Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
übermäßigen Zuckerkonsum), um das zu bemerken. Hastig sammelte er seine Cents ein und lief aus der Küche.
Ehe Jack mich daran hindern konnte, ergriff ich seine Karten. »Ein Straight Flush. Hmmm, ist das eine neue Pokerversion, bei der zwei Asse mehr zählen als das da?«
Da änderten sich meine Gefühle für Jack. Jetzt wollte ich ihn nicht mehr auf Konferenztischen vergewaltigen oder erwürgen. Und ich wollte auch nicht mehr vor ihm
flüchten, weil ich fürchtete, er wäre der einzige Mann, der mich in meine Mutter verwandeln könnte.
In meinem Herzen entstand etwas Warmes, Weiches, das man am besten »Emotion« /E-mo-tion/Subst. (1660) nennt: 1.: sensorische Stimulation, 2.: subjektive Reaktion, von einem bestimmten Gemütszustand bewirkt, 3.: all diese Dinge, die ich nicht tun wollte.
Ich legte die Karten auf den Tisch zurück. »Wer hätte das gedacht? Jack Blair, ehemals schlimmer Junge und derzeit skrupelloser Killeranwalt, ist nett zu einem Kind?«
Statt zu antworten, schob er seinen Stuhl zurück, stand auf und kam zu mir. Viel zu dicht vor meinem Körper blieb er stehen, so nahe, dass mein Herz heftig gegen die Rippen hämmerte. Diese Nähe ertrug ich ohnehin nur mühsam, weil ich mir nichts weiter als physische Kontakte wünschte. Aber jetzt, wo mich diese unglückseligen Emotionen durchströmten wie Hormone die Adern eines dreizehjährigen Mädchens, war mir zumute - nun ja, wie einem dreizehnjährigen Mädchen. Jack schaute mich an.
Was er dachte, wusste ich nicht. Nur eins erkannte ich: Der düstere, grüblerische Jack war zurückgekehrt, und das verwirrte mich.
Konzentrier dich, Carlisle, ermahnte ich mich.
Glücklicherweise gelang es mir zurückzutreten, ein Putzmittel und Papiertücher zu holen.
Mach sauber, befahl ich mir. Überall Schokolade. Wenn Lupe und meine Mutter das sahen, würden sie an die Decke gehen.
»Warum fängt’s immer wieder an mit uns beiden?«, fragte Jack zögernd, als versuche er, die Situation zu verstehen - als würde er eine Erklärung finden, die ihm missfiel.
Genau das fragte ich mich auch. Dafür hasste ich mich selber. Jahr um Jahr, bei jeder Begegnung, so entschlossen ich Jack Blair auch aus meinen Gedanken verbannte - immer wieder ging er mir unter die Haut.
»Ich bin glücklich, mein Leben ist wundervoll. Und ich freue mich darauf, den Rest meiner Tage mit Racine zu verbringen.« Frustriert seufzte er auf. »Das werde ich mir nicht verderben.«
Zu oft war ich ihm nur um Haaresbreite entronnen. Und jedes Mal hatte ich den Atem angehalten, vor lauter Angst, ich würde Jack Blair restlos verfallen. Und jetzt fühlte ich mich genauso wie vor drei Jahren, als ich schließlich nachgegeben hatte. Wie beim Sprung von einer Brücke, in der Hoffnung, ich würde an einem Bungee-Seil hängen.
Unglücklicherweise war’s nicht so gewesen. Damals hatte ich in der juristischen Bibliothek der Willow Creek University für mein Examen gebüffelt. Ich hatte immer erstklassige Zensuren erzielt. Aber das beruhigte meine Nerven nicht.
In der tiefen Stille auf einen schwierigen Text konzentriert, merkte ich nicht, dass Jack hereingekommen war. Ich entdeckte ihn erst, als er mir gegenüber Platz nahm und ein Stuhlbein auf dem Hartholzboden scharrte - ein lautes Geräusch im stillen Raum.
Verwirrt hob ich den Kopf.
»Hey«, sagte er leise, die verschränkten Arme auf der Tischplatte. Die Leselampe mit dem grünen Schirm beleuchtete meine Bücher und Papiere.
»Hey«, würgte ich hervor.
»Wie geht’s?«
»Großartig. Gut. Ganz ausgezeichnet.«
Meine Mutter hatte sich gewundert (nicht grundlos), warum ein sexuell so desinteressiertes Wesen wie ich ihren Lenden entsprungen war. Übrigens hatte sie wirklich das Wort »Lenden« benutzt, ich schwöre es.
»Und wie geht’s dir?«, fragte ich.
In meinem ersten Studienjahr - damals war er im dritten gewesen - hatte ich ihn ein paarmal getroffen, aber meistens war ich ihm aus dem Weg gegangen.
Er drehte eines meiner Bücher herum, las eine Frage auf der Seite vor, die ich gerade studiert hatte, und beantwortete sie. Dabei lächelte er mit jenem arroganten Stolz, der nur an ihm liebenswert wirkte. »Irgendwie siehst du so aus, als würdest du einen Burger im Moe’s vertragen.« Er schloss das Buch und stand auf.
Auch ich sprang auf, beugte mich über den Tisch hinweg und griff nach dem Buch. »Unmöglich, ich muss arbeiten.«
Aber Jack hielt das Buch fest, und wir standen uns gegenüber, auf verschiedenen Seiten des
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