Nicht ohne Risiko (German Edition)
ruhelos auf und ab zu wandern.
Emily hatte Angst. Er konnte immer noch die Furcht in ihren Augen sehen, konnte spüren, wie sie gezittert hatte, als er sie in die Arme nahm. Was, wenn er herausfindet … Nein, es gab keinen Zweifel. Sie hatte Angst. Angst vor Delmore.
Jim blieb abrupt stehen – mitten in Emilys Wohnzimmer starrte er durch die Glasschiebetür nach draußen, ohne etwas zu sehen.
Ganz offensichtlich hatte Emily sich vor dieser Verabredung mit Delmore gefürchtet. Jim hatte sich geirrt: Sie warnicht in den Millionär verliebt. Niemals konnte sie in einen Mann verliebt sein, vor dem sie solche Angst hatte. Oh ja, seine Vermutungen, weshalb sie Delmores Einladung zum Essen wirklich angenommen hatte, hatten sich damit als so falsch wie nur irgend möglich erwiesen.
Er hatte sich geirrt, und das machte ihn glücklich. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal so glücklich gewesen war, sich geirrt zu haben.
10. KAPITEL
S alazar knackte Pistazien am laufenden Band, und Jim schaute zum gefühlt tausendsten Mal auf die Uhr. Halb elf. Delmore und Emily saßen schon seit knapp drei Stunden im Aquavia.
Alle zehn Minuten betrat Salazar das Restaurant, um nach Emily zu schauen. Nach seinen Angaben hatte Emily sich gedünsteten Weißfisch bestellt, aber ihr Essen kaum angerührt. Bis vor einer Stunde hatten sie und Delmore allein in einer abgeschiedenen Ecke des Restaurants am Hafen gesessen. Dann war ein weiteres Paar mit seiner Yacht in den Hafen eingelaufen und hatte sich zu den beiden gesellt. Jetzt saßen alle vier gemeinsam an einem größeren Tisch über ihren Desserts und Getränken. Emily trank Kräutertee.
„Diese Warterei macht mich wahnsinnig“, murmelte Jim und starrte hinüber zu Delmores Limousine. Salazar knackte seine nächste Pistazie, und Jim warf ihm einen genervten Blick zu. „Kannst du endlich damit aufhören?“
„Entschuldige.“ Salazar knüllte die Papiertüte mit den restlichen Pistazien und den leeren Schalen zusammen.
Eine Weile saßen sie schweigend in ihrem Auto.
„Möchtest du reden?“, fragte Salazar plötzlich. „Ich meine, darüber, was zwischen dir und Emily läuft?“
Jim wandte sich seinem Partner zu, der ihn eindringlich musterte. Darüber reden? Was sollte er schon sagen? „Da läuft nichts“, wiegelte er ab.
Salazar nickte langsam. Offensichtlich kaufte er ihm das nicht ab. „Du vertraust mir dein Leben an, Diego“, sagte er. „Du kannst mir auch in dieser Sache vertrauen.“
Jim strich sich mit den Fingern durchs Haar. Er konnte einfach nicht über seine Gefühle reden. Himmel noch mal, um seine Gedanken in Worte zu fassen, musste er erst einmalselbst ergründen, was er eigentlich empfand, und davor hatte er viel zu viel Angst. „Tut mir leid, Phil“, sagte er. „Es ist nicht so, dass ich dir nicht vertraue, aber … ich kann einfach nicht darüber reden.“
Salazar schaute durch die Windschutzscheibe nach draußen. „Weißt du, ich habe mich viel zu weit auf dieses Mädchen eingelassen. Jewel.“ Er sagte das so leichthin, als erzählte er Jim, was er zu Mittag gegessen hatte. „Weißt du noch? Emilys Freundin?“
Jim konnte sein Erstaunen nicht verbergen. „Die Rothaarige?“
„Ja.“ Salazar lächelte. „Jewel Hays. Ich besuche sie praktisch jeden Tag.“ Er lachte und trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad. Dabei warf er Jim einen Seitenblick zu, der einerseits amüsiert, andererseits verzweifelt wirkte. „Kannst du dir das vorstellen? Ausgerechnet ich, der Drogengegner schlechthin, und eine Crackabhängige?“
Endlich hatte Jim seine Stimme wiedergefunden. „Aber … sie hat eine Entziehungskur hinter sich.“
„Nicht eine, drei. Das heißt, sie ist bereits zweimal rückfällig geworden.“ Salazar seufzte. „Sie sieht aus wie ein Engel – aber ich weiß, dass sie das ganz und gar nicht ist. Sie hat sich auf der Straße herumgetrieben und mit Gaunereien über Wasser gehalten, bevor sie fünfzehn war. Fünfzehn!“ Er brach ab, murmelte etwas auf Spanisch. Jims Spanischkenntnisse waren beschränkt, aber dafür reichten sie: Sein Partner wünschte jeden zur Hölle, der ein Kind dermaßen vom rechten Weg abbrachte.
Eine weitere Minute verstrich quälend langsam, während Jim auf den hell erleuchteten Parkplatz starrte. Er war nur wenig älter gewesen als Felipe Salazar heute, als er Emily zum ersten Mal begegnet war …
„Trotzdem“, beendete Salazar das Schweigen, „wenn siemich anschaut und lächelt …“ Er
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