Nicht ohne Risiko (German Edition)
Kerl trotz allem noch immer.
Neben ihrem Tisch räusperte sich der Kellner. „Haben die Herrschaften schon gewählt?“
Jim stand auf, warf seine Serviette, eine Zwanzigdollarnote und Emilys Autoschlüssel auf den Tisch. „Danke, aber mir ist der Appetit vergangen“, sagte er und verließ das Restaurant.
Emily war bereits umgezogen und fertig für ihre Verabredung mit Alex, als Jim wieder vor ihrer Wohnung aufkreuzte.
Als sie ihm die Tür öffnete, sah sie schon an seinem bewusst neutralen Gesichtsausdruck und daran, wie er ihrem Blick auswich, dass er immer noch wütend war. Sie begriff nur nicht, warum.
Es spielt allerdings auch keine Rolle, versuchte sie sich einzureden. Viel wichtiger war, dass er sie glücklicherweise wieder einmal daran erinnert hatte, wie grob und kindisch er in Wirklichkeit war. Diese geballte Dosis Realität konnte sie gut gebrauchen. Seine Freundlichkeit, seine Fürsorglichkeit, all das war vermutlich nur gespielt. Und seine Küsse – seine Küsse hatten erst recht nichts mit der Wirklichkeit zu tun, so viel stand fest. An ihnen war nichts auch nur annähernd Dauerhaftes oder Echtes. Es stimmte schon: Wenn er sie küsste, war das wunderbar, aber Emily hatte kein Interesse an einer Beziehung, die nur auf Sex beruhte.
Jim nahm eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank und öffnete sie. „Lässt du mir bitte deine Wagenschlüssel da?“, fragte er betont höflich.
„Sie liegen auf dem Tisch“, gab Emily kühl, aber genauso höflich zurück und musterte sich im Spiegel, um ihr Make-up zu überprüfen.
„Phil steht mit seinem Wagen auf dem Parkplatz“, informierte er sie, lehnte sich an die Wand und sah zu, wie sie sich das Haar bürstete. Sie trug es heute Abend offen, und es fiel ihr dicht und glänzend bis knapp auf die Schultern. „Er wird euch folgen, wenn Delmore dich abholt. Sobald ihr euer Ziel erreicht habt, ruft er mich an und sagt mir, in welchem Restaurant ihr seid. Dann fahre ich mit deinem Wagen dorthin und schließe mich ihm an. Den Rest des Abends beschatten wir euch gemeinsam.“
Emily nickte und schaute auf ihre Uhr. Zehn vor sieben. JedenMoment würde Alex da sein. Plötzlich wurde sie nervös. So nervös, dass es ihr fast den Atem nahm. Sie ließ sich auf die Couch fallen und schloss die Augen, um sich zu beruhigen. Was konnte schon passieren? Eigentlich doch nichts – oder? Im schlimmsten Fall konnte Alex seine Hände nicht bei sich behalten. So wie schon am Mittag. Und – oh verdammt, sie hatte vergessen, dass sie diesmal nicht um einen Abschiedskuss herumkommen würde …
Sie trug eines ihrer Sonntagskleider, ein schlichtes Kleidchen im Stil der Vierzigerjahre mit rosa Streublümchendruck, einem gemäßigten Ausschnitt, kurzen Ärmeln und einem langen weit schwingenden Rock. Also ganz etwas anderes als das blaue Paillettenkleid, das sie bei ihrem letzten Treffen mit Alex getragen hatte. Und genauso wenig vergleichbar mit dem Hauch von einem Neckholder, das sie beim Mittagessen anhatte. In diesem Kleid sah sie so aus, als könnte sie die Wahl zur Miss Unschuld gewinnen, und genauso wollte sie aussehen.
„Hübsches Kleid“, meinte Jim, und Emily schlug die Augen auf.
Er saß ihr gegenüber im Schaukelstuhl, beobachtete sie und trank sein Mineralwasser.
„Danke.“ Sie schloss die Augen wieder – und riss sie schnell auf, als ihr plötzlich etwas anderes einfiel, was schlimmstenfalls passieren könnte. Alex könnte irgendwie dahintergekommen sein, dass sie mit der Polizei zusammenarbeitete. Er könnte sie den Gangstern ausliefern, mit denen er gemeinsame Sache machte, und Vincent Marinos Männer könnten ihre Leiche im dunkelsten, sumpfigsten Teil der Everglades verschwinden lassen …
Es klingelte an der Tür. Emily warf Jim einen hastigen Blick zu. Die Angst hatte sie erneut im Griff und ließ ihr das Herz bis zum Hals schlagen.
Aber Jim sah sie nicht an. Er war bereits aufgestanden und öffnete die Tür.
„Hi, Dan, wie geht’s?“ Alex schüttelte Jim die Hand und trat ein.
Würde man sie schnell töten, oder würde sie noch am Leben sein, wenn sie in den Sumpf mit seinen Alligatoren verschleppt wurde?
Emily atmete tief durch, stand auf und zwang sich, Alex anzulächeln.
„Bist du so weit?“, fragte er und lächelte zurück.
„Hey, und vergessen Sie nicht, dass ich Sie beim Wort nehme. Ich freue mich wirklich auf den Segeltörn“, sagte Jim. „Hatten Sie schon Gelegenheit, Ihren Terminkalender zu checken?“
Emily fand es
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