr langsam, denn unterwegs brauche ich Zeit, um meine entgleisten Gesichtszüge wieder an Ort und Stelle zu positionieren. Was so einfach nicht ist, wenn die Muskeln in der Schockstarre sind.
    Und dann glotze ich Arne an. Er hebt stumm die Hand und winkt schlapp. Verdammt, wie gut ihm der azurblaue Pullover steht! Seine Haare sind länger geworden und die Bartstoppeln auf seinen Wangen … Halt! Stopp! Tanja, du bist wütend auf den Typ! Zumindest mal beleidigt!
    »Hallo, Tanja.«
    Ich schmelze. Innerlich. Mein Herz rast und am liebsten würde ich über die Sofalehne springen und Arne direkt in die Arme hüpfen. Aber das restliche bisschen Verstand, das nicht im Fußbad ersoffen ist, hält mich auf der Couch fest.
    »Ich habe nasse Füße.«
    Blöd. Saublöd. Was sage ich da nur?
    Chris plätschert mit den Zehen im Wasser, bis es überschwappt.
    »Wir hatten einen kalten Tag, also, kalte Füße, im Garten …« Tanja! Halt den Mund! Hör auf zu stottern! Sei still!
    Arne grinst sein Arne-Grinsen und nicht nur meine Füße fangen an zu glühen.
    »Ich hol euch mal ein Handtuch«, sagt Rolf und verschwindet sichtlich erleichtert in der Küche.
    »Halt, ich komm mit!« Chris springt auf und hoppelt, Wasserpfützen hinterlassend, an Arne vorbei. Bingo. Tanja mit rot gefrorener Nase sitzt mit den unlackierten Zehen im lauwarmen Wasser auf der Couch. Nicht der attraktivste Anblick, wetten?
    »Hi, Arne«, fiepe ich. Earl trollt sich auf sein Kissen und rollt sich zufrieden brummend ein. Verräter. Nicht mal der Hund steht mir bei. Aus der Küche höre ich Geflüster. Männer!
    »Wie geht’s dir denn?« Arne kommt einen Schritt näher.
    »Och«, hauche ich. »Geht so.« Soll ich dem Kerl auf die Nase binden, dass ich ihm am liebsten um den Hals fallen würde? Nie im Leben.
    »Tja, da bin ich wieder«, sagt er.
    »Da bist du wieder.«
    »Hat ganz schön lange gedauert.«
    »Hat es wohl.«
    Wow. Welch geistreicher Dialog! Arne wiegt sich von einem Bein auf das andere.
    »Kann ich mich setzen?«
    »…«
    Arne nimmt mein Schweigen als Einladung und platziert sich auf der Couch – mit einem anständigen Anstandsabstand zwischen uns. Sein Aftershave weht trotzdem zu mir herüber und bringt, als wäre es

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