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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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es von Zwergenfiguren, rosa Flamingos und großen Plastikmargeriten, die sich im Wind drehten. Meine Mutter nannte die Bennett-Residenz eine »Karnevalshochburg«. Jedenfalls war sie wunderschön.
    Als wäre ich eine alte, jahrelang vermisste Freundin, bat Merrily mich freudestrahlend ins Haus. Sie trug ein fließendes hawaiianisches Muumuu, das zum Stil ihres Domizils passte. Weil sie sich zu oft dem Sonnenschein
aussetzte, war ihr Gesicht von Falten durchzogen. Das graue Haar hatte sie zu einer Zopfkrone geflochten, wie eine Miss Schweiz, deren Bild auf einer Bonbonschachtel prangt. Kein günstiger Look für jemanden, der seinen sechsten Geburtstag hinter sich hatte. Aber Merrily Bennett war glücklich damit.
    Sie führte mich in die Küche, wo uns eine winzige Frau mit funkelnden Augen begrüßte (gleichsam eine Zwergin aus Fleisch und Blut).
    »Kennen Sie meine Schwiegermutter, Carlisle?«, fragte Merrily. »Mama Bennett, da ist das jüngste Wainwright-Mädchen.«
    »Ach du meine Güte!«, piepste die alte Lady. »Doch nicht die Tochter dieser grässlichen Ridgely?«
    »Kümmere dich nicht darum, Mama Bennett.«
    Die Schwiegermutter kicherte über einen Witz, den ich nicht verstand, stopfte die Taschen ihres Hausmantels mit Keksen voll und verschwand.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Merrily, »Ihre Mama und Mama Bennett haben sich nie vertragen.« Sie servierte mir ein großes Glas eisgekühlten süßen Tee. In der Küche herrschte eine gemütliche Atmosphäre, mit verschiedenen Kuchen unter Glas und frischen Blumen in Porzellanvasen. »Ihr Anruf hat mich wirklich überrascht, Carlisle. Nicht einmal wenn ein Gürteltier auf meinen Grillrost gesprungen wäre, hätte ich mich dermaßen gewundert.« Sie lachte schallend. »Also, wie kann ich Ihnen helfen?«
    Ich legte meine Handtasche auf die Küchentheke, ohne den Griff loszulassen. Dann holte ich tief Luft. »Ich
möchte Ihre Tochter zum hundertsten Willow-Creek-Symphony-Association-Debütantinnenball einladen.«
    Sorry, die Höflichkeitsfloskeln waren mir ausgegangen. Deshalb kam ich sofort zur Sache.
    Merrilys Augen wurden so groß und rund wie Untertassen. Einige Sekunden lang sagte sie kein Wort. Dann marschierte sie zur Küchentür, riss sie hektisch auf, und ich zuckte zusammen. »Betty!«, schrie sie. »Komm runter, da will dich jemand was fragen!«
    So wickelte man das nicht ab. Zunächst wurde die Einladung den Eltern übermittelt, im Allgemeinen der Mutter. Dann übergab man der Tochter eine formelle, handgeschriebene Einladung. Nicht dass ich glaubte, die Eltern würden der Tochter nichts erzählen, bevor diese Einladung eintraf. Aber sie forderten sie gewiss nicht auf, an der ersten Besprechung teilzunehmen.
    »Moment mal, Merrily, ich denke nicht …«
    Zu spät, Betty Bennett rannte in die Küche. Sie sah so aus wie ihre Mutter, genauso groß, nur ein kleines bisschen schlanker. Von ihren goldbraunen Augen sah man nicht viel wegen der wild zerzausten goldbraunen Medusenhaare.
    »Was ist los, Mama?«
    »Miss Cushing will dich zum Debütantinnenball einladen. Ist das nicht fantastisch?«
    Betty rang nach Atem. Dann wurde sie feuerrot - wohl kaum wegen akuten Sauerstoffmangels. »O nein«, japste sie, »unmöglich - ich würde vor Verlegenheit sterben.«
    Bei diesen Worten fühlte ich mich elend und erleichtert zugleich.

    »Niemals würde ich den Texas-Knicks hinkriegen«, fügte Betty hinzu, machte auf dem Absatz kehrt und ergriff die Flucht.
    Genau das konnte der Texas-Knicks einem Mädchen antun. Wahrscheinlich muss ich Sie nicht daran erinnern, warum .
    »Leider ist sie sehr schüchtern, meine Betty«, seufzte die Mutter. »Keine Ahnung, woher sie das hat. Aber es war sehr nett von Ihnen, das Mädchen einzuladen.«
    Wieder einmal stand ich unverrichteter Dinge auf einer Veranda. Hinter mir hatte sich die Tür geschlossen.
    Ich fuhr nach Hause. Beim Dinner mit der Familie redete ich über dieses und jenes, über alles, nur nicht über meine Fortschritte (beziehungsweise meine Niederlagen). Entschlossen riss ich das Gespräch an mich und ließ niemand anderen zu Wort kommen. Alle Lieblingsthemen meiner Mutter schnitt ich an (ohne den Debütantinnenball ein einziges Mal zu erwähnen), begann mit ihren Rosen, die schon viele Preise gewonnen hatten, kämpfte mich durch die neuen Frühlingshüte, dann hielt ich einen imposanten Vortrag über die Unterschiede zwischen dem François I.- und Burgunder-Tafelsilber.
    »Carlisle«, unterbrach mich meine

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