Nicht ohne Risiko (German Edition)
auf seine Füße, scharrte mit seinen Stiefeln im Staub des Parkplatzes.
„Denken Sie daran, was wir über diesen Kerl wissen“, fuhr er fort und sah sie wieder an. „Er bevorzugt Braunhaarige. Und wir glauben, dass er ein Stalker ist, der seine Opfer lange beobachtet. Er sucht sie möglicherweise weit im Voraus aus und folgt ihnen dann, um sich ein Bild von ihrem Tagesablauf zu machen. Um herauszufinden, wann sie normalerweise allein und verletzlich sind. Wenn Sie jemals das Gefühl haben, dass Ihnen jemand folgt, nehmen Sie das bitte ernst, ja?“
Emily nickte. Sie musste unwillkürlich lächeln. „Genau meine Rede, erinnern Sie sich? Ich habe die letzten zwei Wochen damit verbracht, sämtliche Zimmer des Wohnheims abzuklappern, um den Studentinnen genau das zu sagen.“
Keegan erwiderte ihr Lächeln. Kurz blitzten seine weißen Zähne auf, dann wurde er wieder ernst. „Ja, ich weiß. Es ist nur so: Wenn dieser Kerl jemand ist, mit dem wir alle zusammenarbeiten, könnte es ihm eine perverse Genugtuung verschaffen, jemanden wie Sie zu überfallen. Sie wissen schon, eine Frau aus dem Studentenkomitee. Und ich habe Angst um Sie, weil Sie – ich weiß nicht recht –, Sie fallen auf. Sie sind anders als die anderen, wissen Sie das?“
Emily musste lachen. „Ich?“, fragte sie ungläubig. „Ich glaube nicht. Kirsty Conlon oder Megan West vielleicht. Sie stehen immer im Mittelpunkt, aber ich doch nicht. Mich bemerkt niemand. Jedenfalls nicht so wie die beiden.“
„Was denn, glauben Sie etwa, dass man nur bemerkt wird,wenn man sich auffällig benimmt und jedes Gespräch an sich reißt?“, fragte Jim beinahe heftig. „Sie irren sich. Mir sind Sie jedenfalls aufgefallen. Sie sind mir sofort aufgefallen, als Sie das erste Mal den Besprechungsraum betreten haben.“
Emily spürte, wie ihr Herz einen Schlag aussetzte. Sie war ihm aufgefallen. Diesem erwachsenen Mann, diesem lebensechten Helden, diesem verdeckten Ermittler mit dem tollen Körper und dem Gesicht eines Filmstars war sie aufgefallen. Doch im selben Moment tat sie ihre Reaktion auf seine schmeichelhaften Worte als lächerlich ab. Wahrscheinlich hatte er Ähnliches auch schon zu Kirsty, Megan und all den anderen Mädchen gesagt, die ihn umschwärmten und anhimmelten.
Seine nächsten Worte aber überraschten sie.
„Ich kann kaum glauben, dass Sie noch Studienanfängerin sind“, sagte er, den Blick wieder auf seine Stiefelspitzen gesenkt, mehr zu sich selbst als zu ihr. „Sie wirken so viel älter als die anderen Mädchen.“ Er hob den Blick und schaute Emily an, Offenheit und Ehrlichkeit spiegelten sich in seinen Augen. „Wissen Sie, wenn Sie kurz vor Ihrem Abschluss stünden, würde ich Sie bitten, mit mir auszugehen. Ach was, selbst wenn Sie erst im zweiten Studienjahr wären, würde ich … Aber bei einer Studienanfängerin …“ Er schüttelte empört den Kopf, als wäre es ihre Schuld, dass sie noch so jung war.
„Was lässt Sie glauben, dass ich mit Ihnen ausgehen würde?“, fragte Emily.
Er lächelte sie mit entwaffnender Offenheit an. „Als Sie mir das erste Mal ins Auge fielen, habe ich bemerkt, dass Sie auch Interesse an mir haben.“
„Sie sind ungeheuer von sich selbst überzeugt, Detective“, erwiderte sie und verschränkte die Arme vor der Brust, damit er auf keinen Fall sah, wie sie auf seine Eröffnungen reagierte. Ihr schlug das Herz nämlich bis zum Hals.
„Und Sie sind ungeheuer hübsch“, gab er zurück.
Ihr Puls beschleunigte sich noch ein wenig mehr, dann meldete sich die Wirklichkeit zurück. Innerlich verdrehte Emily die Augen. Noch mehr offensichtliche Schmeicheleien. Sie wusste verdammt genau, wie sie aussah. Ja, sie hatte hübsche Augen. Und ihre Haare schimmerten in einem besonderen Braunton. Aber an ihrem Gesicht war nichts Außergewöhnliches. Es gab keinen Grund, sie als ‚ungeheuer hübsch‘ zu bezeichnen.
Keegan lehnte sich wieder gegen seinen Wagen und machte ganz den Eindruck, als wollte er es sich für den Rest des Nachmittags hier mit ihr gemütlich machen und mit ihr flirten.
Der Mann lächelte einfach viel zu charmant. In seinen Augen lagen eine Wärme und eine Vertrautheit, die ihr den Eindruck vermittelten, sie sei die einzige Frau auf der ganzen Welt, der er seine Aufmerksamkeit schenkte. Emily wusste, dass das unmöglich stimmen konnte. Trotzdem übte die Glut in seinen Augen eine berauschende Wirkung auf sie aus. Es bestand eindeutig Suchtgefahr. Sie fragte sich bereits, wann das
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