Nicht ohne meinen Mops
das hat es von Marc, dem Arsch, der nach dem Aufwachen aussieht wie ein zerknautschtes Marzipanschwein. Armes Kind. Aber das kann ich ja unmöglich sagen.
»Junge oder Mädchen?«, frage ich stattdessen.
»Das ist Deeeehvid«, sagt Melly.
Aha. Hat Marc sich also durchgesetzt: David wie Beckham und Coulthard. Klar, wer selbst zu doof ist, einen Ball zu treffen oder schneller als 120 zu fahren, der muss seinen Sohn nach sportlichen Vorbildern nennen.
»Schöner Name«, nicke ich. Meine ich aber nicht wirklich. Ich richte mich wieder auf und starre Melly an. Dabei habe ich Mühe, nicht auf ihre breiter gewordenen Hüften oder die massigen Schenkel zu glotzen. Auf Melanies Busen gucken will ich auch nicht – denn was sie da zur Schau trägt, sind enorm, enorm, e-n-o-r-m große Titten. Wahrscheinlich prall voll mit Milch für David. Bei Kaninchen jedenfalls und bei Katzen schwellen die Zitzen nach der Geburt der Jungen an.
»Wie geht’s denn so?«, frage ich nochmal.
»Och, geht so«, antwortet Melly und unterdrückt ein Gähnen. »Mal wieder durchschlafen wäre schön.«
Ha! Selbst schuld! Hättest du Kondome benutzt, dann … Tanja! Stopp! Sei nicht gemein!
»Ach, schreit der viel?«, frage ich und versuche, so etwas wie Verständnis in meinen Blick zu zaubern. Offensichtlich mit Erfolg, denn nun wird Melly redselig und zeigt auf den Stapel Bücher, die sie im Einkaufsnetz des Kindercabrios geparkt hat: «Schlaf endlich, du blödes Gör‹ – ›Jedes Kind kann schlafen lernen‹ – ›Durchschlafen leicht gemacht‹.
»Deeehvid hat Koliken«, beginnt Melly und mein Gehirn rattert automatisch alles runter, was es bei Pferdekoliken zu beachten gilt. Ich nehme aber an, dass permanentes Herumführen am Zügel der schlaflosen Mutter kaum helfen wird.
»Kaum ist er nachts eingeschlafen, geht’s schon wieder los mit dem Geplärre. Echt nervig. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Kind so viel Arbeit macht. Und dann muss man dauernd wickeln …«
Melly fuchtelt mit den Händen und ich sehe, dass sie ihre künstlichen Fingernägel eingebüßt hat.
»Das mit dem Stillen klappt auch nicht richtig, ich hab ständig wunde Brustwarzen.« Igitt – Das wollte ich nicht wissen. Melly beschreibt ausführlich Aussehen und Konsistenz von Davids Kackhäufchen. Wie oft der Knabe rülpst. Wie lange sie nachts durch die Wohnung tigert. Ich kann mir ein innerliches Grinsen nicht verkneifen, als sie erzählt, dass auch Marc an die Grenze seiner Kräfte und Nerven kommt. Tja, Kondome … Aber ehe ich mich weiter nach dem Wohlbefinden der jungen Familie erkundigen kann, meldet der kleine David sich lautstark aus dem Wagen.
»Der kleine David möchte aus dem Kinderparadies abgeholt werden«, lache ich.
Melly verdreht die Augen. »Ich muss dann mal los«, ruft sie gegen das Gebrüll ihres Söhnchens an. Von den Tischen her ist mehrstimmiges Zischen zu hören. Eilig macht Melly sich davon und ich fühle mich gut. Richtig gut. Sauwohl, könnte man sagen. So wohl, dass ich nach einem Check meiner Bargeldvorräte beschließe, heute früher Schluss zu machen mit meinen Studien und den Jungs ein Abendessen zu kochen.
Bewaffnet mit einer Packung Vollkornspaghetti, die man wegen ihrer Konsistenz gar nicht zu weich kochen kann, zwei Dosen Tomatenstückchen und einem Bund Möhren schlängle ich mich an Earl vorbei in die Küche. Der Mops hechelt um mich herum und gibt erst Frieden, als ich ihm eine Scheibe Wurst aus der Gemeinschaftsdose gebe. Dann mache ich mich an die Zubereitung der Pasta (weiter reicht mein Küchenhorizont nicht, ich gestehe) und bin Chris dankbar für seinen reichhaltigen Fundus an getrockneten Kräutern, alle von den selbst gezogenen Pflanzen vom Balkon. Ich staune über mich selbst, wie verführerisch die Sauce duftet!
»Mann das riecht aber lecker!« Chris steht plötzlich hinter mir. Ich lasse den Salatkopf, den ich eben zerpflücken wollte, vor Schreck auf den Boden fallen.
Hinter Chris steht Rolf und grinst. »Knoblauch, der Duft, der Frauen provoziert«, lacht er, als ich den Salat aufhebe und gleich darauf ein zweites Mal fallen lasse.
»So wird das aber nix«, sagt Chris.
»Mann, ihr habt mich erschreckt!«
»Entschuldigung, aber wir wohnen hier«, kontert Chris und zieht einen Flunsch.
»Und es ist das erste Mal, dass du, edles Fräulein, am Herde stehst«, ergänzt Rolf.
»Was mag wohl der Anlass sein?« Chris reckt kokett das Kinn.
»Abwarten«, sage ich und reiße den Salat in Stücke. »Abwarten
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