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Nicht schießen, Johnny!

Nicht schießen, Johnny!

Titel: Nicht schießen, Johnny! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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drüben, auf der anderen Seite der Autobahn. Du kannst ihn gar nicht verfehlen, wenn du dich links hältst.«
    »Danke.«
    »Nichts zu danken. Viel Spaß.«
    »Ja, Sir.«
    Johnny bremste sein Tempo, bis er den Parkplatz erreicht hatte, wo er zwischen den dicht an dicht stehenden Autos hindurchschlüpfen konnte und somit aus dem Blickfeld der Leute entschwand, die sich womöglich darüber wunderten, daß er nicht länger in Disneyland blieb. Dann wandte er sich weisungsgemäß nach links und begann seinen Marsch zum Baseballstadion.
    Zehn Minuten später wurde der Sicherheitsbeamte von Disneyland vor einem unbegleiteten neunjährigen Buben gewarnt, der einen Schuhkarton bei sich hatte. Sobald ihm die Situation erklärt worden war, gab er die Warnung an die Torhüter und das Aufsichtspersonal weiter. Kurz danach wurden die in und um das Stadion stationierten Polizeiposten alarmiert; in Minutenfrist war auch hier das Personal im Bilde.
    Indessen trabte Johnny McGuire am Rand der Autobahn entlang. Es war sehr warm, und er fühlte sich ein bißchen einsam, war aber so stolz auf seinen neuen Hut, daß es ihm nicht schwerfiel, gewisse andere quälende Gedanken aus seinem Kopf zu verdrängen. Er scherte sich nicht darum, daß sein kleines Kapital beängstigend schnell zusammenschmolz. Sein Geld reichte für die Eintrittskarte zum Baseballspiel und ein Paar heiße Würstchen zum Lunch. Was danach kam, vermochte er sich ohnehin nicht vorzustellen.
    Ein Wagen hielt neben ihm, und der Fahrer beugte sich aus dem Fenster. »Wohin willst du, Cowboy?«
    »Zum Baseballplatz«, antwortete Johnny wahrheitsgemäß.
    »Steig ein, ich bring dich hin.«
    Seine Mutter hatte ihn des öfteren davor gewarnt, mit fremden Leuten mitzufahren, aber über solche Bedenken war er hinaus. Ohne Zögern akzeptierte er das Angebot; er zog wegen des neuen Hutes den Kopf ein und schlug die Tür kräftig zu, sobald er im Wagen saß.
    »Bist du ein Angel-Fan?« erkundigte sich der Fahrer.
    »Ja, Sir!«
    »Wer ist dein Lieblingsspieler?«
    »Tom Satriano. Ich finde, er ist Klasse.«
    »Er ist ein sehr guter Fänger. Kommst du oft her?«
    Johnny dachte blitzschnell nach, bevor er antwortete. »Nein, Sir, es ist das erstemal, daß mein Dad es mir erlaubt hat.«
    Der Fahrer äußerte sich nicht dazu; es war auch fraglich, ob Johnny ihm zugehört hätte, weil in eben dem Augenblick das große Rund des Anaheim-Stadions vor ihm auftauchte.
    Sie fuhren eine breite Straße hinunter, bogen links in eine zweite ein und standen plötzlich vor den Schranken des Parkplatzes. Johnny war entsetzt, daß allein die Einfahrt einen ganzen Dollar kostete, und hatte fast ein schlechtes Gewissen, als wäre er schuld daran. Dem Fahrer schien es aber nichts auszumachen; er peilte eine Parklücke in der Nähe des Haupteingangs an und stoppte.
    »Vielen Dank«, sagte Johnny.
    »Gern geschehen. Es war nett, einen so guterzogenen kleinen Jungen kennenzulernen. Wie heißt du?«
    »Johnny.« Der Name war heraus, bevor er es sich besser überlegen konnte.
    »Viel Spaß beim Baseball, Johnny. Hast du genug Geld für die Eintrittskarte?«
    »Ja, Sir, danke.« Johnny stieg rasch aus. Er hatte es eilig, von hier wegzukommen, jetzt, wo der Mann seinen Namen kannte.
    Während er auf das riesige Stadion zuging, hielt er die Augen offen, um sich über den Betrieb zu orientieren. Er war zwar schon ein- oder zweimal beim Baseball gewesen, aber nur auf kleinen Plätzen in Tennessee, die sich mit dem hier nicht vergleichen ließen. Es war noch früh, und der Hauptandrang hatte noch nicht begonnen. Kleine Grüppchen pilgerten über den Parkplatz und hielten sich dann rechts. Er folgte ihnen. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, so als einzelner; mitten in der Menge war er am sichersten.
    Nach einer Weile kamen Kartenschalter in Sicht, und Johnny entdeckte, daß es auch hier, wie in Disneyland, verschiedene Eintrittspreise gab. Auf dem ersten Schild stand 3.50 Dollar; ihm wurde das Herz schwer: das war viel mehr, als er sich leisten konnte. Dann erspähte er einige Fenster mit 2.50 Dollar und hatte das befriedigende Gefühl, bereits einen ganzen Dollar gespart zu haben. Er ging weiter, eifrig bestrebt, sich genau zu informieren, bevor er sich endgültig festlegte.
    Dann bemerkte er eine Schar Jungen. Er pirschte sich näher heran. Die Gruppe war größer, als er gedacht hatte; auch einige Mädchen waren dabei; es waren viele Halbwüchsige darunter, aber auch ein paar in seinem Alter. Hier gehörte

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