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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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aufgelockert durch Brehms ›Tierleben‹. (Und, ich geb es zu, in meinen Automatenkaffeepausen auch mal eine ›Brigitte‹, ›Freundin‹ oder ›Für Sie‹, die man ebenfalls bei Blüschen leihen kann). Aber: Ich stehe jeden Tag um 8 Uhr auf. Pünktlich. Ich habe nämlich keine Lust, im Sumpf der Hartz IV-Bedröhnung zu versacken und Tag für Tag später aus, dafür aber auch immer später in die Federn zu kriechen. Und mir nächtelang drittklassige Talkshows, Quizsendungen für Grenzdebile oder Werbung für nackte Titten per SMS anzusehen.
    Und deshalb nehme ich mir das Recht heraus, am Wochenende länger zu schlafen.
    Punkt.
    Das ist Chris und Rolf aber herzlich schnuppe. Rolf steht jeden Tag noch vor Sonnenaufgang auf und auch Chris hat Bett, Bad und Wohnung längst verlassen, wenn mein Wecker bimmelt. Wahrscheinlich interpretiert ihre innere Uhr 9.30 Uhr an einem Samstagmorgen deswegen als ›schon sehr spät‹. Denn um 9.29 Uhr zerrt Rolf an meiner Decke, Earl beschnuppert meinen rechten Zeh und Chris klappt die Läden auf und lässt dabei eiskalte Nebelluft ins Zimmer strömen.
    »Oh nein«, brumme ich und will meine Decke zurück.
    »Oh doch«, brummt Rolf und verschwindet mit der Decke aus dem Zimmer.
    »Oh doch«, brummt auch Chris und lässt mich bei geöffneten Fenstern allein.
    »Grrrr«, brummt Earl und sabbert meinen Zeh ein.
    Ich gebe mich geschlagen. Um 9.32 Uhr sitze ich, mehr schlafend als wach, am Küchentisch und versuche, mich mit Kaffee einigermaßen wach zu beamen. Lange Zeit bleibt mir nicht, denn um 9.59 Uhr sitzen wir alle vier in meinem Auto. Rolf hinterm Steuer und so kann ich wenigstens noch ein paar Minuten dösen. Chris und Rolf plappern aufgeregt irgendwas von wildem Wein und Petunien. Einzig der gute Earl schweigt neben mir auf der Rückbank.
    Die Heizung meines Fiat hat gerade mal lauwarm erreicht (trotz voll aufgedrehtem Gebläse), als Rolf den Wagen auf einem Schotterparkplatz irgendwo zwischen Bauhaussiedlung und Bahngleisen zum Stehen bringt. Mit einem Ruck haut er die Bremse rein, und selbst wenn ich tief geschlafen hätte – spätestens jetzt wäre ich wach geworden. Leider ist das alles kein Traum: Ich muss meinen Jungs in den kalten Nieselregen folgen. Dabei versaue ich mir meine weißen Stoffturnschuhe, die ich mir in der Eile übergestreift hatte. Die Herren sind professioneller: Beide haben klobige Wanderschuhe an den Füßen. Die zwar keinen schlanken Fuß machen, dafür aber die Zehen auf dem vom Regen durchweichten und nicht befestigten Weg trocken halten, den wir nun entlanggehen. Earl bildet das Vorauskommando und fast scheint es, als würde der Mops jeden einzelnen Busch anpinkeln wollen. Chris und Rolf eilen dem Tier hinterher. Ich fluche leise und versuche, einer Pfütze auszuweichen. Was mir zwar gelingt, dafür trete ich aber in eine Matschlache. Der Dreck spritzt mir bis zu den Knien. Prima. Jetzt ist die Hose auch noch hin.
    Meine Laune ist trüber als das Wetter, als wir endlich am Tor der ›Schrebergartenkolonie Wonne‹ ankommen. ›Wanne‹ wäre passender, bei all dem Wasser, das von oben tropft und auf den Wegen liegen bleibt. Chris schiebt das Gitter auf, das sich quietschend öffnet. Earl saust den – endlich! – gekiesten Weg hinunter. Rechts und links des Pfades, der so schmal ist, dass zwei Schubkarren nicht aneinander vorbeipassen, liegen die einzelnen Parzellen. Mit Hecken und ohne. Mit Bäumchen und ohne. Mit Teich und ohne. Mit Laube in Flachdach- oder in Spitzdachausführung. Alle aber mit Zaun. Klar, damit die Gartenzwerge nicht ausbüxen!
    »Mann, ist das spießig«, nöle ich.
    »Nöl nicht!« Chris lässt sich seine gute Laune nicht verderben. »Du musst dir das im Frühling vorstellen, wenn alles grün ist und blüht.«
    »Tiriliiii«, gebe ich zurück. »Und die Bienchen und Blümchen …«
    »Tanja, komm schon, verdirb uns nicht die Freude«, schaltet Rolf sich ein. »Ich gebe zu, so grau in grau sieht das hier nicht schön aus. Aber wenn du dir den Regen wegdenkst …«
    »… und die Zwerge und Zäune und spießigen Kleingärtner – schon klar.« Ich kann nichts dafür, dass ich pampig bin. Ich bin immer pampig, wenn ich kalte Füße habe. Und oberpampig, wenn meine Socken nass sind.
    »Meine Socken sind nass«, sage ich.
    »Wir sind ja schon da«, gibt Rolf bekannt und drückt die winzige Klinke eines winzigen Gartentörchens herunter, das in einem winzigen Zäunchen steckt.
    »Leben hier die sieben Zwerge?«
    »Mensch,

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