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Nicht schießen, Johnny!

Nicht schießen, Johnny!

Titel: Nicht schießen, Johnny! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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er hin. Er schloß sich rasch der Gruppe an, die durch zwei Eingänge in das Stadion geschleust wurde. Die meisten hatten längliche Karten in der Hand. Indem er sich auf die Zehen stellte und seinen Vordermännern über die Schulter guckte, gelang es ihm, die Worte JUNIOR ANGELS zu erhaschen. Er hatte freilich keine Karte, schob sich aber in der Schlange vorwärts, im Vertrauen darauf, daß ihm das Glück, wie heute schon so oft, auch hier hold sein würde.
    Der Junge vor ihm passierte die Sperre, und Johnny kam an die Reihe. »Wo ist deine Freikarte?« fragte der Kontrolleur.
    Johnny sah mit trostloser Miene zu ihm auf. »Tut mir leid, Sir, ich habe sie zu Hause vergessen.«
    Der Mann zögerte einen Moment lang und winkte ihn dann hindurch. Voller Dankbarkeit für dieses unerwartete wunderbare Geschenk des Himmels stieg Johnny eine Treppe hinauf und starrte: da waren das Spielfeld mit seinen exakten, rautenförmigen Markierungslinien, die Zuschauertribünen mit den vielen schrägansteigenden Sitzreihen, das ganze riesige Rund des Stadions. Und das alles wurde überragt von dem kolossalen A mit dem Heiligenschein darüber, dem Symbol des Stadions, das Johnny schon so oft auf Fotos gesehen hatte. Er war wie geblendet, seine Begeisterung kannte keine Grenzen. Auf dem Feld liefen Spieler in grauem Dreß sich warm; die ersten Spieler der ersten Liga, die er mit eigenen Augen sah.
    Überzeugt, daß ihm nun nichts mehr passieren konnte, holte er den zerlesenen Brief hervor und ging damit auf einen Platzanweiser zu. »Ich habe einen Brief von Tom Satriano«, erklärte er stolz. »Er schreibt, daß ich ihn besuchen darf.«
    Der Mann überflog, nachsichtig lächelnd, den Brief. »Okay, mein Junge, da mußt du schon auf die andere Seite ’rüber gehen. Das Klubhaus der Angels ist drüben beim dritten Laufmal. Geh die Treppe ’runter, durch den Tunnel und frag dann noch mal.«
    Der Talisman hatte gewirkt! Johnny hielt sich an die Anweisungen des Stadionmannes. Der Tunnel nahm kein Ende, und er verlief sich zweimal in dem unterirdischen Gewirr von Gängen, aber schließlich stand er vor der Tür des Klubhauses und dem Aufseher, der davor postiert war.
    Er hielt ihm den Brief hin. »Bitte, Sir, ich möchte gern Tom Satriano sprechen.«
    Der Aufseher las den Brief, sagte: »Moment mal«, und verschwand im Inneren des Hauses.
    Aufregende, spannungsgeladene Minuten verstrichen; Johnny wagte kaum zu atmen vor Angst, daß in diesem allerletzten schicksalshaften Augenblick noch irgend etwas dazwischenkommen könnte.
    Dann öffnete sich die Tür, der Aufseher erschien, und hinter ihm eine große, atemberaubende Gestalt im weißen Baseballdreß. Als der Mann sich umdrehte und die Tür zumachte, erspähte Johnny auf seinem Rücken in Leuchtfarbe die Nummer 2 und wußte nun, daß es sich wirklich und wahrhaftig um Tom Satriano handelte. Der Anblick seines Idols raubte ihm die Sprache.
    Tom Satriano streckte die Hand aus; Johnny nahm sie und spürte den festen Druck kräftiger Finger. »Hallo, Cowboy.«
    Auch die Stimme klang einfach wundervoll. Sein Held war genauso, wie er ihn sich immer vorgestellt hatte.
    »Hallo, Sir«, brachte Johnny, heiser vor innerer Erregung, heraus. »Könnte ich ganz kurz mit Ihnen sprechen?«
    »Jetzt geht’s leider nicht, ich muß gleich auf den Platz raus.
    Aber weißt du was - komm nach dem Spiel wieder her, und dann sehen wir weiter. Okay?«
    »Ja, Sir!« antwortete Johnny.
    Er wußte, keine Macht auf Erden würde ihn daran hindern können, die Verabredung einzuhalten. Er würde wiederkommen und mit seinem Freund reden und ihn um Rat fragen, auch wenn das ganze Stadion einstürzen sollte. Und falls ihm jemand in den Weg trat - nun, dann hatte er ja noch immer seinen Revolver.

13. Kapitel

    Mike McGuire saß in dem kleinen Wohnzimmer, mit aufgestützten Ellbogen und Händen, die sich wie im Krampf ballten und wieder öffneten. Alles in ihm rebellierte gegen die erzwungene Untätigkeit. Er war es leid, alle paar Minuten an die Tür zu gehen, um nachzusehen, ob sein Sohn nicht, wie durch ein Wunder, die Treppe heraufkäme. Wieder einmal erwog und verwarf er den Gedanken, bei den Hotchkiss’ anzurufen; sie wußten, daß Johnny vermißt wurde, und sein gesunder Menschenverstand sagte ihm, daß sie sich, falls sie etwas Neues hörten, von selbst melden würden.
    Er stand auf und schlug in schierer Verzweiflung mit der Faust gegen die Wand. Ihm war, als müßte ihm der Kopf platzen. Er machte sich

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