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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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Gebäude aus Kalkstein mit einer rundherum führenden Veranda und einem Dach aus Zedernholzschindeln. Den Tearoom mit hoher Decke und antikem Mobiliar nutzen distinguierte Ladys, um sich zu zeigen. Seit das Etablissement der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden ist, kommen auch Frauen mit gesellschaftlichen Ambitionen hierher, in der Hoffnung, Aufmerksamkeit zu erregen.
    Die Kellnerinnen waren Freiwillige von der Junior League. Deshalb gab es keine Garantie für einen angenehmen Zeitvertreib, wenn man das Lokal besuchte. Glücklicherweise waren die Köchinnen und Bäckerinnen Profis. Und so mochte es zwar eine Ewigkeit dauern, bis man den Blick einer Kellnerin auf sich zog, aber was sie dann servierte, schmeckte köstlich. Vor allem die Orangenbrötchen durfte man sich nicht entgehen lassen.
    Während wir in den Speiseraum gingen, klickten unsere Absätze viel zu laut auf dem Hartholzboden. Sogar ich bemerkte das wissende Raunen, das unser Anblick auslöste.
    Ohne sich einschüchtern zu lassen, stolzierte meine
Mutter lächelnd dahin, eine schwingende Hermès-Kelly-Bag aus Krokodilleder am Unterarm. Meine Schwester, ein Birkin-Taschen-Mädchen, folgte ihr. Und ich bildete die Nachhut, mit meinem schlichten schwarzen Aktenkoffer. Während wir zwischen den Tischen hindurchgingen, sagten die Frauen Hallo, aber sie zollten Ridgely nicht den üblichen respektvollen Tribut.
    »Carlisle?«, rief nicht nur ein Junior-League-Mitglied verblüfft.
    »Oh, ich hätte Sie kaum wiedererkannt. Mit diesem glatten Haar, in dem schwarzen Outfit … Ach, schon gut. Wie geht es Ihnen?«
    Ein süßsaures Lächeln begleitete das Gesäusel.
    »Meine Liebe …«
    »Wie fantastisch Sie aussehen …«
    Hier gehörte diese Südstaatenspezialität zu süßem Tee und Barbecue.
    Wir setzten uns an einen antiken Eichentisch, der mit edlem Tafelsilber und feinem Porzellan gedeckt war. Bis eine Kellnerin erschien, dauerte es noch länger als normalerweise. Schließlich nahm Carol Simmons, ein schüchternes Junior-League-Mitglied, errötend unsere Bestellung entgegen. Ich glaubte, sie wäre gezwungen worden, unseren Tisch zu betreuen, und diese Vermutung bestätigte sich, als ich sah, dass ihre übrigen Tische am anderen Ende des Raums standen.
    »Was geht hier vor?«, fragte ich.
    Savannah klappte ihre Puderdose zu. »Nun, einige Frauen meinen, der Debütantinnenball sei eine Katastrophe. Und nun kursiert das hässliche Gerücht, die
Debütantinnen würden ihre ersten Bälle in San Antonio oder Dallas absolvieren.« Im Vollgefühl ihrer glänzenden blonden Haare, ihres erlesenen Kaschmirpullovers und der Perlen, eines Familienerbes, schaute sie sich um. Diese Kette hatte ihr unsere Großmutter geschenkt.
    Auch ich besaß solche Perlen, konnte mich aber nicht dazu durchringen, sie zu tragen. Erstens, weil sie mich irgendwie in jemanden verwandeln würden, der ich nicht sein wollte, und zweitens vermisste ich meine Großmutter viel zu schmerzlich, seit sie im Vorjahr gestorben war. Stets hatte sie mich unterstützt und mich ermutigt, meinen eigenen Weg zu gehen. Diesen Rat hatte ich in Boston befolgt.
    Wann immer ich die Perlen getragen hätte, wäre ich an meine Großmutter erinnert worden. Und offen gestanden, es würde mir schwerfallen, als gnadenlose Scheidungsanwältin aufzutreten, wenn ich um sie trauerte. Deshalb hatte ich die Kette in meinem alten Kinderzimmer zurückgelassen, bevor ich nach Boston übersiedelt war, in einer kleinen, mit Samt ausgekleideten Schmuckschatulle.
    »Um alles noch schlimmer zu machen«, fuhr Savannah fort, »seit dem Debakel des letzten Jahres hat die Symphony finanzielle Probleme.«
    Der alljährliche Debütantinnenball der Willow Creek Symphony Association gehörte zu den ältesten, ruhmreichsten Veranstaltungen des Landes und galt als das bedeutsamste gesellschaftliche Ereignis in Texas. Noch wichtiger - vor hundert Jahren war die Willow Creek Symphony, zusammen mit dem Debütantinnenball, von einem Wainwright gegründet worden. Bis zu ihrem Tod
hatte sich meine Großmutter um alle Belange dieses gesellschaftlichen Ereignisses gekümmert.
    »Wie schlimm sind die Probleme?«, fragte ich.
    »Sehr schlimm.«
    Ungläubig wandte ich mich meiner Mutter zu. »Ist die Symphony bankrott?«
    Ridgely starrte meine Schwester an, die gleichmütig lächelte.
    »Ja«, sagte Savannah.
    Nach dem Tod meiner Großmutter war meine Mutter in ihre Fußstapfen getreten und hatte letztes Jahr den Debütantinnenball organisiert.

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