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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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Bedauerlicherweise kam es zu einer totalen Katastrophe. Der berühmte (jetzt berüchtigte) Dirigent Alberto Giuseppe Rinaldi wurde am Abend des großen Ereignisses in der Garderobe der Debütantinnen ertappt, aber nicht mit einem Mädchen (auch das wäre eine Katastrophe gewesen). Stattdessen war er heimlich in das Zehntausend-Dollar-Ballkleid einer jungen Dame geschlüpft (in Texas die furchtbarste aller Katastrophen). Der Reporter, der ihn dabei erwischte, knipste ihn. Am nächsten Tag erschien das Foto auf den ersten Seiten aller texanischen Zeitungen unter dem Titel: »Die Willow-Creek-Debütantin des Jahres - diesmal verlief der Ball etwas anders.«
    Noch viel schrecklicher - das Bild, von hinten aufgenommen, zeigte Signor Rinaldi, wie er kokett und unschuldig über die Schulter spähte, den behaarten Rücken entblößt, da es ihm nicht gelungen war, den Reißverschluss nach oben zu ziehen.
    Wie Sie sich sicher vorstellen können, hatte der Skandal
meine Mutter in tiefste Verzweiflung gestürzt. Aber ich dachte, inzwischen hätte sie das Desaster überwunden und sie würde in gut drei Monaten erneut die traditionellen acht Mädchen aus altehrwürdigen, wohlhabenden Familien zusammentrommeln und deren Debüts arrangieren. In etwa einer Woche sollten die Namen verkündet werden. Das Debakel des Vorjahrs würde bald nicht mehr als eine böse Erinnerung sein.
    »Diesem grässlichen Gerücht zufolge wollen die Mütter der diesjährigen Debütantinnen den Ball boykottieren, falls die Verantwortung keiner anderen Dame übertragen wird«, erklärte Savannah, offensichtlich amüsiert. »Sie geben Mom die Schuld am Eklat des letzten Jahres und fürchten eine Wiederholung.«
    »Stimmt das, Mutter?«, fragte ich.
    »Ja. Und das darf nicht geschehen. Auf keinen Fall dürfen wir diesen Frauen gestatten, hundert Jahre unserer Familiengeschichte zu zerstören. Schon immer hat eine Wainwright den Debütantinnenball arrangiert.«
    Meine Augen verengten sich. Wenn ich die Niederlage, die Großmutters geliebtes Event erlitten hatte, auch bedauerte - ich hasste das Wörtchen »wir«.
    Neugierig schauten mehrere Frauen in unsere Richtung und tuschelten.
    »Lächelt, Mädchen«, zischte meine Mutter. Ihr eigenes Lächeln war auf ihren Lippen erstarrt.
    Von der inneren Anspannung, die ich meiner geringfügigen Rolle einer hilfreichen Tochter verdankte, bekam ich Kopfschmerzen. Dabei musste ich nichts weiter tun, als dazusitzen, zu lächeln, Konversation zu machen, gelegentlich
zu lachen und zu demonstrieren, wie großartig wir uns amüsierten. Natürlich sollte niemand glauben, das Getratsche würde uns stören. Obwohl ich die letzten drei Jahre in der unbarmherzigen Welt des Scheidungsrechts verbracht hatte, wusste ich immer noch, wie man sich in der gehobenen texanischen Gesellschaft benahm.
    Allmählich zeigten sich erste Stressspuren neben den Mundwinkeln meiner Mutter - nach ihren Prinzipien ein absolutes No-Go, wo sie doch so stolz auf ihr jugendliches Aussehen war. Alle Leute bewunderten sie, weil sie ohne plastische Chirurgie für unsere Schwester gehalten werden konnte.
    »Da.« Sie zog einen Brief aus ihrer Tasche. »Lies das, Carlisle. Diese Zeilen hat grand-mère kurz vor ihrem Tod geschrieben.«
    »Einen Brief? Was für einen Brief? Warum habe ich bisher nichts davon gewusst?«
    »Weil Mutter dich nicht darüber informieren wollte.« Savannah schnaufte verächtlich, dann lachte sie. »Und jetzt ist sie verzweifelt.«
    Ich schnappte nach Luft, und Ridgely glättete ihr Haar. »Nun, du hast dich niemals für dein Erbe interessiert und das eindrucksvoll bewiesen, indem du nach dem Begräbnis deiner Großmutter sofort nach Boston zurückgekehrt bist.«
    Verwirrt nahm ich das Kuvert entgegen. Bevor ich es öffnete, hielt ich es einige Sekunden lang in der Hand und roch das raffinierte Parfüm meiner Großmutter. L’Air du Temps. Ich holte tief Atem und schluckte verräterische Tränen hinunter. Dann begann ich zu lesen. Meine Mutter
beobachtete mich aufmerksam, Savannah winkte irgendjemandem zu.
    Liebe Carlisle,
    sicher wird Dich dieser Brief überraschen. Aber ich glaube, mit der Zeit wirst Du alles verstehen. Als Zugeständnis an die Wainwright-Familie, die den Verein Willow Creek Symphony gegründet hat, ist in den Statuten festgelegt worden, dass immer nur eine Wainwright den jährlichen Debütantinnenball organisieren soll. Seit hundert Jahren gehört dies zu unserer Tradition.
    Aber Savannah interessiert sich für andere

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