Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
Vom Netzwerk:
lustig!«
    India musterte mich verächtlich. »Vielleicht hätten wir den Zettel auf Ihren Rücken kleben sollen, Miss Cushing.«
    Mittels schierer Willenskraft bezwang ich meine Verlegenheit.
    »Warum sind Sie hingefallen, Miss Cushing?«, erkundigte sich Ruth.
    »Weil ich mir eingebildet habe, ich müsste den Texas-Knicks machen.«
    India lachte laut auf.
    »Auf meine Erlebnisse kommt es hier nicht an, Mädchen. Ihr müsst wirklich üben, euch richtig zu benehmen.«
    Da lachte India noch schriller. »Und Sie glauben, Sie wären fähig, uns das beizubringen?«
    Nein. Doch das sprach ich nicht aus.
    Immerhin durfte ich mir selber zugutehalten, dass ich einschlägige Sachbücher aus der Bibliothek geholt hatte. Deshalb konnte ich glaubhaft erläutern, wie man ein Zimmer betrat, wie man eloquent plauderte und in welchem Ton eine Lady reden sollte. Keine Ahnung, warum ich meine Zeit mit diesen Themen vergeudete …
    »Wieso um alles in der Welt soll man mich nicht beachten?«, wollte India wissen.
    »Das habe ich nicht gesagt. Ihr dürft keine Aufmerksamkeit erregen, indem ihr zu laut sprecht oder euch auffällig kleidet. Stattdessen solltet ihr mit ruhigem Selbstvertrauen und innerer Schönheit Wohlgefallen erregen.«

    Okay, dann klang das eben bescheuert. Sogar in meinen eigenen Ohren.
    »Gehen Sie mir bloß nicht auf den Geist!«, stöhnte India angewidert.
    Ruth zuckte die Achseln. »Ausnahmsweise stimme ich India zu, Miss Cushing. Natürlich möchte ich keine große Show abziehen, aber wie ein Mauerblümchen herumzusitzen, ist heutzutage auch nicht mehr erstrebenswert. Vielleicht in Ihrer Jugend …« Sie überlegte kurz. »Nein, so alt sind Sie nun auch wieder nicht. Sie waren wohl kaum eine Zeitgenossin von Betty Crockers, dieser berühmten Hausfrauenikone. Sogar Sie müssten wissen, dass wir unser Licht nicht unter den Scheffel stellen sollten.«
    Obwohl ich mir den Kopf zerbrach, fiel mir keine passende Antwort ein.
    »Also heißt das, wir müssen möglichst laut reden?« Verwirrt glättete Nellie ihren ohnehin glatten Rock.
    »Laut oder leise, das ist mir egal.« Ruth zog erneut alle Blicke auf sich. »Jedenfalls braucht ihr Pluspunkte. Und wenn’s keine gibt, müsst ihr eben welche vortäuschen.«
    Vortäuschen? Wie frühreif diese modernen Mädchen waren …
    Sasha blinzelte verwundert. »Sollen wir lügen?«
    »Was ist denn eine Lüge?«, konterte Ruth.
    »Die Unwahrheit«, unterbrach ich die Konversation. »Natürlich ist es nicht meine Aufgabe, euch moralische oder ethische Grundsätze beizubringen. Ich will nur erreichen, dass ihr euch wenigstens einen Abend lang annähernd wie gut erzogene Damen benehmt.«

    »Wie altmodische Damen.«
    »Gut, dann eben wie altmodische Damen. Nennt es, wie ihr wollt. Das ist mir egal. Aber bitte, befolgt die Regeln nur an diesem einzigen Abend. Mehr verlange ich nicht von euch. Danach könnt ihr euren Hintern wieder in Mega-Miniröcken zeigen, eure Pluspunkte unterstreichen und euer Gesicht mit Make-up zukleistern.«
    Nellie riss die Augen auf, und ich schluckte.
    »Sorry, ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir. Machen wir morgen weiter.«

16
    Mit seltsamer Sturheit verlangte Janice, ihre Tochter müsste das grausige Suffragettenkleid tragen, als würde das beweisen, dass Morgan keine stumpfsinnige Konformistin war. Unterdessen bereitete Savannah sich geradezu obsessiv auf die Ankunft ihres Babys vor und entschied, wie es heißen sollte.
    Wenn es ein Junge sein würde - Benjamin Wainwright-Carter.
    Wenn es ein Mädchen sein würde - Benita Wainwright-Carter.
    Mich begeisterte keiner dieser Namen. Aber ich war klug genug, das für mich zu behalten.
    Ich arbeitete in dem kleinen Studio, das ans Kinderzimmer grenzte, und bereitete den Scheidungsfall vor. Natürlich konnte mir die totale Umgestaltung des Nebenraums,
der erst vor einem Jahr, bei Savannahs letzter Schwangerschaft, neu eingerichtet worden war, nicht entgehen. Obwohl ich mir nicht sicher bin - ich glaube, seit jener Fehlgeburt hat meine Schwester dieses Zimmer nicht mehr betreten. Wieso Janice das alles nicht wusste, war mir rätselhaft. Andererseits hatte Henry seine Familie vor der unerwarteten Rückkehr nur ganz selten nach Texas gebracht.
    Wenn Savannah das Kinderzimmer nicht dekorierte, hörte sie Mozart und las mit lauter Stimme inspirierende Kurzgeschichten, stets auf ihren Bauch und das Kind konzentriert, das darin wuchs. Sie kaufte Babykleidung, ließ Benjamin/Benita auf die Wartelisten aller

Weitere Kostenlose Bücher