Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
Melton ihrem Blick. Sogar ich bemerkte, wie seine Augen aufleuchteten, bevor er rasch wegschaute und irgendetwas vor sich hin murmelte. Vielleicht war er noch nie mit ihr ausgegangen, aber er hatte zweifellos von ihr gehört.
»Mutter«, zischte ich.
»Was denn? Darf eine Frau es nicht zeigen, wenn ihr ein Mitglied der maskulinen Spezies gefällt?«
»Nein, nicht im Gerichtssaal.« Warum regte ich mich eigentlich auf? Zu meinen frühesten Erinnerungen zählten die Flirts meiner Mutter an allen möglichen unpassenden Orten - in der St.-James-Episkopalkirche, im Brightlee-Tearoom, beim Begräbnis der alten Miss Peter. Immer wieder hatte sie sich wie eine Süchtige aufgeführt, die eine neue Droge brauchte.
»Nehmen Sie Platz«, wies uns der Gerichtsdiener an.
Der Richter öffnete einen Aktenordner.
»Euer Ehren«, sagte ich und stand auf.
»Setzen Sie sich, Miss Cushing«, befahl er, »ich bin noch nicht bereit, Ihre Argumente zu hören.«
»Also wirklich …«, schnaubte meine Mutter.
Der Richter errötete, bevor er sich zusammenriss. Dann murmelte er wieder etwas Unverständliches, neigte sich über seine Akten und las die Schriftstücke - las sie noch einmal. Man sollte doch meinen, er hätte sich auf den Fall vorbereitet.
Schließlich klappte er den Ordner zu und blickte auf. »Nun, Miss Cushing, Sie wünschen?«
»Mit dieser Anhörung verschwendet das Gericht nur seine Zeit.«
»Tatsächlich?« Eine graue Augenbraue wurde hochgezogen. »Offen gestanden dachte ich, es wäre meine Aufgabe, das zu entscheiden.«
Das Publikum auf der Galerie kicherte, und Jack lächelte mit schief gelegtem Kopf.
»Erklären Sie bitte, was Sie zu dieser Schlussfolgerung veranlasst, Miss Cushing.«
»Es gibt einen Ehevertrag, Euer Ehren. Darum sehe ich keinen Grund, warum sich das Gericht mit der Sache befassen sollte. In diesem Dokument steht unmissverständlich, wie im Scheidungsfall zu verfahren ist.«
Nun stand Jack auf. »Euer Ehren, da bin ich anderer Meinung. Diese Anhörung wurde anberaumt, damit die Relevanz des Ehevertrags angesichts der veränderten Situation erörtert werden kann, in der sich Mr. Ogden seit seiner Hochzeit mit Mrs. Ogden befindet.«
»Natürlich in einer besseren Situation«, ergänzte meine Mutter ironisch.
Jack schaute immer noch den Richter an. »Eher in einer schlechteren, Euer Ehren. Nachdem mein Klient den Ehevertrag unterzeichnet hatte, ermutigte ihn Mrs. Ogden, seine Professur an der Universität aufzugeben, und versprach, sie würde für ihn sorgen.«
»Nein, Mr. Blair, Ihr Klient hat seine Stellung nicht gekündigt«, verbesserte ich ihn in ruhigem Ton. »Er wurde gefeuert. Wenn meine Klientin ihm zusicherte, sie würde immer für ihn da sein, war es das Versprechen einer liebenden Ehefrau, die ihren entlassenen Ehemann trösten wollte. Und dann lief er ihr davon - nicht umgekehrt. Was wegen des Ehevertrags wohl kaum eine Rolle spielt …«
»Er ist ihr nicht davongelaufen, Miss Cushing. Zu dieser Trennung wurde er gezwungen, um seine geistige Gesundheit zu retten.«
Da vergaß ich den Richter und wandte mich zu Jack. »Das meinst du nicht ernst«, erwiderte ich mit leiser, honigsüßer Stimme und dem falschesten Lächeln, das ich zustande brachte.
»Oh, das meine ich sogar sehr ernst«, flüsterte er. »Darauf kannst du wetten.«
»Du bringst alles durcheinander …«
»Wie gesagt, manchmal wirkt sich Chaos sehr positiv aus.«
»Aber dieses Chaos …«
»Anwälte!« Richter Melton schlug mit seinem Hämmerchen auf den Tisch und unterbrach unseren Wortwechsel. »Machen Sie in Ihrer Freizeit, was Sie wollen. In
diesem Gerichtssaal werden Sie sich mit dem relevanten Fall beschäftigen. Was zwischen Ihnen beiden vorgeht, interessiert hier nicht.«
»Da haben Sie völlig recht, Euer Ehren«, bestätigte Jack. »Und die einzige relevante Diskussion betrifft die Bedingungen der Scheidung.«
»Bedingungen?«, fragte mich meine Mutter laut genug, dass es alle hörten. »Darüber haben wir schon geredet.« Nun wandte sie sich an den Richter. »Diese Bedingungen sind einfach lächerlich. Großer Gott, Vincent verlangt eine Teilung des gesamten Vermögens. Obwohl er selber gar nichts besitzt. Schauen Sie ihn doch an. Seine Kleidung habe ich bezahlt. Und glauben Sie mir, er hat einen sehr teuren Geschmack. Haben Sie je zuvor Schuhe gesehen, die vierhundertfünfundneunzig Dollar kosten?«
Sogar ich musterte Vincents Füße, die in Gucci steckten. Und Männer, die Gucci trugen,
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