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Nicht schießen, Johnny!

Nicht schießen, Johnny!

Titel: Nicht schießen, Johnny! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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Frau an. »Und was ist, falls Johnny nach Hause kommt, während wir unterwegs sind?« fragte er.
    Maggie schnappte nach Luft, aber Virgil antwortete für sie. »Wenn das der Fall sein sollte, Mrs. McGuire, dann rufen Sie unverzüglich im Präsidium an. Die geben das dann über Sprechfunk weiter. Ich habe ein Funksprechgerät im Wagen.«
    Erleichtert brachte Maggie die zwei Männer an die Tür und beobachtete sie beim Einsteigen in den Polizeiwagen, der unten vor dem Haus geparkt war. Sobald sie abgefahren waren, kehrte sie in die Küche zurück, öffnete eine Büchse Suppe und stellte sie auf kleinster Flamme auf. Wenn ihr Sohn nach Hause kam, würde sie ihn nicht eine Minute länger als nötig hungern lassen. Die Polizei mußte ihn festnehmen, das war ihr klar, aber vorher würde er etwas Warmes in den Bauch bekommen.
    Das Baseballspiel, das in Anaheim in Gang war, hatte mehr Tempo als sonst. Beide Werfer waren erfolgreich, so daß die Schlagmänner in regelmäßiger Folge an das Schlagmal kamen. Das vorsichtige Spiel beider Teams, California und Detroit, war nervenraubend. Bis zum sechsten Schlagwechsel hatte es auf beiden Seiten keinen Fehler gegeben, während Bobby Knoop durch sein sensationelles Spiel beim zweiten Laufmal unbestritten einen Lauf gerettet hatte.
    Während das Spiel weiterging, fügte sich eine Anzahl isolierter Ereignisse zu einem überschaubaren Muster zusammen. Auf dem Santa Ana Freeway ratterte Charles Dempsey in seinem umfrisierten Wagen in Richtung Anaheim. Im Baseballstadion war mit einigen Aufregungen zu rechnen, die er sich nicht entgehen lassen wollte. Je mehr er mit eigenen Augen zu beobachten und später aus erster Hand zu beschreiben vermochte, desto größer würde nach seiner Rückkehr die von ihm entfesselte Reaktion sein.
    Eine gerichtliche Vorladung wurde an Mike McGuire abgeschickt. Zu gleicher Zeit forderte ihn der Anwalt des Mannes, dessen Wagen er gegen die Leitplanke abgedrängt hatte, in einem scharfen Brief zur Abdeckung des Schadens auf und drohte ihm mit einem Prozeß.
    In Disneyland hielt das Aufsichtspersonal Ausschau nach einem Jungen mit einem Schuhkarton oder sonst einem neunjährigen Einzelgänger, der Johnny McGuire sein könnte. Allgemein nahm man an, daß er sich seiner gefährlichen Waffe bei passender Gelegenheit entledigt hatte. Infolgedessen wurde das Gelände so gründlich wie möglich nach dem Revolver durchkämmt. Die Aktion ging so unauffällig vor sich, daß buchstäblich keiner der Tausenden von Besuchern des Parks merkte, daß irgend etwas nicht stimmte.
    Mehrere Jungen, die offenkundig ohne Anhang da waren, wurden in aller Stille verhört. Alle konnten ihre Identität zufriedenstellend nachweisen. Vier Schuhkartons wurden entdeckt und vorsichtig untersucht; zwei entpuppten sich als Lunchbehälter, die beiden anderen beherbergten Schuhe zum Wechseln, die sich jemand vorsorglich von zu Hause mitgebracht hatte. Nach zweieinhalb Stunden Suche kam die Verwaltung von Disneyland zu dem Schluß, daß, sofern sich der Revolver irgendwo auf dem Gelände befand, Johnny McGuire ihn vermutlich unbemerkt in einen der vielen Teiche und Kanäle geworfen hatte, die den Park kreuz und quer durchzogen. In diesem Fall war aber eine prompte Sicherstellung nahezu unmöglich.
    Dann konnte die Polizei einen Erfolg verbuchen. Man hatte den inzwischen abgelösten Kriminalbeamten aufgestöbert, der am Morgen in der Busstation Dienst gemacht hatte. Er erinnerte sich sofort an den einzelnen Jungen, der einen Schuhkarton bei sich gehabt hatte. Der Junge hatte einen Fahrschein gelöst und sich einer Gruppe von gleichaltrigen Ausflüglern nach Disneyland angeschlossen. Er hatte keine rote Jacke getragen, und nichts in seinem Verhalten hatte zu dem Zeitpunkt Anlaß zu irgendwelchem Verdacht gegeben.
    Sobald die Meldung durchkam, informierte Captain Lindholm die Behörden in Anaheim, denn nun war kaum noch daran zu zweifeln, daß Johnny McGuire sich innerhalb ihrer Zuständigkeit befand. Die Meldung wurde an die Polizeikommandos in Disneyland und im Stadion weitergegeben und über Sprechfunk verbreitet. Von Virgil Tibbs, der unterwegs, und zwar in der Nähe von Downey war, kam eine Bestätigung.
    Dieser zusätzliche Hinweis hatte zur Folge, daß der Sicherheitschef von Disneyland weitere Vorkehrungen traf. Es erfüllte ihn mit Sorge, daß ein Kind womöglich die Waffe zufällig finden, für eine Zündplättchenpistole halten und beträchtliches Unheil damit anrichten könnte.

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