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Nicht schießen, Johnny!

Nicht schießen, Johnny!

Titel: Nicht schießen, Johnny! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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Westernstil und stülpte ihn Johnny auf den Kopf. »Jetzt beschau dich mal im Spiegel«, sagte er einladend.
    Johnny gehorchte und staunte sein Spiegelbild an. Mit diesem prachtvollen Hut, der ihn zum echten Cowboy machte, würden ihn die Jungen in der Schule nicht mehr auslachen; sogar Billy Hotchkiss würde ihn bewundern und künftig als seinesgleichen behandeln.
    »Wie gefällt er dir?« fragte der Verkäufer.
    »Er ist Klasse«, gestand Johnny.
    »Möchtest du ihn kaufen?«
    Es war eine faire Frage, ohne auch nur mit der Spur eines Zwanges dahinter. Johnny holte Luft, um seinen gewichtigen Entschluß zu verkünden, als sein Blick auf einen Waffengurt in einer Vitrine fiel. Er starrte ihn so unverwandt an, daß der Verkäufer ihn herausholte, sich hinhockte und ihn Johnny um die Hüfte schnallte. »So«, sagte er, »jetzt bist du wirklich ein echter Cowboy.«
    »Wieviel kostet er?« fragte Johnny.
    »Zweifünfzig komplett mit Revolver.« Der Verkäufer wirbelte die Waffe geschickt zwischen den Fingern.
    »Einen Revolver habe ich«, sagte Johnny.
    »Aber keinen Gurt?«
    »Nein, Sir.«
    »Würdest du gern einen haben?«
    »Wieviel kostet er?«
    Der Verkäufer musterte den Jungen, sah die abgestoßenen Schuhkappen, die an den Knien ausgebeulten Hosen und dachte einen Augenblick nach. »Also, an sich geben wir den Gurt nur zusammen mit dem Revolver ab, aber ich habe zufällig noch einen einzelnen Gurt übrig; irgend jemand klaute das Schießeisen, als ich mal nicht aufpaßte. Wenn du den Hut kaufst, bekommst du den Gürtel für fünfzig Cents.«
    Johnny vermochte sein Glück kaum zu fassen; der Mann mußte ein echter Cowboy sein, weil er so gut zu ihm und so freigebig war. »Gemacht«, sagte er schnell, ehe das Angebot zurückgenommen werden konnte.
    »Gut, mein Junge, das macht dann mit Umsatzsteuer zweidreiundsechzig.«
    »Ja, Sir.« Johnny versenkte die Hand in die Hosentasche und förderte ein paar verknüllte Scheine und ein Häufchen Münzen zutage. Er zählte fünfundsechzig Cents sorglich ab und gab sie dem Verkäufer zusammen mit einer Zweidollarnote. Er bekam einen Kassenbon und zwei Cents zurück. »Hier, mein Junge, und noch viel Spaß.«
    Johnny war so stolz auf seine neue Pracht, daß er den Schrecken der vergangenen Nacht ganz vergaß. Als er an einer Uhr vorbeikam, sah er, daß es kurz nach elf war; Zeit für ihn, sich zum Baseballstadion aufzumachen.
    Er lief die Hauptstraße hinunter, an all den faszinierenden Läden vorbei, bis zu den Schließfächern am Rathaus, wo er seinen Schuhkarton verstaut hatte. Glücklicherweise war sonst niemand in der Nähe. Er sperrte das Fach mit dem Schlüssel auf, öffnete die kleine Stahltür und spähte hinein. Alles in Ordnung, der Schuhkarton war noch da.
    Nach einem prüfenden Blick in die Runde angelte er mit einer Kaltblütigkeit, die einem professionellen Spieler Ehre gemacht hätte, den Revolver aus dem Karton und schob ihn in das eben erworbene Halfter. Der schmucke kleine Chiefs Special kuschelte sich in die Tasche, als wären die zwei füreinander bestimmt gewesen; Johnny fand nichts daran auszusetzen. Froh darüber, daß er den lästigen Karton nun nicht mehr brauchte, stopfte er ihn ganz tief nach unten in einen Abfalleimer. Dann marschierte er, erleichtert und gehoben, durch den Tunnel und auf den Ausgang zu. Er zweifelte nicht mehr daran, daß er eine Antwort auf alle seine Probleme finden würde.
    Kurz vor dem Drehkreuz wurde er zurückgerufen. »He, Kleiner!«
    Johnny wagte die Aufforderung nicht zu überhören; seine rechte Hand tastete nach dem Revolverknauf, als er sich umdrehte.
    »Komm her«, bellte der Mann.
    Vorsichtig ging Johnny die paar Schritte zurück. Er hatte seine Waffe und wußte, was er zu tun hatte, falls es Ärger gab. Der Mann streckte den Arm aus. »Gib mir die Hand«, sagte er.
    Sehr beunruhigt hielt ihm Johnny die linke Hand hin, denn die rechte lag noch immer, für alle Fälle, auf dem Revolver.
    Der Mann nahm einen Stempel und preßte ihn auf Johnnys Handteller. »Damit kommst du wieder ’rein, ohne daß es dich einen Cent kostet«, erklärte er. »Aber du mußt diesen Eingang hier benutzen.« Er hielt Johnnys Hand fest und zog sie unter eine ultraviolette Lampe; in deren Licht wurde der blaßschimmernde Stempel sogleich sichtbar.
    Da die vermeintliche Gefahr vorbei war, fand Johnny seine Geistesgegenwart wieder. »Wissen Sie, wo der Baseballplatz ist?« fragte er.
    »Aber sicher.« Der Mann zeigte in die Richtung. »Dort

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