Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
meine Pflicht, den Debütantinnen mitsamt ihrer Eskorte die erforderlichen Manieren und Fähigkeiten beizubringen, meine Tage vollkommen ausgefüllt. Wer fand über all dem Stress schon Zeit zum Nachdenken?
Was die Scheidungssache betraf - glücklicherweise überstand ich die Besprechungen mit dem gegnerischen Anwalt, ohne in seine Arme zu sinken. Aber so ungern ich es auch zugebe, es fiel mir immer schwerer. Vielleicht verhinderten nur seine wiederholten Forderungen, meine Mutter müsste seinem Klienten mehr Geld geben, dass ich ihn auf dem Konferenztisch vergewaltigte. Ein echter Lustkiller. Gott sei Dank. Außerdem war er verlobt. Ich war ebenfalls verlobt. Und obwohl ich den Mitarbeitern in Boston meine Herkunft verschwiegen hatte, was gewiss nicht astrein war - ich würde niemals über Männer herfallen, mit denen ich nicht verlobt war.
Eindeutig ein Pluspunkt: Jacks unentwegte Stocherei in den Vermögenswerten meiner Mutter half mir, meine Argumentation zu untermauern. Warum zum Teufel
sollte sie Vincent auch nur einen Cent mehr in den Rachen werfen, als es der Ehevertrag verlangte? Selbstverständlich würde ich die Gesetze buchstabengetreu befolgen. Aber das hielt mich nicht davon ab, gewisse Infos nur scheibchenweise zu verraten - genau so, wie es mir in den Kram passte.
Seit fast drei Monaten war ich nun schon in Texas, und die Tage wurden wärmer. Mit seltsamer Ausnahme der Mittwochmittagsstunden verbrachte meine Mutter fast die ganze Zeit im Bett. Ich hätte sie gefragt, was sie mittwochs machte, wäre ich nicht so erleichtert gewesen, weil sie bei ihren mysteriösen Exkursionen stets in heitere Stimmung geriet. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.
Savannah wurde immer dicker - wahrscheinlich wegen ihres Bestrebens, für zwei zu essen. Plötzlich interessierte sich meine zierliche, bisher gertenschlanke, von ihrer Figur besessene Schwester nur mehr für das Baby. Und Ben bewachte sie aufmerksam, fest entschlossen, alles zu tun, damit seiner kostbaren Ehefrau nichts zustieß.
Zwischen Janice und Morgan herrschte ein fragiler Waffenstillstand, der - hoffentlich - anhalten würde, bis der Ball vorbei war. Danach sollten sie machen, was sie wollten. Weglaufen, die Tochter in ein Internat stecken - was auch immer, solange sie meinen Ball nicht vermasselten.
Jetzt, wo die Partys überstanden waren (und die Gartenzwerge in der Presse nicht erwähnt wurden), verspürte ich wachsende Genugtuung/Ge-nug-tu-ung/Subst.
(1604), hervorgerufen 1.: von dem Beweis für die Gültigkeit des Ehevertrags, 2.: von der erwiesenen Tatsache, dass Vincent nichts für den Profit der Lucky-Stars-Farm getan hatte, und 3.: von den Fortschritten meiner Bemühungen, acht Mädchen in Damen zu verwandeln. Bald würde ich alle meine Ziele erreichen und reinen Gewissens in mein anderes Leben zurückkehren können.
Um der Nachmittagshitze im Haus zu entrinnen, saß ich auf der Veranda, meine Notizen für die Scheidungssache auf den Knien, und die Welt war in Ordnung, bis Jack in der Zufahrt parkte.
»Wir müssen reden!«, rief er, als er aus seinem schwarzen Suburban stieg.
»Worüber?«
»Über die Scheidung.«
»Fang an.«
»Nicht hier. Irgendwo anders, wo wir ungestört sind.«
»Wie subversiv … Wie wär’s mit einer Tiefgarage? Aber da müssen wir vielleicht nach San Antonio fahren.«
»Willst du hören, was ich zu sagen habe, oder nicht?«, fragte er und sprang auf die Veranda.
Neben mir klingelte das Handy, und wir inspizierten das Display. Massachusetts. Welche Nummer das war, wusste ich sofort. Uh - oh …
»Phillip, nehme ich an«, bemerkte Jack.
»Nein«, murmelte ich und schnitt eine Grimasse.
Sorry.
Ich ignorierte den Anruf, denn die Szene sollte sich nicht wiederholen, die mir so peinlich gewesen war, als ich das letzte Mal in Jacks Anwesenheit mit Phillip telefoniert
hatte. »Reden wir in der Küche. Lupe ist unterwegs, um einzukaufen, meine Mutter liegt im Bett, Henry arbeitet. Und Savannah verlangt gerade im Willow Creek Collegiate einen Studienplatz für ihr künftiges Kind. Keine Ahnung, wo Janice steckt. Aber die Kids sind oben und treiben weiß Gott was. Noch mehr Ruhe oder Privatsphäre kann ich dir nicht bieten.« Ohne eine Antwort abzuwarten, stand ich auf und ging hinein.
In der Küche füllte ich zwei Gläser mit süßem Eistee, der die Hitze mildern sollte. Die Hintertür und die Fenster standen offen. Obwohl meine Mutter Geld wie Heu besaß, weigerte sie sich beharrlich, vor dem
Weitere Kostenlose Bücher